
Der FC Aarau reagiert, bevor es zu spät ist
Reihenweise haben die Schweizer Profiklubs für das vergangene Jahr Verluste vermeldet. Ob und wie schnell sich die Krise an der Einnahmenfront erholt, ist nicht abzuschätzen. Das gilt auch für den FC Aarau: Zwar sind ab 1. Juli die Tore ins Brügglifeld für die Zuschauer wieder offen – via Blaupause mit den Ticketeinnahmen in Zeiten vor Corona können die Verantwortlichen jedoch nicht budgetieren, da die Saisonkarten von 2020/21 automatisch bis 2022 verlängert werden, die Bezahlung indes freiwillig ist. Kommt hinzu: Ein erfolgreicher Abschluss der seit über einem Jahr anhaltenden Suche nach einem neuen Hauptsponsor (ca. 250000 Franken pro Jahr) zeichnet sich nicht ab. Und Ende 2020 hat der FC Aarau beim Bund einen Covid-Kredit in Höhe von 1 Million Franken aufgenommen, rückzahlbar innert drei Jahren.
Kapitalerhöhung in der Höhe von 400000 Franken
Als erster der 20 Schweizer Profiklubs geht der FC Aarau nun in die Offensive, um sich für den Fall einer noch lange anhaltenden Durststrecke abzusichern: Im Hinblick auf die Generalversammlung vom 21. Juni beantragt der Verwaltungsrat der FC Aarau AG eine Kapitalerhöhung in der Höhe von 400000 Franken. Maximal 8000 neue Aktien mit einem Nennwert von je 50 Franken sollen ausgegeben werden. Der Preis pro Aktie beträgt 100 Franken, so dass im besten Fall 800000 Franken in die Kassen des FC Aarau fliessen – das Minimalziel sind 500000 Franken.
Kapitalerhöhungen haben in der Regel zwei Zwecke: Entweder soll damit das kurzfristige Überleben eines Klubs gesichert werden. Oder es ist der Startschuss für den Griff nach den sportlichen Sternen. Im Fall der vierten Kapitalerhöhung der FC Aarau AG seit deren Gründung im Jahr 2003 gilt weder noch: So verfügt der FCA trotz 200000 Franken Verlust im Geschäftsjahr 2020 noch über mehr als eine halbe Million Franken Reserven. Und das langfristige sportliche Ziel ist weiterhin die Etablierung in der Super League, vom Champions-League-Titel träumt im Brügglifeld niemand.
Warum dann die Kapitalerhöhung? Das Ziel des Totalumbruchs im vergangenen Sommer (Klubführung, Trainer, Spielerkader) ist eine kontinuierliche sportliche Verbesserung, die in der Etablierung in der Super League gipfelt. Was mit Blick aufs Finanzielle bedeutet, dass die Profiabteilung Jahr für Jahr teurer wird – gemäss der Gleichung: Wer höheren Anforderungen genügen soll, kostet auch mehr. Gleichzeitig sagt die Realität voraus, dass die finanziellen Reserven weiter schwinden und Einnahmeausfälle (Zuschauer, Gönner, Sponsoring) länger Bestand haben. Ohne eine Aktienkapitalerhöhung wäre der FC Aarau wohl bald auf drastische Sparmassnahmen und Spielerverkäufe angewiesen: Was wiederum die Umsetzung des Sportkonzepts verunmöglichen würde. Das Challenge-League-Mittelfeld wäre wohl das höchste der Gefühle.
Bonorand: «Es ist kein Handeln aus der Not heraus»
FCA-Präsident Philipp Bonorand sagt: «Der Verwaltungsrat wählt durch die Aktienkapitalerhöhung zum jetzigen Zeitpunkt ein proaktives Vorgehen, es ist kein Handeln aus der Not heraus. Der im Sommer 2020 eingeschlagene Weg und die positive Entwicklung der vergangenen Monate sollen nicht wegen Corona über den Haufen geworfen werden.» Bonorand ist zuversichtlich, dass das Minimalziel von 500000 Franken erreicht wird, also 5000 Aktien veräussert werden können: «Nach eineinhalb Jahren Corona dürfte das Verständnis bei den Aktionärinnen und Aktionären für diesen Schritt hoch sein. Zudem spüre ich im Klubumfeld, dass neben unseren langjährigen Unterstützern eine neue Generation FCA-Fans bereit ist, sich auf diesem Weg zu engagieren.»