
Ein Hub im Raum Aarburg-Zofingen macht Sinn
«Cargo Sous Terrain» – eine voll automatisierte unterirdische Güterbahn, die in ihrem Endausbau die Strecke Genf bis St. Gallen (mit Abzweigungen nach Thun, Basel und Luzern) befahren soll –, mutet auf den ersten Blick wie eine Idee von Jules Verne (1828–1905) an. Titel der Science-Fiction-Romane des Franzosen sind «In 80 Tagen um die Welt», «Von der Erde zum Mond» oder «Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer» – Vorhaben, die im 19. Jahrhundert völlige Utopie waren.
Übrigens: Eine Güter-U-Bahn in Kleinstformat, die kennen wir unter dem Namen Rohrpost seit dem 19. Jahrhundert. In der Stadt Zürich waren einst verschiedene Post-Büros mit Rohrpostanlagen vernetzt.
Technisch ist «Cargo Sous Terrain» machbar. Aber wie steht es um die Finanzierung, an welcher sich der Bund nicht beteiligen will? Hinter der Idee stehen wichtige Player und Financiers wie Coop und Migros, aber auch SBB Cargo oder die Post.
Eine erste Teilstrecke soll die Logistik-Hotspots Egerkingen und Härkingen (Paketzentrum der Post) mit Suhr (Verteil- und Produktionszentrum der Migros) und Schafisheim (Hub der Coop) verbinden. Von dort findet der erste Abschnitt dieser Warentransport-U-Bahn seine Fortsetzung in Richtung Güterbahnhof Limmattal und nach Zürich Nord.
Letzte Woche hat der Ständerat dem Generationenprojekt Schub verliehen. Er sprach sich einstimmig und mit Begeisterung dafür aus, dem Logistikvorhaben die nötigen gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Die sind zentral wichtig.
Wie einst die ersten Eisenbahnen in unserem Land soll auch «Cargo Sous Terrain» rein privat finanziert werden. Privat zu sein, daran scheiterte vor rund 200 Jahren die Schweizerische Nordostbahn (NOB), deren Pilotstrecke Spanisch-Brötli-Bahn hiess und zum Ziel hatte, Basel mit dem Bodensee zu verbinden. Die Finanzen waren das eine, der «Kantönligeist», welcher der Bahn Steine auf die geplanten Schienen legte, das andere.
Damit dies «Cargo Sous Terrain» nicht droht, hat der Ständerrat für das Projekt ein landesweit einheitliches Baubewilligungsverfahren auf Basis des heutigen Eisenbahngesetzes beschlossen. Das bringt planerische, rechtliche und auch eine gewisse finanzielle Sicherheit.
Ein grosses Problem bei der Planung und Realisierung der Güter-U-Bahn liegt im Boden, durch den sie führen soll. Im Gegensatz zu einem Alpentransit-Projekt geht es hier weniger um geologische Gegebenheiten. Hindernisse sind vielmehr die gegen 600 000 Kilometer Leitungen, auf welche man im Untergrund des Mittellands trifft. Diese gehören grossen Firmen wie der Swisscom oder der SBB, aber auch rund 8000 sogenannten Werkeigentümern aus dem Wasser-, Strom-, Gas- und Fernwärmebereich. Das Eisenbahngesetz regelt auch hier das Rechtliche – samt Entschädigungsfragen.
Bei allen Vorteilen für die Realisierung des Projekts ist das Eisenbahngesetz eine Herausforderung für die Anrainer der Strecke. Das Unternehmen muss im Prinzip nichts tun, was nicht in seiner Konzession steht. In der Region Zofingen – speziell in Rothrist – haben wir grosse und innovative Logistiker. Sie und die regionale Wirtschaft bei «Cargo Sous Terrain» anzudocken, muss zu einem Ziel des Vereins AareLand und von zofingenregio werden.
Bei Olten kreuzen sich dereinst die «Cargo Sous Terrain»-Achsen Basel–Luzern und Genf–St. Gallen. Ein Hub im Raum Aarburg-Zofingen macht Sinn und ist eine Forderung, die bei den Initianten des Projekts raschmöglichst deponiert werden müsste.