Ab Montag ist im Aargau wieder fast alles dicht – so reagieren Betriebe aus der Region auf die neuen Massnahmen

Für Sarah Klaus, Pächterin und Co-­Geschäftsführerin des Restaurants Sonne in Uerkheim, war der gestrige Schritt der Behörden absehbar. «Man sah es ja kommen. Wir schauen trotzdem positiv nach vorne», sagte sie gestern Nachmittag zum ZT. «Es ist gut, dass wir nun wissen, woran wir sind. Wir haben uns bereits einen Plan zurechtgelegt und werden jetzt wieder machen, was möglich ist.» Konkret stellt die «Sonne» wie schon im Frühjahr auf Take-away-Angebote um. Wirklich Geld verdienen könne man damit zwar nicht, aber es decke die Fixkosten, sagt Klaus. Am 24. Dezember will sie Weihnachten feiern, am Weihnachts- und am Stephanstag dann im Betrieb stehen, um mit dem Team ein Abholmenü zu kreieren. Klagen wolle sie in dieser Situation nicht: «Andere Betriebe hat es viel härter getroffen als uns, vor allem in der Stadt», sagt sie.

«Ich habe eigentlich schon länger damit gerechnet», sagt auch Marc Esslinger, Geschäftsführer und Inhaber des Physical Fitness in Zofingen. Das Verständnis für die vom Bundesrat beschlossenen Massnahmen ist bei ihm einerseits da, andererseits sagt er: «Dass es immer dieselben Branchen trifft und andere nicht behelligt werden, finde ich seltsam und nicht ganz fair. Ein erhöhtes Ansteckungsrisiko in einem Fitnesscenter oder einem Restaurant ist ja nicht bewiesen.» Kurzarbeit hat Marc Esslinger bereits wieder beantragt, was ihm in dieser schwierigen Lage finanziell hilft. «So beruhigt mich der neuste Entscheid ein wenig, weil ich immerhin die Kosten senken kann. Auf die auf den Lockdown wieder folgenden Forderungen bezüglich Aboverlängerungen freue ich mich aber nicht besonders.»

«Wir möchten aber nicht jammern»

«Wir sind beim Einkaufen von Esswaren sehr vorsichtig gewesen, weil wir eigentlich davon ausgegangen sind, dass wir bereits am Sonntag nicht mehr offen haben können», sagt Margreth Müller, Betriebsführerin der Bergwirtschaft «Ufem Chalt» oberhalb von Staffelbach. «Sonntag ist eigentlich unser Haupttag im Bergrestaurant. Glücklicherweise können wir am Sonntag öffnen, weshalb wir am Samstag nochmals einkaufen gehen. Am Montag ist das Restaurant nur in Selbstbedienung offen. Wir möchten aber nicht jammern. Wir sehen die Massnahmen ein und wir tragen sie mit», sagt Müller. «Wir freuen uns dann speziell auf einen Spätwinter oder einen schönen Frühling. Wenn nur ein Teil der Essen, die vor Weihnachten hätten bei uns stattfinden sollen, nachgeholt werden, sind wir schon glücklich.»

Als «absolute Katastrophe» bezeichnet Andrin Hottiger vom Adonia-Shop in Oftringen den Entscheid des Kantons Aargau. «Das ist krass!» Der Laden, der Bücher, DVDs und Spielzeuge verkauft, macht in der Woche vor Weihnachten im Normalfall das Zehnfache des üblichen Umsatzes. «Dieses Jahr wäre es sogar die wichtigste Woche der letzten 23 Jahre, da wir Ende Februar 2021 den Laden schliessen», sagt Hottiger. Er müsse sich jetzt überlegen, wie er auf die neue Situation reagiert. Klar ist: Er wird seine Ware morgen Samstag mit 50 Prozent Rabatt verkaufen. Das wäre eigentlich für die Woche vor Weihnachten geplant gewesen.

«Der Entscheid bedeutet, dass wir den Gürtel enger schnallen müssen», sagt Paul Langenkamp von der Kletterhalle Isatis in Aarburg. «Wir akzeptieren den Entscheid aber.» Der Verlust dürfte relativ gross sein, denn die Betreiberfamilie Langenkamp ging davon aus, dass über die Festtage viele Leute in die Halle gekommen wären. «Die Situation bringt uns aber nicht an den Abgrund. Wir haben zurzeit das Glück, dass wir noch nicht ein allzu grosser Betrieb sind», ergänzt Paul Langenkamp.

Umgehend reagiert hat gestern auch die Sadtbibliothek Zofingen. «Sie ist zwar wieder geschlossen, aber sie bietet nun auch die Möglichkeit, Medien online zu reservieren und diese in der Stadtbibliothek abzuholen. Dieser Service hat sich während des Lockdowns im Frühling bewährt und wird wieder aufgenommen», heisst es in einem Newsletter. Mit der Digitalen Bibliothek biblio24.ch bietet die Stadtbibliothek rund um die Uhr Zugang zu Büchern und Hörbüchern. Ab 22. Dezember ist es wieder möglich, verfügbare Medien im Online-Katalog zu reservieren und diese ab 23. Dezember vor Ort abzuholen. Reservieren können alle, die ein Abo besitzen.

Nach den Weihnachtsferien müssen Mittel- und Berufsfachschulen in den Fernunterricht. Die Volksschule bleibt (noch) verschont. Darüber ist Philippe Fehr, Schulleiter in Kölliken, froh. Die Schule wäre gewappnet gewesen: Seit den Herbstferien haben die Lehrer die Schüler immer wieder auf den Fernunterricht vorbereitet. Diese Woche hat Fehr ein Mail verschickt und die Eltern aufgefordert, die private IT zu überprüfen und Probleme der Schule zu melden. «Von vielen Eltern habe ich das Feedback bekommen, dass sie um geregelten Schulbetrieb froh wären», sagt er. Der Unterricht vor Ort entspreche den Volksschülern besser.

Janine Müller, Katrin Petkovic, Philippe Pfister, Michael Wyss, Lilly-Anne Brugger