
Die Noten der Schweizer Nationalspieler gegen Spanien
Yann Sommer, Torhüter: 7
Hält im Penaltyschiessen «nur» den Elfer von Rodri – das reicht nicht. Sommer ist trotzdem ein Held und beim abgefälschten Gegentor in der achten Minute ohne Chance. Er erlebt in diesem Viertelfinal lange einen ruhigen Abend, aber das sollte sich noch ändern. Erstmals intervenieren muss der Rekordgoalie der Schweizer Nationalmannschaft nach 25 Minuten beim Kopfball von Azpilicueta, später bei Moreno und Alba. Und er zeichnet sich abermals bei Moreno und in der Verlängerung bei Oyarzabal, Busquets und wieder Moreno aus. Weltklasse!
Ricardo Rodriguez, linker Verteidiger: 5,5
Was für eine heroische Tat, als sich Rodriguez nach 110 Minuten wagemutig in das Geschoss von Llorente wirft und somit die Schweizer ins Penaltyschiessen rettet. Lässt auf seiner Seite wenig zu und ist stets die Ruhe seiner selbst, in ein paar Zweikämpfen ist er dennoch unterlegen. Rodriguez hat sich mit Fortdauer des Turniers gesteigert, wenngleich er auf der linken Seite keine Akzente nach vorne setzen kann. Aber spätestens nach Freulers roter Karte ist das auch nicht mehr nötig.
Nico Elvedi, Innenverteidiger: 5,5
Starke Partie. Der «Eisvogel» ist mehrmals gefordert gegen die spanischen Angreifer, kommt aber meistens vor ihnen an den Ball. Bei ihm ist es wie so oft: Es gibt an seiner Leistung nichts auszusetzen, und dass sich die Spanier lange eher wenige Torchancen erspielen, liegt auch an Elvedi. Der 24-Jährige gewinnt viele Zweikämpfe. Zusehends schwinden auch beim ihm die Kräfte, doch mit hochrotem Kopf steht er die zweite Verlängerung innert vier Tagen gut durch.
Manuel Akanji, Innenverteidiger: 6
Weltklasse. Einziger Wermutstropfen ist der verschossene Penalty. Den schiesst er wirklich nicht gut. Wir geben dennoch die Topnote, weil Akanji der Turm ist im Schweizer Abwehrverbund, am meisten Bälle hat neben Sommer. Und die Hintermannschaft perfekt dirigiert. Er geht auf Schweizer Seite definitiv als einer der Gewinner dieser EM hervor. Gute Kopfballchance nach 34 Minuten, sowieso rückt Akanji jedes Mal bei Standardsituationen nach vorne. Gewinnt viele Zweikämpfe, sehr viele. Und hat die höchste Passquote der Schweizer Feldspieler. «Manu» wird der Schweizer Mannschaft noch lange ein Rückhalt sein.
Silvan Widmer, rechter Verteidiger: 5
Schade, macht er die Augen zu bei seiner Kopfballchance. Da wäre nach dem Shaqiri-Corner in der 39. Minute mehr dringelegen. Vielleicht ist er ja etwas nervös vor diesem Viertelfinal. Seine Passquote lässt jedenfalls lange zu wünschen übrig, ab und zu hilft er sich mit Fouls, doch dann steigert er sich zusehends, auch im Zweikampfverhalten. Der 28-Jährige zeigt damit die nächste Partie mit grossem Herz und kämpft 100 Minuten lang, ehe Mbabu hereinkommt und seinen Part übernimmt.
Denis Zakaria, zentrales Mittelfeld: 4
Die Geschichte wiederholt sich in St. Petersburg: War es hier gegen die Schweden im WM-Achtelfinal 2018 Akanji, der den Ball abfälschte, ist es nun Zakaria bei Albas Schuss. Eigentor, was für ein unglücklicher Auftakt in der 8. Minute für den Gladbacher, der für Xhaka spielt. Hat in der 56. Minute die grosse Ausgleichschance mit dem Kopf – knapp vorbei. Aufs Spiel hat er aber nicht viel Einfluss, wenngleich er physisch präsent ist und sich in die Partie hineinbeisst. Wird in der Verlängerung ausgewechselt für Fabian Schär.
Remo Freuler, zentrales Mittelfeld: 4,5
Natürlich rennt er viel. Und manchmal gibt er auch eine schöne Verlagerung. Doch vor allem gibt er den Pass zum Ausgleich, als er nach einem lapidaren Fehler in der spanischen Hintermannschaft geistesgegenwärtig reagiert und für Shaqiri auflegt. Und warum ist er überhaupt dort beim gegnerischen Sechzehner anzutreffen? Weil er eben auch diesen Meter noch macht. Neun Minuten nach dem Assist könnte Freuler im Tal der Tränen versinken. Rot nach einem Tackling (77.), das niemals Rot verdient.
Steven Zuber, Aussenläufer: 4,5
Findet in der ersten Halbzeit nicht ins Spiel. Das ist bis dahin nicht der Dauerasstistgeber Zuber, den wir seit dem Spiel gegen die Türken kannten. Aber dann hat er in der 64. Minute nach dem Vargas-Pass eine gute Möglichkeit zum Ausgleich, und zumindest muss sich Goalie Simon bewähren.
Xherdan Shaqiri, offensives Mittelfeld: 5,5
Ja, er hat wieder seinen Moment. Diesmal steht ihm der Pfosten bei, als er Freulers Pass in der 68. Minute verwertet. Und wer jubelt am meisten auf der Tribüne bei den Schweizern? Granit Xhaka. Shaqiri ist bestrebt, manchmal das Spiel schnell zu machen. Als Captain ist er aber nicht der Antreiber wie es Xhaka jeweils sein kann. Dafür sind die Eckbälle stets gefährlich, und einmal probiert er den Corner gar direkt zu verwandeln. Ja, Shaqiri hat einen guten Auftritt und muss vor Ende der regulären Spielzeit angeschlagen raus.
Haris Seferovic, Stürmer: 3,5
Der dreifache Torschütze dieses EM-Turniers hat einen unglaublich schweren Stand und kommt nur einmal zu einem Abschlussversuch. Ihm hilft auch nicht, dass er eben kein Konterstürmer ist.
Breel Embolo, Stürmer: ohne Note
Embolo verletzt sich ohne gegnerische Einwirkung früh.
Ruben Vargas, Aussenläufer: 4
Das Drama wird der untröstliche Vargas erst noch verdauen müssen: Doch die Zeit wird die Wunde heilen, nach der Verlängerung vom Elfmeterpunkt nicht getroffen und über das Tor geschossen zu haben. Dabei hatte er ja gegen die Franzosen noch Glück. Aber: Für den 22-Jährigen spricht, dass er sich überhaupt dieser Nervenbelastung aussetzt. Vargas kommt früh für den verletzten Embolo rein. Braucht danach eine gewisse Zeit, bis er richtig da ist. Feiner Pass auf Zuber in der 64. Minute, offensiv läuft aber sowieso nicht viel bei den Schweizern.
Djibril Sow, zentrales Mittelfeld: 4
Nach Freuler-Rot für Shaqiri. Hilft im Mittelfeld mit, die Räume eng zu halten.
Mario Gavranovic, Stürmer: 4
Gavranovic hat denselben schweren Stand wie Seferovic. Und doch traut man ihm zu, einmal bei einem Konter zu entwischen. Es passiert leider nie. Immerhin versenkt er seinen Penalty wie gegen die Franzosen sicher.
Kevin Mbabu, Verteidiger: 4
Trägt dazu bei, dass das Abwehrbollwerk hält.
Fabian Schär, Mittelfeld: 3,5
Nicht sein Turnier. Verschiesst den zweiten Penalty.
Christian Fassnacht, Aussenläufer: 3,5
Kommt für Zuber (92.), hat dann aber schon auch Mühe mit dem Tempo der Spanier. Seine Passquote ist mit 33 Prozent miserabel.