
Verfünffachung innert 14 Monaten: Der Holzpreis geht durch die Decke
Seit Ende März 2020 hat sich der Holzpreis auf dem Weltmarkt knapp verfünffacht. Kosteten 1000 board feet – rund 2,36 Kubikmeter – damals um die 300 Dollar, erreichte «Lumber» am 5. Mai den Allzeithöchststand von 1670,5 Dollar. Besonders China und die USA gelten als Treiber des Holzpreises. Die beiden Supermächte importieren gerne aus Europa, um die eigenen Holzknappheit zu umgehen – und europäische Lieferanten liefern nur allzu gerne ihr Holz um die halbe Welt.
Dass der Preis angestiegen ist, merken auch Firmen in der Region. Thomas Burgherr, SVP-Nationalrat und Inhaber der Burgherr Moosersäge AG, relativiert den Preisanstieg in der Schweiz allerdings. «Der Holzpreis ist um 10 bis 30 Prozent angestiegen, bei gewissen Spezialprodukten wohl um die 60 Prozent.» Als einen der Gründe sieht er den enormen Bedarfsanstieg, besonders in den USA und China, wo es zurzeit einen wahren Bauboom gibt. Zudem: «China hat selbst wenig Wald und ist deshalb auf Importe angewiesen. Zwischen den USA und Kanada gibt es Strafzölle, die noch von Trumps Präsidentschaft herrühren.» Beide Länder würden deshalb aus Europa importieren und gutes Geld zahlen.
Heute darf mehr mit Holz gebaut werden als früher
Aber auch in der Schweiz sei der Bedarf angestiegen. Vor 30 Jahren wurden laut Burgherr, als er ins Geschäft einstieg, rund vier Prozent der Häuser mit Holz gebaut – heute sind es eher gegen 25 Prozent. Im Vergleich zu den 90er-Jahren werden heute zudem auch mehrgeschossige Häuser oder öffentliche Bauten aus Holz gebaut – Änderungen in den Brandschutzvorrichtungen machten dies möglich.
Thomas Burgherr relativiert den Preisanstieg von Holz aber noch weiter: Generell sei Bauen in der letzten Zeit teurer geworden. «Dämmmaterialen und Folien, die es beim Bauen mit Holz nicht braucht, verzeichneten einen enormen Preisanstieg von bis zu 60 Prozent. Eisen wurde ebenfalls teurer.»
Dass es nun Firmen mit Lieferschwierigkeiten ob der gestiegenen Nachfrage gibt, überrascht den Zimmermeister indes nicht. Als er in den Beruf eingestiegen sei, hätten Holzbau-Firmen noch riesige Lager gehabt. In den letzten 15 Jahren sind diese Lager sukzessive verkleinert worden, auch in seiner Firma. Die benötigten Waren konnten innert weniger Tagen geliefert werden, grosse Lager wurden so hinfällig. Er habe aber gerade noch rechtzeitig reagieren können, als er merkte, dass sich die Lage verschärft. «Wir haben erst gar nicht recht geglaubt, was da vor sich geht, fuhren dann aber unseren Lagerbestand schnell wieder hoch und haben beispielsweise Holzplatten oder rohe Bretter zum Zuschneiden eingekauft.» Dabei habe sich die jahrzehntelange Beziehung zu den Lieferanten der Burgherr Moosersäge AG, wie Sägereien oder Leimwerke, bezahlt gemacht. Thomas Burgherr rechnet damit, dass sich die Situation in ein paar Monaten, wenn der Bedarf in den USA und China einigermassen gedeckt ist, normalisiert.
Dass der Holzpreis und -bedarf steigt, merken aber nicht nur Zimmerleute: Auch auf den Hobbyschreiner, der sein Holz im Baucenter kauft, hat der Ausnahmezustand einen Einfluss. So spürt Coop eine erhöhte Nachfrage nach Holz und Brennholz, wobei die Verfügbarkeit leicht eingeschränkt sein kann. Generelle Lieferengpässe gebe es aber nicht. Etwas anders sieht es bei OBI aus. Andrea Bauer, Mediensprecherin der Migros Aare bestätigt, dass es in der gesamten Bandbreite – von Terrassendielen über Möbelbauplatten bis hin zu Saunen und Bauhölzer – zu Lieferschwierigkeiten kommen kann. Auch auf den Preis hat die aktuelle Situation einen Einfluss: «In fast allen Bereichen der Holzindustrie wurden die Einkaufpreise zum Teil drastisch erhöht. Eine Reaktion der Fachmärkte ist daher unumgänglich und wird auch weiterhin stattfinden. Die Preiserhöhungen belaufen sich auf 10 bis 45 Prozent, je nach Warengruppe und Art des Holzes.» Bauhaus teilte auf Anfrage mit, dass man zum Thema Beschaffung und den damit verbundenen Preisstrategien keine Angaben mache.