Aarauerin fand auf Kapverden ihr Glück und will durchstarten

«Wir haben viel gekocht, mit Gemüse und Früchten aus unserem Garten sowie Chili und Koriander, den wir in den Bergen gepflückt haben. Praktisch vor der Haustür hatten wir frische Mangos, Passionsfrüchte oder Papayas.» So berichtet eine junge Aarauerin von ihrem Lockdown auf einer paradiesischen kapverdischen Insel. Melissa Pacheco lebte drei Monate in Mindelo, als es geschah: Bei einem Ausflug auf die Nachbarinsel Santo Antão habe sie sich verliebt. «Und zwar in die atemberaubende Natur und in die Einfachheit und Hilfs­bereitschaft der Menschen», verrät sie bei einem Spaziergang durch die Altstadt Aaraus.

Dann lernte die 27-Jährige auf der Insel ihren heutigen Partner, Fredson Costa (32), kennen. Er arbeitete als Reise-Guide für die gleiche deutsche Reiseagentur wie sie. Melissa Pacheco, die ursprünglich eine kaufmännische Lehre in einem Reisebüro gemacht hatte, gab jedoch ihre Arbeit in Mindelo nach einigen Monaten wieder auf. Im März sollte sie zurück in die Schweiz fliegen. Doch der Corona-­Ausbruch führte dazu, dass ihr Flug gestrichen wurde.

Dem Hund zuliebe im Paradies festgesessen

Sie erinnert sich: «Die letzten Flüge gingen von der Insel Sal. Ich hätte es so versuchen können, doch es wäre riskant gewesen. Ich reiste nämlich mit meinem Hund Snoopy.» Diesen hatte sie Wochen zuvor auf der kapverdischen Insel Maio adoptiert, nachdem sie ihn angekettet vor einem Haus vorgefunden hatte. Melissa Pacheco erzählt nachdenklich: «Für mich kam es nicht in Frage, ihn zurückzulassen.» Also sass sie in Santo Antão fest. Wann sie zurückkommen würde, stand in den Sternen. Sie verbrachte den einmonatigen Lockdown im Bergdorf, in welchem Fredson aufgewachsen war. Melissa Pacheco erinnert sich: «Das Dorf lag in einem der grünsten Täler der Insel. Die dort lebenden Menschen versorgen sich selbst. Und Fredson Costa hat mich überall hin mitgenommen. Wir wanderten und zelteten im Freien. Ich entdeckte jeden Winkel der Insel!»

Melissa Pacheco blieb gleich noch ein paar Monate dort. Dann offenbarte ihr Fredson Costa seinen Wunsch, seine eigene Reiseagentur gründen zu wollen. Flugs machten sich die beiden an ein Projekt: die Reiseagentur «Santo Antão Tour». Melissa Pacheco erzählt: «Da wir unglaublich viel Zeit hatten, steckten wir all unsere Erfahrung und Leidenschaft rein. Und wir ergänzen uns sehr gut: Ich hatte mir in den letzten Jahren das notwendige Branchenwissen angeeignet und Fredson kennt die Menschen vor Ort.» Zudem ist Melissa Pacheco auf eine Idee gekommen: Bei einigen der Gruppenreisen würde sie Malkurse geben – mitten in der Natur. Sie ist nämlich in der Schweiz als professionelle Künstlerin tätig.

Die Reiseagentur setze laut Melissa Pacheco auf Nachhaltigkeit bei der Organisation von Guides, Fahrten und Gastfamilien. Denn, so Melissa Pacheco: «Einige Reiseagenturen schlagen auf Kosten der ärmeren Bevölkerungsschicht Profit.» Bei diesen Worten lässt sich erahnen, dass Melissa Pacheco gesehen hat, was diese Form von Tourismus auf den Kapverden anrichtet. «Mit unserer Reiseagentur gelingt es uns, einige Menschen vor Ort zu beschäftigen. Denn viele Menschen haben wegen Corona ihre Arbeit verloren. Es ist nur fair, dass unsere Einnahmen zu hundert Prozent im Land bleiben.»

Auf den Kapverden ist die Situation entspannter

Auf die Frage hin, wieso sich das Paar ausgerechnet in dieser besonders schweren Zeit für die Gründung einer Reiseagentur entschlossen hat, antwortet Melissa Pacheco: «Fredson und ich sind davon überzeugt, dass Menschen auf die Kapverden reisen werden. Dort ist das Risiko gering, sich mit Corona anzustecken, weil sich die Touristen oft im Freien aufhalten. In Innenräumen werden Schutzkonzepte gut umgesetzt.» Melissa freut sich auf ihre Rückreise auf die Kapverden. Von Fredson Costa weiss sie: «Die Situation bezüglich der Pandemie ist dort um einiges entspannter als in der Schweiz.» Für die Einreise auf die Kapverden ist aktuell lediglich ein negativer PCR-Test nötig, der nicht älter als 72 Stunden sein darf. Ebenso für die Aus­reise.