
Der neue Besitzer des Château Gütsch stellte sich vor

Jahrelang ist im Luzerner Hotel Château Gütsch wenig geschehen. Der russische Oligarch Alexander Lebedev (61) hatte das Märchenhotel 2007 gekauft und aus dem Dornröschenschlaf wachgeküsst. Er liess es renovieren und hatte grosse Ausbaupläne, die er aber alle nicht realisierte. Stattdessen stiess er mit seiner eigenwilligen Art die Einwohner und Behörden von Luzern vor den Kopf.
Ganz anders der russische Financier Kirill Androsov (49), der das Wahrzeichen jüngst gekauft hat. Er macht Nägel mit Köpfen und lässt das Hotel ab 1. Oktober umbauen und erneuern. Er will auch die Gunst der Einheimischen zurückgewinnen, die den Gütsch oft nur noch als Teil des Landschaftsbildes wahrnehmen. Dies, obwohl das Hotel im Stil von Neuschwanstein bei den meisten Touristen, welche die Leuchtenstadt besuchen, ein fester Begriff und begehrter Anlaufpunkt ist.
Der neue Besitzer kommt aus Murmansk
Kirill Androsov besuchte in den vergangenen Tagen Luzern und sprach am Mittwoch im Hotel Château Gütsch über seine Pläne fürs Luzerner Kleinod. Erst stellte er sich vor: Aufgewachsen ist er im hohen Norden; in Murmansk am Weissen Meer. Er studierte in St. Petersburg und Chicago Wirtschaftswissenschaften und sammelte Berufserfahrung im Investmentbanking. Danach arbeitete er im Stab des russischen Ministerpräsidenten und war stellvertretender russischer Wirtschaftsminister. Er war in der Führung verschiedener Infrastruktur- und Verkehrsunternehmen. Spätestens in seiner Funktion als Verwaltungsratspräsident der Fluggesellschaft Aeroflot dürfte er mit Lebedev in Kontakt gekommen sein. Dieser ist am Unternehmen beteiligt und in der Luftfahrtindustrie aktiv.
Vor einigen Jahren hat Androsov seinen Lebensmittelpunkt nach Singapur verlegt, wo er mit seiner Familie lebt. Der begeisterte Skifahrer ist aber häufig in der Schweiz. «In den vergangenen 20 Jahren war ich mindestens 50 Mal hier», sagte er. Neben den Skiorten hat es ihm Luzern und das Schlosshotel Gütsch ganz besonders angetan.
Es sei eine goldene Regel für einen Investor, sich nicht in Dinge zu verlieben, die man gekauft habe, sagte er. Wenn das doch geschehe, dann verkaufe man sie nicht mehr. Er selber habe sich etwa vor drei Jahren ins Château Gütsch verliebt. Androsov besuchte das Lucerne Festival.
Nun will er möglichst schnell Lösungen für Probleme umsetzen. Zum Beispiel sei das Château Gütsch mit seinen ursprünglich 31 Zimmern zu klein für einen rentablen Betrieb. Nächsten Januar nach dem Umbau sollen es aber bereits 40 Zimmer sein, wie Benno P. Hafner, Anwalt aus Luzern und Verwaltungsratspräsident der Hotel Gütsch AG, erklärt. «Damit sollte man ein modernes, charmantes und elegantes Boutique-Hotel gut führen können.»
Geplant ist ein Umbau des Panoramasaals und angrenzender Verwaltungsräume zu Zimmern und Suiten. Die Baubewilligung liegt vor. Ausserdem wird das Hotel entrümpelt und renoviert. Der neue Besitzer investierte mehrere Millionen Franken. «Natürlich stimmen wir jeden Schritt mit dem Denkmalschutz ab», so Benno P. Hafner.
Mangels einer Lounge im Hotel soll die Empfangshalle heller und geräumiger gestaltet werden, ebenso sollen die Sitzgelegenheiten der Bar durch solche auf dem Balkon ergänzt werden. «Wir möchten das Château Gütsch als Vier-Stern-plus-Hotel weiterbetreiben, aber mit einem Service auf Fünf-Stern-Niveau», sagt Hafner. Als Vorbild gilt die Gruppe der Small-Luxury-Hotels.
Kaffee und Kuchen und abends schön dinieren
Das Restaurant mit der grossen Terrasse bleibt bestehen, wird abends aber auf internationale Küche im französischen Stil ausgerichtet. Tagsüber gibt’s Angebote, welche Luzernerinnen und Luzerner auf den Gütsch locken sollen. Kaffee und Kuchen für Familien und Erholungssuchende, Brunches am Wochenende, Auswahlmöglichkeiten für Vereine und Festessen. «Es soll möglichst viele Gründe geben hierherzukommen», sagt Androsov, der sich auch mit dem Luzerner Stapi Beat Züsli (SP) und Vertretern von Lucerne Tourismus abgesprochen hat.
Damit die Einheimischen wieder vermehrt die atemberaubende Aussicht geniessen, soll auch die Gütschbahn auf Vordermann gebracht werden. «Wir wollen garantieren, dass sie künftig 24 Stunden am Tag fährt», sagt Hafner. Eine technische Überholung ist in Auftrag gegeben, ausserdem werden die Stationen aufgehübscht. Lebedevs Skulpturenpark auf dem Gütsch kommt weg; er kann bis Ende Monat noch gratis besichtigt werden.