
Totgeglaubte leben wieder
Seit vielen Jahren geht es mit der CVP im Aargau bergab. 2003 wurde auch die Ortspartei Oftringen aufgelöst. Doch die Talsohle sei erreicht, glaubt Raphael Zimmerli. Der 24-jährige Oftringer ist enthusiastisch: «Jede Gründung einer Ortspartei ist ein Teil des Wiederaufstiegs der Partei.» Zusammen mit dem 18-jährigen Mike Panichella hat Zimmerli vor einem Monat die CVP Oftringen zurück ins Leben gerufen. Der Leitgedanke: «Eine dezent bürgerliche Politik für den Mittelstand, die sich lose an christlich-demokratischen Werten orientiert.» Werte wie Solidarität, rechtliche Gleichheit und Freiheit. Was trocken klingt, kam dabei auf eine Art und Weise zustande, wie sie moderner kaum sein könnte.
Facebook: der Parteimacher
Gefunden haben sich Geologiestudent Zimmerli und Kantischüler Panichella nämlich über Facebook. «Ich wurde durch ein Statement Raphaels zum Thema Energiewende auf ihn aufmerksam», erzählt Mike Panichella, «und im Austausch merkten wir dann, dass wir politisch auf derselben Wellenlänge sind.» Panichella amtet nun als Vize der Ortspartei. Es sind seine ersten politischen Versuche. Etwas anders bei Zimmerli. Dieser ist Vorstandsmitglied der Jungen CVP Aargau und des Jugendparlaments. Lokal auf sich aufmerksam machte er als Komiteemitglied für einen Einwohnerrat. 2015 kandidierte er für den Nationalrat, 2016 für den Grossen Rat. Deshalb könne er auch mit Niederlagen umgehen, sagt Zimmerli, angesprochen auf die Schwierigkeit, die Ortspartei zu etablieren.
Während Mike Panichella eher noch scheu und unsicher wirkt, wählt Zimmerli seine Worte gezielter. Sympathisch wirken beide. Das Programm der Ortspartei orientiert sich an der Bezirks- und Nationalpartei. Obwohl die CVP für alle offen sei, will das Duo sich auch stark für die jüngeren Generationen einsetzen. «Für junge Menschen gibt es in unserer Gemeinde heute viel zu wenig Angebote. Das führt dazu, dass die Jugendlichen, wenn sie in den Ausgang wollen, immer nach Luzern oder so ausweichen müssen», erklärt Mike Panichella und fragt rhetorisch: «Warum nicht statt sechs Einkaufszentren eines weniger, dafür ein richtiges, tolles Ausgangslokal, direkt neben der Autobahnausfahrt, das unsere Region belebt?» Auch das Dorfleben sei quasi inexistent. Zimmerli und Panichella wünschen sich auch eine bessere Anbindung Oftringens an das Zugnetz und einen Ausbau des Busangebots – gerade im Bereich der Nachtverbindungen.
Gemeinsam statt polarisierend
Die CVP Oftringen will auf eine vermittelnde statt polarisierende Politik setzen. Die soziale, ökologische und kulturelle Komponente des Parteiprogramms sei vereinbar, sagt Zimmerli. «Die Stärke unserer Partei ist es ja gerade, den Austausch mit allen Beteiligten und vor allem auch der Zivilbevölkerung zu pflegen. Denn nur gemeinsam können wir etwas erreichen.»
Dass die CVP sich mit genug Durchhaltewillen, Biss und Unterstützung etablieren könne, macht Raphael Zimmerli auch vom Wandel abhängig, den die Partei hinter sich habe. «Wir sind keine religiöse Partei, wir setzen uns im Gegenteil ein für die Trennung von Kirche und Staat.» Zwar sind die beiden Jungpolitiker selber gläubig. Das «C» in CVP gilt nicht als religiöses, sondern als politisches «C» und untermauert gemäss dem Parteislogan «das Verständnis der Schweiz als demokratischen Rechtsstaat föderalistischer Prägung». Ein modernes «C», das inzwischen auch eine eigene Facebookseite hat.