
Aarau-Verteidiger Giuseppe Leo und seine Vorfreude auf das Riesenduell
Giuseppe Leo weiss genau, was auf ihn zukommt. «Aldin Turkes ist ein sehr guter Stürmer. Grossgewachsen, schnell und einer, der vorne die Bälle festmachen kann. Und der weiss, wo das Tor steht», sagt der Verteidiger des FC Aarau über den Angreifer von Lausanne-Sport, der mit acht Treffern der beste Torschütze der Challenge League ist. Angst, dass es heute Freitag (20 Uhr) im Brügglifeld nach den fünf Gegentoren in Lausanne erneut gehörig im Aarauer Netz rappeln könnte, hat Leo indes nicht.
Obwohl die Statistik genau das befürchten lässt. Gemäss dieser stellen die Waadtländer mit 26 Treffern den stärksten Angriff der Challenge League, die Aarauer aber mit 22 Gegentoren die schwächste Defensive. Das ficht Leo nicht an: «Heimspiel, 20 Uhr, Flutlicht, viele Zuschauer – was gibt es Schöneres?»
Was er bescheiden nicht erwähnt: Bei neun der zehn einkassierten Tore in Lausanne und in Vaduz ist er gar nicht auf dem Platz gestanden. Der 24-Jährige verzichtet indes auf eine Manöverkritik an seinen Teamkollegen. Er sagt nur «Wir können es sicher besser und müssen heute Abend vor allem geduldig sein. Nicht meinen, eine frühe Führung sei Pflicht. Besser ist, zuerst einmal kompakt und gut zu verteidigen», sagt Leo.
Rahmen bescheinigt ihm viel Entwicklungspotenzial
Wie Gegenspieler Turkes misst auch der Aarauer Defensivmann 1,93 Meter und freut sich auf das Duell der Riesen. «Ich spiele lieber gegen grosse Spieler», sagt Giuseppe Leo. Sein Trainer Patrick Rahmen ist froh, hat er mit dem robusten Innenverteidiger eine Antwort auf die physische Präsenz von Turkes parat. «Giuseppe hat grosse Qualitäten im Infight, antizipiert gut, und auch sein Aufbauspiel ist okay», sagt Rahmen. «Er muss aber noch konstanter werden.»
Weil er vor seinem Wechsel zum FC Aarau im Sommer 2018 beim Karlsruher SC nicht oft gespielt habe, sei er zu Beginn etwas schwer in die Gänge gekommen, sagt Rahmen. «Aber er ist erst 24-jährig und hat noch viel Entwicklungspotenzial.» Leo sieht das auch so, doch haben seine Erfahrungen ihn gelehrt, nicht zu weit in die Zukunft zu denken. Seit einem Kreuzbandriss vor fünf Jahren, als er es eben erst in die zweite Mannschaft von Bayern München geschafft hatte, nimmt er jeden Tag so, wie es eben kommt. Was allerdings nicht bedeutet, sein Ehrgeiz habe gelitten.
Den Wechsel in die Provinz noch nie bereut
Er ist schon stolz darauf, während 13 Jahren das Bayern-Trikot getragen zu haben, hat seinen Wechsel in die Schweizer Provinz aber noch nie bereut. Über seine erste Saison hier sagt er: «Ein Wahnsinn, was geschehen ist. So etwas Krasses werde ich nie mehr erleben: Ein miserabler Start, eine sensationelle Aufholjagd und mit dem 4:0 und 0:4 sowie der Niederlage im Penaltyschiessen gegen Xamax eine Barrage, wie sie verrückter nicht sein kann.» Da sei ihm wieder einmal klar geworden, wie unberechenbar der Fussball sei, wie nah Freud und Leid beisammen lägen. «Ich denke, diese Erfahrungen haben mich gelassener gemacht», sagt Leo.
Der Münchner mit venezianischen Wurzeln ist sich sicher, dass der FC Aarau auch in dieser Saison vorne mitmischt. Nach der Verpflichtung von Serey Dié könne man nicht mehr von einem Substanzverlust im Vergleich mit der letzten Spielzeit sprechen. «Wir werden uns gegen Lausanne nicht verstecken», verspricht Leo.
FC Aarau vor «heissem» Spiel
Ein Blick auf die Challenge-League-Tabelle genügt, um die Bedeutung der Partie aus Aarauer Sicht zu erkennen. Sieben Punkte trennen Leader Lausanne und die sechstklassierten Gastgeber. Mit einem Sieg würden diese also bis auf vier Zähler an die Waadtländer heranrücken, bei einer Niederlage aber nach erst elf Runden schon zehn Punkte zurückliegen. «Das gibt ein heisses Spiel. Wir sind gewiss nicht chancenlos», sagt FCA-Trainer Patrick Rahmen. Anfang Mai hatte sein Team die Romands im Schneegestöber mit 3:0 in die Schranken gewiesen. Für Rahmen sind die Lausanner ein spezieller Gegner, weil die 1:5-Niederlage im August ihm und dem Team sehr wehgetan hat. «Wir müssen dieses Mal die entscheidenden Duelle gewinnen», kennt er den Schlüssel zum Erfolg. Nicht zur Verfügung stehen ihm Nicolas Schindelholz, Jérôme Thiesson, Olivier Jäckle und Marco Schneuwly.