Der FC Aarau hat nach dem Erfolg in Thun seinen Final

Wo beginnen? Dieses Spiel hat viele Geschichten geschrieben, die wichtigste geht so: Der FC Aarau hat nach dem 3:1-Erfolg in Thun weiterhin Chancen auf die Barrage. Um tatsächlich noch die Aufstiegsspiele zu erreichen, muss Aarau am kommenden Donnerstag das Heimspiel gegen Stade Lausanne-Ouchy gewinnen, gleichzeitig muss Thun in Wil verlieren.

Der FCA hat also seinen Final: Der 36. Spieltag wird nicht zum Duell um die goldene Ananas, nein, es liegt in den nächsten Tagen weiterhin Spannung über dem Brügglifeld, schon alleine das ist ein Erfolg in der ersten Saison nach dem Totalumbruch, zu deren Beginn ein Rang in der oberen Tabellenhälfte zum Ziel ausgerufen wurde. Theoretisch ist das Minimalziel Rang fünf auch noch möglich. Doch das interessiert im FCA- Lager niemanden, der Blick geht nach oben in Richtung Platz zwei, nach diesem 3:1 in Thun, bei dem drei Aarauer aus dem starken Kollektiv herausragen.

Die sportliche Wiedergeburt von Elsad Zverotic

Beginnen wir mit Elsad Zverotic: Der 34-Jährige mit reichem Palmarès ist immer noch etatmässiger Captain, seit seiner Rücktrittsankündigung in der Winterpause sportlich aber nur noch Notnagel. Bis zu dieser Woche: Am Dienstag gegen Kriens (4:0) rückt er in die Startelf, weil drei von vier Stammverteidigern gesperrt sind. Und dann beginnt Zverotic zur Überraschung aller auch in Thun, für ihn muss Giger draussen bleiben. Dahinter steckt eine taktische Finte von Trainer Stephan Keller, der so die Angriffe der Thuner bereits im Keim ersticken will. Der Plan geht auf, Zverotic ist drei Tage nach dem soliden Auftritt gegen Kriens gegen Thun gar herausragend, ein verdienter Lohn für sein tadelloses Verhalten nach der sportlichen Degradierung. Und Keller kann Zverotic persönlich zur sportlichen Wiedergeburt gratulieren, obwohl er am Mittwoch von der Liga wegen der Balljungen-Affäre für eine Partie gesperrt wurde – Grund: Der FC Aarau hat Rekurs eingereicht, weshalb das Urteil aufschiebende Wirkung erhielt.

Ein Sonderlob verdient sich nach dem Schlusspfiff auch Torhüter Simon Enzler in Form einer herzlichen Umarmung von Goalietrainer Flamur Tahiraj. Enzlers Fehlgriff in der 81. Minute ermöglicht den Thunern aus dem Nichts den Anschlusstreffer zum 1:2, worauf die Aarauer zum ersten Mal in der Partie ins Wanken geraten. Doch ausgerechnet Enzler zeigt keine Nerven und rettet mit zwei starken Paraden die Führung, ehe Filip Stojilkovic in der Nachspielzeit auf 3:1 erhöht. Besser als Enzler kann man auf einen Aussetzer nicht reagieren.

Herrlicher Führungstreffer von Mickael Almeida

Apropos «besser gehts nicht»: Der Treffer zum 1:0 durch Mickael Almeida fällt nicht nur zum optimalen Zeitpunkt kurz vor der Pause; er ist zudem dermassen spektakulär, dass in Mailand auch Zlatan Ibrahimovic, der Mann mit dem Patent für Akrobatiktore, anerkennend nicken würde – wenn er Almeidas Tor denn zu Gesicht bekäme. Almeida trifft Mitte der zweiten Halbzeit auch zum 2:0, eine hochverdiente Verdoppelung des Vorsprungs, Aarau ist bis zur spannenden Schlussphase die dominierende Mannschaft, der FC Thun wirkt lethargisch und rechtfertigt seine Chancen auf den Direktaufstieg zu keinem Zeitpunkt.

Zum Schluss ein kurzer Ausblick auf den Donnerstag, an dem der FCA gegen Lausanne-Ouchy so hoch gewinnen kann, wie er will – ohne Schützenhilfe aus Wil bleibt es beim dritten Rang: Vielleicht erinnert sich Wil-Trainer Alex Frei an das erste Saisonspiel in Aarau, als er von Stephan Keller nach dem Schlusspfiff eine Flasche Gin überreicht bekam, als kleine Aufmerksamkeit zu Freis Einstand als Profitrainer. Die Revanche von Frei für die nette Geste steht noch aus – wie wäre es mit einem Heimsieg gegen den FC Thun?

Thun – Aarau 1:3 (0:1)

Stockhorn Arena. – 100 Zuschauer. – SR: Cibelli. – Tore: 42. Almeida 0:1. 65. Almeida 0:2. 81. Sutter 1:2. 92. Stojilkovic 1:3.

Thun: Hirzel; Kablan, Sutter, Havenaar, Hefti (22. Wetz); Rüdlin, Karlen; Schmidt (69. Salanovic), Dos Santos (69. Dzonlagic), Schwizer (77. Ahmed); Chihadeh (69. Kyeremateng).

Aarau: Enzler; Zverotic (76. Giger), Thiesson, Bergsma, Conus; Spadanuda (86. Aratore), Schwegler, Jäckle, Balaj (58. Avdyli); Almeida, Stojilkovic.

Bemerkungen: Thun ohne Castroman, Fatkic und Hasler (alle verletzt). Aarau ohne Schindelholz (krank), Gashi, Peralta, Qollaku, Rrudhani und Thaler (alle verletzt). 22. Hefti verletzt ausgeschieden. 70. Pfostenschuss Stojilkovic. 94. Lattenschuss Ahmed. – Verwarnungen: 64. Schwizer (Foul), 74. Havenaar (Hands), 75. Hefti, 89. Stojilkovic (beide Unsportlichkeit).