Ab heute sind die Geisslechlöpfer wieder unterwegs

Den einen bereitet dieser alte Brauch Freude, andere regen sich über das laute Geknalle eher auf. Die Wiggertaler-­Chlöpfer Reiden pflegen diese Tradition mit grosser Begeisterung und haben sie vor einigen Jahren im unteren Wiggertal wieder aufleben lassen. Sie halten sich dabei an gesetzliche Vorschriften und bitten die Bevölkerung um Verständnis.

Die Wiggertaler-­Chlöpfer knallen mit ihren handgefertigten Geisseln (landschaftlich für Peitsche), die in der Willisauer Seilerei Herzog hergestellt wurden. «Wir halten uns an die Vorschriften, üben Rücksicht und sind uns bewusst, dass das Ausüben des Brauches auch in diesem Jahr viel Toleranz der Bevölkerung benötigt», sagt der Langnauer Reto Knorpp. Er ist Präsident der Chlöpfergruppe, die ab heute, dem 3. November, in ihre sechste Saison startet.

Ab 8. November findet jeweils am Montagabend auf dem Pausenplatz des Johanniterschulhauses Reiden von 19 bis 20 Uhr ein «Chlöpfer-Training» für jedermann/-frau statt. Nach Möglichkeit bringen die warm angezogenen Chlöpfer ihre eigene Geissel mit.

Für Anfänger, denen auch Geisseln zur Verfügung gestellt werden, ist das Tragen einer Mütze, welche die Ohren schützt, empfehlenswert. Ein Gehörschutz ist für alle Teilnehmer empfehlenswert.

Einzug des Nikolaus in den drei Ortsteilen

Dank dieser seriös betriebenen Vorbereitung werden die Wiggertaler-Chlöpfer bestens gerüstet sein, um ihre Geisseln bei den Einzügen von St. Nikolaus in Richenthal (am 28. November), Reiden (am 4. Dezember) und Langnau (am 6. Dezember) tüchtig knallen zu lassen.

Erstmals soll der gern gesehene Gast im Gemeindeteil Langnau auch bei seinen Hausbesuchen von kleinen Chlöpfergruppen begleitet werden.

Der Ursprung dieses Brauches liegt in der vorchristlichen Zeit. Damals glaubten die Leute, dass sich in der Periode der Wintersonnwende das Tor zum Totenreich öffne. Mit dem lauten Peitschengeknall sollten die bösen Wintergeister und Dämonen vertrieben werden.

Herbstwetter kann ­unheimlich sein

Auch heute kann diese Denk- und Handlungsweise verstanden werden: Die im November aufziehenden dichten Nebelschwaden, die oft tagelang Bestand haben, sorgen besonders am Abend für eine gespenstische Stimmung, die bei einigen gar Angstgefühle bewirkt. Nachdem das Christentum im vierten Jahrhundert auch bei uns Einzug gehalten hatte, wurde der heidnische Brauch mit einer anderen Zweckbestimmung durchgeführt. Das Geisslechlöpfe kündigte nun die Ankunft von St. Nikolaus an.