
«Acht Impfdosen habe ich noch, dann ist fertig»: Im Aargau wird der Grippeimpfstoff knapp
Lukas Korner öffnet den Kühlschrank im Impfraum seiner Apotheke in Gränichen und zieht eine Schublade raus. «Acht Grippe-Impfdosen habe ich noch, dann ist fertig», sagt der Präsident des Aargauischen Apothekerverbandes. Apothekerinnen und Apotheker im Aargau dürfen seit dem 1.Oktober gesunde Erwachsene gegen Grippe, FSME (Zecken) und Starrkrampf (bei Verletzungen) impfen. Der Apotheker muss dazu eine Weiterbildung absolviert haben und sich periodisch fortbilden. Zudem braucht es in der Apotheke einen abgetrennten nicht einsehbaren Raum, in der geimpft werden kann. Dort muss auch eine Liege zur Verfügung stehen. Zusätzlich braucht es eine Notfallausrüstung. Korner hat das alles.
Impfungen in Apotheken werden selbst bezahlt
Er und mehrere seiner Apothekerinnen dürfen impfen. Sie haben im Kurs zuerst an Kissen geübt und einander später die harmlose Kochsalzlösung in den Muskel injiziert. Es brauche Überwindung, einen Menschen zu impfen, sagt Korner. «Aber wenn man sich an die Regeln hält, kann nicht viel passieren.»
Impfungen in Apotheken müssen immer selbst bezahlt werden. Eine Übernahme durch die Grundversicherung ist nicht möglich. Jede Apotheke muss einen eigenen Preis definieren. Korner verlangt 41.65 Franken.
Die nächste Lieferung kommt erst im Dezember
Im Wissen darum, dass der Impfstoff dieses Jahr knapp ist, habe er nie aktiv für das neue Angebot geworben, so Korner. Trotzdem stünden bereits über 100 Namen auf der Warteliste. Alles Personen, die er vertrösten musste. Die acht Impfdosen im Kühlschrank sind bereits reserviert. Zusätzliche Dosen werden erst im Dezember geliefert. So kommt es, dass er am nationalen Grippeimpftag gar nicht impfen kann.
Der Grippeimpfstoff muss im Frühling bestellt werden. Damals war noch unklar, wie sich die Coronapandemie entwickelt und ob sie zu einer höheren Nachfrage nach Grippeimpfungen führen wird. Für die Aargauer Apotheker kam erschwerend hinzu, dass sie im Frühling noch gar nicht wussten, dass sie schon dieses Jahr selber impfen dürfen und welche Anforderungen der Kanton stellen würde. Der Apothekerverband habe aber rasch reagiert und 5000 zusätzliche Impfstoffdosen bestellt, die im Dezember geliefert werden.
Korner hat 250 Dosen bestellt und ist zuversichtlich, dass er nicht darauf sitzen bleibt. «Ich hatte bereits Anfragen von Ärztinnen und Ärzten aus der Region, bei denen der Impfstoff ebenfalls knapp wird», sagt er. Das bestätigt der Aargauische Ärzteverband: Gewisse Praxen hätten kaum mehr Impfstoff. Es komme vor, dass impfwillige Personen abgewiesen beziehungsweise auf die nächste Lieferung Mitte Dezember vertröstet werden müssen. Eine Impfung gegen Grippe ist auch im Dezember noch sinnvoll. Sie wirkt nach ein bis zwei Wochen und die Grippewelle beginnt in der Schweiz in der Regel nicht vor Ende Dezember beziehungsweise Anfang Januar.
Kranke Menschen müssen dafür zum Arzt
In der Apotheke in Gränichen werden an diesem Vormittag drei Personen geimpft. Mutter, Vater und Tochter lassen sich jedes Jahr gegen Grippe impfen, um die zweite Tochter beziehungsweise Schwester zu schützen, die zur Risikogruppe gehört. Bisher gingen sie zum Hausarzt. Aber dieses Jahr hat der Arzt nur die eine Tochter geimpft. Er teilte mit, dass er den knappen Impfstoff vorerst nur für Risikopatienten einsetze. Deshalb wandte sich der Rest der Familie an die Apotheke.
Bevor sie sich auf den Stuhl setzen und Korner den Oberarm hinstrecken, mussten sie einen Fragebogen ausfüllen. Hätten sie Allergien oder Vorerkrankungen, dürfte der Apotheker sie nicht impfen. Kranke Menschen müssen dafür zwingend zum Arzt – ebenso unter 16-Jährige und Schwangere.
Korner trägt Handschuhe und einen Mundschutz. Er desinfiziert die Stelle am Oberarm. Dann sticht er die Nadel in den Muskel, injiziert das Serum, zieht die Nadel raus und klebt ein Pflaster auf die Einstichstelle. Fertig. Die Kundin ist zufrieden.
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