
Armon Orliks Premiere ohne Publikum auf dem Weissenstein
Anfang Juni entschieden die Organisatoren des Weissenstein-Schwinget schweren Herzens, die 70. Ausgabe ohne Zuschauer über die Bühne zu bringen. Ein Corona-Schutzkonzept für über 5000 Besucher war zu jenem Zeitpunkt noch nicht realistisch. Die Option, nur 1000 Leute auf das Festgelände zu lassen, wurde letztlich deshalb verworfen, weil man sich mit den anderen Bergfesten, die in diesem Jahr ebenfalls auf Publikum verzichten, solidarisch zeigen wollte.
Immerhin: Im Gegensatz beispielsweise zum Rigi-Schwinget, der vor Wochenfrist im Fussballstadion in Ibach durchgeführt wurde, werden die Schwinger am Samstag auf dem Weissenstein in gewohnter Umgebung an die Arbeit gehen. Und als Trost für alle, die nicht auf dem Solothurner Hausberg dabei sein können: Das Schweizer Fernsehen wird das Schwingfest per Stream übertragen und dafür besorgt sein, dass die Zuschauer von zu Hause aus den ganzen Tag live dabei sein können.
Trotz Ausbildung: Die Leistung im Training stimmte
Sportlich verspricht das Bergfest einiges. 30 Schwinger aus dem gastgebenden Nordwestschweizer Verband treffen auf je 30 Gäste aus der Innerschweiz und der Nordostschweiz. Mit den beiden verletzten Innerschweizern Joel Wicki und Pirmin Reichmuth, dem ebenso rekonvaleszenten «Lokalmatadoren» Nick Alpiger sowie dem Nordostschweizer Titelverteidiger und Saisondominator Sämi Giger fehlen vier der aktuell stärksten Schwinger, doch das Teilnehmerfeld bietet nichtsdestotrotz ein paar gewichtige Namen.
Allen voran der Saisonpremiere des Bündner Eidgenossen Armon Orlik darf man gespannt entgegenblicken. Der 26-Jährige tritt auf dem Weissenstein erstmals in diesem Jahr wettkampfmässig ins Sägemehl. Er hatte sich bis Ende Juni auf seine Ausbildung konzentriert, liess gegenüber der Zeitung «Südostschweiz» aber verlauten, dass er sich bestens auf seinen ersten Auftritt vorbereitet habe: «Ich bin selber gespannt, wie es gehen wird. Gleichzeitig bin ich zuversichtlich. Die Trainings in den letzten beiden Wochen verliefen positiv. Ich bin gut vorbereitet und parat.»
Die härteste Konkurrenz dürfte dem Bündner, der 2016 bereits einmal auf dem Weissenstein triumphiert hat, aus der Innerschweiz erwachsen. Auch ohne die beiden Titulare Wicki und Reichmuth schickt der ISV vier Trümpfe ins Rennen. Mike Müllestein stand letzten Sonntag am Rigi-Schwinget im Schlussgang, den er gegen Sämi Giger verlor. Joel Ambühl gewann vor zwei Wochen überraschend das Innerschweizer Verbandsfest. Und mit den beiden Eidgenossen Marcel Bieri und Sven Schurtenberger muss man auch immer rechnen.
Aus der Nordostschweiz muss man neben Orlik und in Abwesenheit von Giger vor allem Werner Schlegel im Auge behalten. Der 18-jährige Toggenburger zeigte in Ibach eine starke Darbietung und verpasste den Schlussgang nur deshalb, weil das Einteilungsgericht dem punktgleichen Einheimischen Müllestein den Vorzug gab. Schlegel bodigte auf dem Weg zum 2. Schlussrang unter anderem auch den Uerkner Eidgenossen Patrick Räbmatter.
Räbmatter, Strebel und Döbeli als NWSV-Trümpfe
Patrick Räbmatter gehört zusammen mit den beiden Freiämter Eidgenossen Joel Strebel und Andreas Döbeli zu den drei heissesten Kranzanwärtern der Nordwestschweizer. «Räbi» holte sich am letzten Sonntag am Rigi-Schwinget trotz zweier Niederlagen gegen Giger und Schlegel ebenso souverän den Kranz wie Strebel bei dessen Gastauftritt am Südwestschweizer Verbandsfest, wo der Aristauer ungeschlagen blieb. Weniger Glück hatte Döbeli in Ibach, wo er dreimal stellte, einmal als Verlierer vom Platz ging und in der Rangliste entsprechend ungewohnt weit hinten auftauchte. Der Sarmenstorfer dürfte auf dem Weissenstein entsprechend motiviert ans Werk gehen.
Interessant ist die Tatsache, dass der Teilnehmerschlüssel für das Weissenstein-Schwinget erst kürzlich noch angepasst wurde. Statt 40 Schwinger aus der Nordwestschweiz und jeweils deren 25 aus der Inner- und der Nordostschweiz dürfen nun alle drei Teilverbände jeweils 30 Mann ins Sägemehl schicken. Die Nordwestschweizer haben derzeit aus verschiedenen Gründen ganz einfach nicht genug qualitativ genügende, aktive Schwinger zur Verfügung.
Weissenstein-Schwinget 2021
Spitzenpaarungen erster Gang:
Armon Orlik – Marcel Bieri
Joel Strebel – Benji von Ah
Patrick Räbmatter (Uerkheim) – Reto Nötzli
Andreas Döbeli – Erich Fankhauser
Mike Müllestein – Domenic Schneider
Sven Schurtenberger – Samir Leuppi
Fabian Kindlimann – Andi Imhof
Joel Ambühl – Werner Schlegel