Von Stürzen und Bomben – oder wie ein kleiner Knacks zu einem grossen wurde

Das Gemeindehaus Moosleerau verfügt über keinen Lift. Ich nahm ihn trotzdem. Zumindest kam es mir vor wie eine Liftfahrt, als ich beim Schritt ins Freie eine Treppenstufe verpasste, mit dem Fuss einknickte und mich auf meinem Hinterteil wiederfand. Ich hatte die Stufe übersehen, weil ich – ganz die engagierte Journalistin – in meinem Smartphone die beste Fotoeinstellung gesucht hatte, um meinen Interviewpartner zu fotografieren. Dieser, es war der künftige Vizeammann Christoph Fischer, musste der gestürzten Journalistin wieder auf die Beine helfen. Ich dachte, es sei nur ein kleiner Knacks gewesen. Tags darauf stellte sich beim Arztbesuch heraus: Es war ein grosser. Der Fuss dürfe mindestens drei Tage lang nicht belastet werden. Mit Krücken verliess ich die Praxis und fragte mich sogleich, wie andere in meiner Situation es schafften, sich auf Krücken so elegant fortzubewegen – schaffte ich doch kaum die wenigen Schritte bis zum Taxistand. Egal, dank Homeoffice-Technologie bräuchte ich die Wohnung ohnehin nicht zu verlassen.

Doch ich hatte nicht mit den Geschehnissen in meinem Aarauer Quartier gerechnet. Passanten war an diesem Tag zum wiederholten Mal ein schuhschachtelgrosses Paket aufgefallen, aus dem Drähte herausguckten. Gerade, als ich mich dafür loben wollte, es mit meinen Krücken vom Taxi in den ersten Stock geschafft zu haben, klingelte die Kantonspolizei und forderte alle auf, die Wohnungen zu verlassen. Um mich darob zu entsetzen, blieb keine Zeit. Die Treppenstufen, die ich mit Hilfe meiner untrainierten Arme erklommen hatte, musste ich wieder hinunterhumpeln. Kein Einsatzfahrzeug von Ambulanz, Polizei oder Feuerwehr konnte die frisch Verarztete zum Treffpunkt um die Ecke fahren – alle mussten sie sich für den Fall bereithalten, dass die Bombe hochgeht. Stattdessen musste der Ehegatten-Rücken als Transportvehikel für die 100 Meter dienen. Ob man uns informiere, sobald wir wieder in die Wohnung dürften, fragten wir die Einsatzleute. «Das entnehmen Sie am besten den Medien, die sind meistens schneller als wir.»