
Adrian und Pirmin Reinhard: Zwei Brüder mit grosser Lust auf das Schwingen
Rückblende: Beim Aargauer Kantonalschwingfest in Aarau Rohr läuft der letzte Gang. Adrian Reinhard steht Joël Brügger gegenüber, den er mit einem Plattwurf ins Sägemehl drückt. Für Reinhard ist es der vierte Sieg am vergangenen Sonntag – und er katapultiert ihn mitten in die kantonale Spitze. Denn der 20-jährige Attelwiler beendet das Aargauer «Kantonale» mit der starken Note 57,25 gemeinsam mit den «Eidgenossen» Bruno Gisler, Christoph Bieri und dem Uerkner Patrick Räbmatter auf dem geteilten dritten Rang.
Wenige Augenblicke später darf sich Adrian Reinhard den ersten Kranz seiner noch jungen Schwinger-Karriere aufsetzen lassen. «Ich hätte nicht gedacht, dass die Rechnung aufgeht», gesteht der Neukranzer des Schwingklubs Aarau. Die Premiere sei insofern besonders gewesen, «weil sie am eigenen Fest zustande gekommen ist.» Wirklich realisiert habe er den Erfolg erst am Montag. «Alles, was nach dem letzten Gang kam, war sehr eindrücklich – auch das Gruppenfoto mit den anderen Aargauer Kranzgewinnern», erzählt Adrian Reinhard.
Er ist sich jedoch bewusst, dass mit dem erstmaligen Gewinn von Eichenlaub auch die Bürde steigt. Den Erfolg zu wiederholen werde nicht einfach. «Die Gegner sind jetzt anders eingestellt, weil ich einen Kranz besitze. Sie treten defensiver auf», so Reinhard.
Fortschritte erzielt
Auch bei seiner Familie ist die Freude gross. «Das treibt mich noch mehr an», sagt Adrians jüngster Bruder Pirmin, der seit zwei Jahren auf aktiver Stufe schwingt. Weil der angehende Bauer berufsbedingt seltener zuhause anzutreffen ist, freut er sich umso mehr auf die zwei gemeinsamen Trainingseinheiten pro Woche im Schwingkeller in Aarau. «Dieses geht schliesslich genau gleich weiter, ob Adrian jetzt den Kranz gewonnen hat oder nicht», sagt Pirmin Reinhard.
Denn für den 16-Jährigen hängen die Kränze gemäss eigener Aussage mangels Erfahrung noch zu hoch. «Die Umstellung vom Nachwuchs zu den Aktiven ist gross. Ich kann aber als junger Schwinger mehr riskieren», sagt Pirmin Reinhard. Der altersbedingte Wechsel bringt auch Positives mit sich: Die Lücke zur Spitze wird kleiner. «Pirmin hat sich gut entwickelt. Wenn ich gegen ihn schwinge, muss ich genau überlegen, welche Taktik ich anwenden will», bestätigt Adrian Reinhard die Fortschritte.
In Aarau «zuhause»
Seit zehn Jahren sind die Reinhard-Brüder – dazu gehört neben Adrian und Pirmin auch der 18-jährige Reto – im Schwingsport aktiv. Obwohl sie als Attelwiler im Bezirk Zofingen wohnen, ist nicht der Schwingklub aus der Thutstadt ihr «Zuhause», sondern jener aus der Kantonshauptstadt – aus einem simplen Grund: «Ein Bekannter unserer Familie war als Schwingtrainer tätig und hat uns einmal mitgenommen. Seither schwingen wir in Aarau», erklärt Adrian Reinhard.
Dem Trio gefällt vor allem die Fairness, welche im Ring gross geschrieben wird. «Man schüttelt sich die Hände und nach dem Gang putzt der Sieger dem Verlierer das Sägemehl vom Rücken», sagt er. Pirmin Reinhard hebt die Kameradschaft im Klub hervor. «Wir haben es immer lustig und profitieren von den Tipps der erfahrenen Schwinger», sagt er.
Die Atmosphäre ist mit ein Grund dafür, weshalb den Reinhard-Brüdern trotz intensiver beruflicher Belastung nie die Lust für das Training abhanden kommt. «Schwingen ist für uns eine willkommene Abwechslung», sagt Adrian Reinhard, der sich nach abgeschlossener Landwirt-Lehre zum Forstwart ausbilden lässt.
Grosse Unterstützung
Zur Ablenkung tragen auch die Wettkämpfe wie der Niklaus-Thut-Schwinget bei. Obwohl Adrian und Pirmin Reinhard nicht Klubmitglieder des Gastgebers sind, freuen sich beide auf den Heimvorteil bei der 32. Ausgabe vom Sonntag. «Es sind viele Leute aus der Umgebung dabei, die uns unterstützen», sagt Adrian Reinhard, der möglichst bald den zweiten Kranz gewinnen will.
Pirmin Reinhard hat sich derweil die Teilnahme am Eidgenössischen Nachwuchsschwingertag Ende August in Landquart zum Ziel gesetzt. «In erster Linie will ich gesund bleiben, irgendwann Kränze gewinnen und diese dann bestätigen», sagt er.
Wer steht «Räbi» im Weg?
Am Sonntag wird die Wiese bei der Zofinger Stadtsaalturnhalle wieder zum Treffpunkt der Schwinger aus der Nordwestschweiz sowie den Gästen aus den benachbarten und befreundeten Vereinen des Schwingklubs Zofingen und Umgebung. In erster Linie sind dies der Entlebucher Schwingerverband und die Schwingklubs Wiggertal und Langenthal. Es werden rund 80 Aktive und 120 Jungschwinger am populären Rangschwinget, bei welchem es auch um wichtige Punkte im Amag-Cup geht, erwartet. Aus Zofinger Sicht ruhen die Hoffnungen wie immer auf Patrick Räbmatter, der nach 2014 und 2016 seinen dritten Heimsieg anstrebt. Herausgefordert wir der 26-jährige Uerkner wohl von den weiteren Eidgenossen Mario Thürig (Möriken) und Titelverteidiger Christoph Bieri (Untersiggenthal). Auch die restlichen Zofinger Aktiven um Neukranzer Aaron Rüegger (Rothrist) sind für ihr Heimfest hoch motiviert. Der Zofinger Nachwuchs will sich dem heimischen Publikum ebenfalls von der besten Seite zeigen. Das Anschwingen beginnt um 8.30 Uhr, die Schlussgänge sind ab 16 Uhr geplant. (hsa)