
Achte Niederlage im zehnten Spiel – trotzdem bleibt Patrick Rahmen wohl FC-Aarau-Trainer
Dieser letzte Schuss in der 96. Minute. Wäre er reingegangen, Elsad Zverotic wäre zum Helden geworden. Aber der Ball klatscht an die Latte, ein Winterthurer schlägt ihn nach vorne, dann ist das Spiel aus. Zverotic ist nur noch der tragische Held: Zwei Tore geschossen, das eine ein Prachtschuss in den Winkel, das andere ein Willensakt am Boden liegend. Letztlich brotlose Kunst. Weil sein wichtigster Schuss gut, aber nicht gut genug ist. Endstand 2:3. Die Szene ist sinnbildlich für die Saison. Alles läuft gegen den FC Aarau. Fünfzig-fünfzig Situationen kippen stets zugunsten des Gegners. Das ist schon im Hinspiel in Winterthur so (1:3), als vor dem ersten Treffer der Zürcher zwei Aarauer Lattenschüsse zu Buche stehen. Doch einfach auf die Rückkehr des Glücks zu vertrauen, wäre falsch. Unverdient ist für die Aarauer auch die Niederlage gegen Winterthur nicht. Die Wurzel des Übels ist die mangelnde Qualität im Torabschluss und im Abwehrverhalten.
Möglichkeiten zum 1:0 gibt es auch in diesem Spiel genug, neun Torschüsse gehen daneben oder werden vom Gegner abgewehrt. Als die Angriffswelle abflacht und die Gäste zum ersten Mal im Aarauer Strafraum auftauchen, schlägt Bürgy über den Ball, gefolgt vom 0:1 durch Wild. Am 10. Spieltag kassiert der FCA zum 9. Mal das 0:1. Auch den Gegentreffern zum 1:2 und 2:3 gehen Fehler voraus: Erst lässt sich Bürgys Nebenmann Schindelholz (30) vom 21-jährigen Torschützen Seferi wie ein Junior wegdrücken, beim Siegtor der Gäste durch Sliskovic pennt Rechtsverteidiger Leo.
Leidensfähigkeit ist gefragt
Als Trainer Patrick Rahmen zehn Minuten nach dem Schlusspfiff aus der Kabine kommt, sagt er: «Das ist ein schwerer Gang für mich. Wieder machen wir nichts aus einer guten Startphase, sondern hauen uns die Tore quasi selber rein.» Von Rahmen ist viel Leidensfähigkeit gefragt. Er hofft, «dass wir belohnt werden, wenn jeder noch mehr tut in den Trainings und in den Spielen.» Dass Rahmen die nächsten Trainings und Spiele leiten wird, davon ist Stand Sonntagabend auszugehen. Das Gerüst des Teams steht hinter ihm. «Das spüre ich», sagt er.
Seit 2014 hat Aarau sechs Mal den Trainer gewechselt, langfristig gebracht hats in der Tabelle nichts, es ging stets weiter bergab. Für Rahmen gilt: Er hat im Gegensatz zu seinen Vorgängern einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Sein Kredit dürfte grösser sein, auch weil eine Entlassung die bald scheidende Klubführung teuer zu stehen käme. Nicht zuletzt wird sich Sportchef Sandro Burki genau überlegen, ob und wann er von Rahmen abrückt: Burkis Schicksal ist verknüpft mit dem des Trainers, den er in Eigenregie ausgewählt hat.