
Klare Worte von American-Football-Verbandspräsident: «Das ist Diskriminierung»
Es passt gerade alles zusammen: Während der Sommer sich langsam durchzusetzen vermag, darf draussen im Amateurbereich endlich wieder Mannschaftssport betrieben werden. Bis zu 50 Personen können sich gemeinsam auf den Plätzen messen. Die Sonne scheint aber nicht für alle Sportarten. American Football kann zwischen den Fanionteams unter diesen Voraussetzungen in der Schweiz nicht stattfinden. Die Grenze müsste dafür mindestens verdoppelt werden. Doch das Anliegen des Schweizerischen American Football Verbands (SAFV) fand in der Politik bisher kein Gehör.
Claudio Spescha, Präsident des SAFV, nimmt kein Blatt vor den Mund: «Das ist Diskriminierung. Wir sind die einzige Outdoor-Teamsportart in der Schweiz, die nicht richtig loslegen darf. Dabei spielen beim American Football auf dem Feld gleich viele Akteure wie beim Fussball. Lediglich die Kader sind grösser.» Besonders frustrierend ist die Situation für Spescha auch, weil er vieles unternommen hat, um auf die Randsportart aufmerksam zu machen: «Als der Bundesrat die geplanten Lockerungsschritte verkündete, haben wir die Kantone darum gebeten, dass sie bei der Vernehmlassung auf unser Problem hinweisen. Fünf Kantone haben uns sogar zugesichert, dass sie uns unterstützen würden, doch es hat nichts gebracht.»
Nebenbei habe der Verband probiert mit der höchsten Liga auf die Liste der semiprofessionellen Sportarten zu kommen, doch die Anfrage wurde ohne nachvollziehbare Gründe abgewiesen. «Es ist schon sehr bitter, jetzt bekommen wir endlich eine J+S-Anerkennung für unsere Sportart und trotzdem interessiert sich keiner für unser Anliegen», betont Spescha.
Fehlende Planungssicherheit bei den Argovia Pirates
Während in Deutschland und in Österreich nun die höchsten Ligen ihren Spielbetrieb wieder aufnehmen, muss der Start der Schweizer NLA in den Juli verschoben werden. Bis dahin bleibt dem Verband nichts anders als abwarten und zu hoffen, dass ihre Sportart bei den nächsten Lockerungen von der Politik berücksichtigt wird. «Uns sind die Hände gebunden», sagt Claudio Spescha.
Die Argovia Pirates sind als NLB-Team von der Verschiebung des Saisonstarts noch nicht direkt betroffen. Die Seniors des Aargauer Footballteams starten erst am 14. August in die neue Spielzeit. Trotzdem ist auch in Buchs das Unverständnis gross: «Wahrscheinlich haben sie unsere Sportart einfach vergessen», mutmasst Präsident Viktor Gegeckas. Vor allem Ungewissheit sei derzeit ein grosses Problem: «Wir haben einige Spieler, die mehrere Sportarten ausüben. Wenn sie nicht wissen, ob und wann es bei uns richtig losgehen kann, bevorzugen sie vielleicht lieber eine sichere Alternative. Das ist für uns bitter, so haben wir keine Planungssicherheit.»
Deshalb sei es nun sehr wichtig, so schnell wie möglich Gewissheit zu haben: «Für uns zählt jeder Tag», meint Gegeckas. «Die letzten Wettkämpfe der Seniors liegen schon fast zwei Jahre zurück. Wir haben auch viele neue Spieler, die noch nie ein Ernstkampf ausgetragen haben.» Dies sei insofern ein Problem, weil neue Spieler oft erst nach einem richtigen Wettkampf merken, ob ihnen diese Sportart zuspricht. Auch deshalb sei es so wichtig, dass Testspiele gegen andere Teams so bald wie möglich durchgeführt werden können.
Bis dahin müssen sich die Argovia Pirates mit der aufgehobenen 15er-Grenze zufrieden geben: «So können wir immerhin im Training wieder eine komplette Defense gegen eine komplette Offense laufen lassen. Das ist für uns bereits ein grosser Fortschritt», sagt Gegeckas.