Aarau hat sich klar zum Stadion bekannt – nun sind die HRS und der FC Aarau gefordert

Für die Stadion-Gegner ist es ein schwacher Trost: Sie haben mit ihrem engagierten Wahlkampf dazu beigetragen, dass die Abstimmungsbeteiligung mit 58,6 Prozent Rekordsphären erreichte. Für die Stadion-Befürworter ist es eine grosse Genugtuung: Das Resultat ist mit 60,9 respektive 60 Prozent Ja so deutlich, dass es nicht in Frage gestellt werden kann.

Die Aarauer wollen in ihrer Mehrheit ein neues Stadion. Sie haben nichts gegen den Bau von vier Hochhäusern. Und sie sind bereit, dafür 17 Millionen Franken der Einwohnergemeinde zu investieren. Weitere 6 Millionen dürften die Ortsbürger am Montag in einer Woche bewilligen.

Die Aarauer haben am Sonntag ein klares Bekenntnis zum Spitzenfussball abgelegt. Mehr noch: Ihre Kommune soll aus dem Mittelland herausragen. Keine andere Stadt zwischen Zürich und Bern, Basel und Luzern wird eine Fussballarena haben, wie sie jetzt im Torfeld gebaut wird.

Nebenbei: Die Aarauer Stadionpläne sind weiter fortgeschritten, als die Zürcher. Der im Herbst 2017 neu gewählte Stadtrat hat hervorragende Arbeit geleistet. Er war zielstrebiger unterwegs, als dies in der Vergangenheit der Fall war.

Jetzt sind der FC Aarau und die Bauherrin HRS gefordert. Der FCA muss auf dem Rasen dafür sorgen, dass die gute Stimmung ihm gegenüber anhalten wird, ja sogar hin und wieder eine Euphorie entsteht, wie es sie im Frühling gab. Das 0:0 am Sonntag gegen GC war ein Anfang. In Pflicht genommen sind auch die Fans des FCA, speziell diejenigen, die zu Militanz neigen. Wohlverhalten würde einiges erleichtern.

Am meisten liefern muss aber die HRS: Die reinen Projektarbeiten sind sehr weit fortgeschritten. Wie die Vertreter der HRS erklären, wollen sie jetzt ihre kommunikative Zurückhaltung ablegen und gezielt auf die Anwohner zugehen. Und sie wollen sofort mit der Vermarktung der vier Hochhäuser beginnen.

Was den gemeinnützigen Wohnungsbau anbetrifft, sind bereits Genossenschaften angeschrieben worden und drei haben Interesse signalisiert. Aus dem Umfeld der HRS ist zu hören, dass sie noch im ersten Halbjahr 2020 Absichtserklärungen mit Investoren abschliessen möchte.

Man will von der Negativzinsphase profitieren. Gelingt es, die Investoren für die Hochhäuser zu finden, wäre das grösste Risiko ausgeschaltet. Man erinnere sich daran, dass der baubewilligte «Plan A» scheiterte, weil niemand bereit war, Geld für ein Einkaufszentrum bereitzustellen.

Das fünfte Stadion-Ja

Die Aarauer haben jetzt insgesamt fünfmal Ja gesagt zu einem Stadion im Torfeld Süd. Der Bau ist also demokratisch super legitimiert. Es gibt aber Anzeichen dafür, dass sich die Gegner davon nicht allzu stark beeindrucken lassen.

Mit Garantie werden sie alle juristischen Möglichkeiten ausschöpfen – und zumindest versuchen, Zeit zu gewinnen. Zu einem grossen Teil ist das legitim: Wer Anwohner ist, hat Interessen. Niemand lässt sich gerne ein Hochhaus vor die Türe stellen.

Das grosse Problem dürften aber nicht die Einsprachen der Anwohner (die sind einkalkuliert), sondern allfällige sonstige Beschwerden der Gegner sein. Diese haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie sehr kreativ sind.

Aktuell schwebt über dem Stadion, aber auch über vielen anderen Aarauer Bauvorhaben, das Damoklesschwert einer Stimmrechtsbeschwerde zur neuen Bau- und Nutzungsordnung (BNO). Wird diese gutgeheissen, wird sich alles, nicht nur das Stadion, um ein Jahr verzögern. Der Entscheid des Bundesgerichts wird in den nächsten Wochen erwartet.

Anfang 2020 nimmt der Stadtrat dann die Arbeiten am Gestaltungsplan wieder auf. Sobald dieser vom Stadtrat beschlossen und vom Regierungsrat genehmigt ist, kann die HRS die Baugesuche für das Stadion und die Hochhäuser einreichen. Im optimalsten Fall ist eine Auflage (inklusive Profilierung) im Juni möglich.

Bis zum ersten Anspiel aber werden wegen der juristischen Kämpfe noch vier, eher fünf Jahre vergehen. Es gibt noch viel zu tun, bis Aarau ein Stadion hat.