
E-Mail-Affäre: Roger Fessler tritt nun auch aus dem Grossen Rat zurück – «aus gesundheitlichen Gründen»
Roger Fessler ist nicht mehr länger Grossrat des Kantons Aargau. Das teilt die SVP Aargau am Montagmorgen in einem kurzen Schreiben mit. Der Rücktritt erfolge «aus gesundheitlichen Gründen», wie die Partei mitteilt. Fessler war schon der Gemeindeversammlung vom Donnerstag aus gesundheitlichen Gründen ferngeblieben.
Die kantonale Partei nennt die E-Mail-Affäre nicht und schreibt: «Die SVP dankt Roger Fessler für die Arbeit, welche er für die Partei und den Kanton geleistet hat und wünscht ihm und seiner Familie alles Gute.»
Facebook-Account gelöscht
Fessler war erst vergangene Woche als Gemeinderat von Mellingen zurückgetreten, nachdem eine E-Mail-Affäre publik geworden war. Fessler war für eine persönliche Stellungnahme bisher nicht erreichbar. Seinen Facebook-Account, auf dem er sehr aktiv war, hat er mit seinem Rücktritt als Gemeinderat gelöscht. Als solche war er 3,5 Jahre im Amt.
Fessler hatte als Grossrat im Amt und auch Mitglied der Justizkommission bleiben wollen. Er war seit 2019 Mitglied des Kantonsparlaments. «Ich halte nichts von einer Rücktrittskultur, bei der man nach einem Fehler alle Ämter niederlegt», hatte er noch vergangene Woche dieser Zeitung gesagt.
Der Aargauer SVP-Präsident Andreas Glarner sagte im Interview mit dieser Zeitung dazu: «Ich persönlich finde nicht, dass er als Grossrat deswegen zurücktreten muss. Er hat auf der richtigen Ebene die Konsequenzen gezogen. Ob er dann als Grossrat wiedergewählt wird, steht auf einem anderen Blatt.»
Ratskollegen angeschwärzt
SVP-Politiker Fessler hatte ab Oktober 2019 verschiedenen Medien anonyme E-Mails geschickt, in denen er als sachlicher Whistleblower auftrat, teilweise aber auch Ratskollegen anschwärzte.
Fessler entschuldigte sich. Strafbare Konsequenzen dürfte er nicht zu erwarten haben. Für die verbliebenen Mitglieder des Mellinger Gemeinderats war klar, dass der Rücktritt unumgänglich war, wie sie in einer Stellungnahme schrieben.
Gemeindeammann Bruno Gretener (FDP) sprach von einem «klaren Vertrauensbruch». Gretener und Vizeammann Vizeammann René Furter (SVP) hatten vor einigen Wochen angekündigt, bei den Erneuerungswahlen im September doch nicht wieder antreten zu wollen, aufgrund von «internen Differenzen, Indiskretionen und nicht abgesprochener Aktivitäten im Gemeinderat». Von Fesslers E-Mails wussten sie damals noch nichts.