Abgeordnetenversammlung erzo: «Nebelschwaden» erschweren die Sicht

Ganz im Nebel liegt die Zukunft der erzo, der Entsorgung Region Zofingen, nicht. Vier unbestrittene Fakten gibt es. So stösst die Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) an ihr «Lebensende». Aus wirtschaftlichen Gründen kann eine neue Anlage kein Thema sein. Der Vorstand der erzo denkt über ein Logistikzentrum – eine Umladestation – für den regionalen Abfall nach. Punkt 2: Die erzo liefert Strom und Fernwärme. Das soll so bleiben. Fakt 3: Abwasser wird auch in Zukunft in Oftringen gereinigt – Wasser fliesst talwärts. Fakt 4: Der Bund verlangt ab 2026 von den ARA-Betreiberinnen, dass sie im Klärschlamm enthaltenes Phosphor extrahieren.

Idee des erzo-Vorstandes ist, diese Aufgabe für andere ARA zu übernehmen. Kurz vor dem Marktstart ist ein Verfahren, welches in – für die erzo neuen – Wirbelschichtöfen ein Produkt erzeugt, aus dem eine andere Fabrik Phosphor zurückgewinnt. Energie muss einem Wirbelschichtofen nicht zugeführt werden. Er bezieht diese aus dem Klärschlamm.

Anders eine Idee, welche derzeit bei der erzo im realen Massstab – und massiv finanziell unterstützt durch den Bund – getestet wird. Hier geht es um den Einbezug des bisherigen Drehofens, welcher bereits heute den Klärschlamm trocknet. Resultat wäre ein landwirtschaftlich nutzbarer Dünger.

Nur: Ohne KVA-Abwärme kann der bestehende Drehofen nicht mehr betrieben werden – die nötige Energie müsste via Altholzverbrennung zugeführt werden. Postwendend die Feststellung aus den Reihen der Abgeordneten: «Wir liefern anderen Verbänden den Energieträger Kehricht und führen Altholz zu?» Dem ist so, sagt Thomas Peyer: «Ein Kehrichtofen ist etwas völlig anderes.» Peyer ist Mitglied des erzo-Vorstandes, der seit dieser Amtszeit kein reines Politikergremium mehr ist. Der Strengelbacher ist Fachmann für umweltverträgliche Abfallwirtschaft und Leiter Energiedienstleistungen bei der Swisspower AG.

Seine Antworten auf gestellte Fragen waren unbestritten von hoher didaktischer Qualität – aber aufgrund des aktuellen Wissenstands ist auch er noch ohne definitive Aussage. Angesichts des bei der Lösung anstehender Fragen initiierten Tempos sagt er: «Aktuell rasen wir mit Tempo 120 durch den Nebel.»

Phosphor-Projektentscheide (erste Kredite) wurden laut Hanspeter Schläfli, Oftringer Gemeindeammann und Präsident des erzo-Vorstandes, deshalb auf eine ausserordentliche Abgeordnetenversammlung im Februar 2020 vertagt.

So blieben die Budgets 2020 der Teilbereiche KVA, ARA und Kadaverbeseitigung (auch dort ist die erzo tätig) als Beschlusstraktanden übrig. Hier hagelte es Kritik an den Erklärungen zu den einzelnen Posten und der Zusammenfassung von spezifischen Ausgaben in die einzelnen Konti – «ungenügend», das Echo.

Bei der ARA ist die Situation insbesondere speziell, als (Ab-)Wasser gespart wird – die Bemessungsgrundlage für die Abwassergebühr jedoch die genutzte Wassermenge ist. Regenwasser und Nass aus Brunnen, das mehr und mehr der Versickerung zugeführt wird, fehlt in der Rechnung der ARA. Dies, obwohl der angelieferte Schmutz grösser und grösser wird (Stichwort Bevölkerungswachstum). Ein neuer und teurerer Tarif tut not – was kritische Voten auslöste.

Schliesslich die Finanzpläne der einzelnen erzo-Sparten. Hier kam es zum Eklat. Eigentlich ging es lediglich um eine Kenntnisnahme. Aber Peter Urben, Murgenthaler Vizeammann, machte im Finanzplan der KVA grosse Fehler aus, sodass dieser von den Abgeordneten zurückgewiesen wurde.

Generell will Urben eine Abkoppelung der Stilllegung der KVA von den übrigen und neuen Aktivitäten der erzo. «Es kann nicht sein, dass reichlich vorhandene KVA-Gelder in andere Bereiche fliessen.» Murgenthal will deshalb die Gelder der KVA und die Kosten deren Stilllegung per Initiative (so sehen es die Satzungen vor) in eine eigene Sparte der erzo ausgliedern.