
Als die Winter in der Region noch schneereich und kalt waren
Minusgrade über Wochen, schneebedeckte Strassen, zugefrorene Weiher und wegen der Kälte geborstene Wasserleitungen: Was diesen Winter kaum vorstellbar ist, war in vergangenen Jahren durchaus Wirklichkeit. So war beispielsweise vor allem der Februar in den Wintern 1929, 1963 und 2012 ausserordentlich kalt und schneereich.
«Ein so langer und hartnäckiger Winter hat schon lange nicht mehr unsere Häuser belagert», konnte man am 6. Februar 1929 im Zofinger Tagblatt lesen. In jenem Winter brachte die Bise derart eisige Temperaturen aus dem Nordosten, dass sogar Aare und Rhein an einigen Stellen zu Eis erstarrten. Bereits Anfang Februar sanken die Temperaturen auf minus 17 Grad und im Verlaufe des Monats wurden in Kölliken gar minus 37 Grad gemessen. Am 19. Februar schrieb das Zofinger Tagblatt: «Eine wahrhaft sibirische Kältewoche liegt hinter uns», denn vom 10. bis 17. Februar lag der Temperaturdurchschnitt bei annähernd minus 14 Grad.
Neben zahlreichen zugefrorenen Seen und Flüssen bildete sich auch auf der gestauten Aare oberhalb des alten, längst abgerissenen Wehrs des ehemaligen Kanalkraftwerks Ruppoldingen eine dicke Eisschicht, die teilweise in grosse Eisschollen zerbrach und unter Krachen und Knirschen ein zerklüftetes «Gletscherfeld» formte. Das seltene Naturereignis lockte unzählige Schaulustige an, die ihren Sonntagsspaziergang auf der gefrorenen Eisschicht machten.
Der Boden war bis auf 1.30 Meter tief gefroren
Auch der Winter 1962/63 wird einigen wegen seiner erbarmungslosen Kälte in Erinnerung geblieben sein. Am 2. Februar 1963 vermeldete das Zofinger Tagblatt, in den Niederungen herrschten um die minus 10 Grad. «In der Nacht auf den Donnerstag fiel das Thermometer in La Brévine auf minus 30 Grad», hiess es weiter. Im Zofinger Tagblatt vom 4. Februar war zu lesen: «Nun soll keiner der 50- und Mehrjährigen mehr versuchen, seinen Kindern zu erzählen, dass es so kalte und schneereiche Winter, wie zu seiner Jugendzeit, heute nicht mehr gebe. Der Winter 1962/63 jedenfalls wird jung und alt als ‹zünftig› in Erinnerung bleiben.» Am 5. Februar war im Wetterbericht dann von der «Neuen Kältewelle in der Schweiz» die Rede, mit Temperaturen in Basel und Kloten um minus 20 Grad.
Die Kälte machte nicht nur den Menschen zu schaffen, auch die Infrastruktur litt unter den eisigen Temperaturen. Am 7. Februar war im Zofinger Tagblatt eine Mitteilung der Stadt Zofingen zu lesen, wonach der Boden bis auf 1.30 Meter tief gefroren sei. Das hatte unangenehme Folgen. «In der Nacht auf heute Donnerstag ist am Finkenrain eine Hunderter-Wasserleitung geborsten; da der Bruch im Hochdruckgebiet erfolgte, schoss viel Wasser aus der Leitung und ergoss sich auf die Bottenwilerstrasse, die Obere Grabenstrasse, wo infolge der weiterhin tiefen Morgentemperaturen das Rinnsal ‹dampfte›.» Rasch gefror das Wasser auf der Strasse zu Eis, weshalb eine Umleitung des Verkehrs nötig wurde. In der gleichen Meldung rief die Stadt dazu auf, Wasser und Gas zu sparen, da es im Januar zu einer Energieverbrauchszunahme von 500 000 KWh gekommen sei. «Wenn der Winter noch lange anhält, werden wir bei Elektrizität, beim Wasser und beim Gas in unangenehme Engpässe geraten, sparen wir also jetzt schon!»
Am 11. Februar war dann von einer Milderung der Kältewelle zu lesen. Hätten die Temperaturen am Morgen noch minus 12 Grad angezeigt, so seien die Quecksilbersäulchen im Verlauf des Tages aber tüchtig nach oben geklettert. Auch die Sonne strahle mit stets wachsender Kraft. «Von den Dächern taut der Schnee ab, es gurgelt das Schmelzwasser in den Käneln und auf den Strassen verschwindet der Schnee – hässlich-kotig geworden.»
Am 18. Februar klang es dann aber nicht mehr so euphorisch. In der Mitteilung der Stadt im Zofinger Tagblatt hiess es: «Trotz der wesentlich gestiegenen Temperaturen, die nun tagsüber einige Grade über die Nullgradgrenze hinausrutschen, verhindert der tief hinunter gefrorene Boden das Versickern der Niederschläge.» Deshalb mussten sich die Leute vor unliebsamen Überraschungen hüten: «Heimtückische Glätte der Unterlage verursachte da und dort ein harmloses Rutschen oder einen schmerzhaften Sturz.»
Stadtwerkhofmitarbeiter sägten Eisbrocken aus Becken heraus
Bereits einen Tag später, am 19. Februar, zeigte man sich aber wieder versöhnlich gegenüber dem Wetter. «Märchenhafter Winterzauber» war gar zu lesen. «Regen und Schnee im Gemisch, Graupeln, grosse und nasse, kleine und kristallene Schneeflocken – es verdichtete sich das Schneetreiben im Laufe des Nachmittags immer mehr und heute Dienstag setzt es sich fort! Über zwanzig Zentimeter Neuschnee ist gefallen, und noch immer schneit es weiter.»
Ende Februar war man dann aber vollends «wintermüde», wie es in der Ausgabe vom 25. Februar hiess. «Der Winter herrscht unermüdlich, doch sind die Menschen seiner offensichtlich müde. […] Was vor einem Monat noch Sensation und lockendes Vergnügen war, scheint nun seinen Reiz weitgehend verloren zu haben.»
In jüngster Vergangenheit ist es schliesslich der Februar 2012, der sich durch Kälte und Schnee auszeichnete. So widmete das Zofinger Tagblatt in seiner Ausgabe vom 7. Februar den durch die arktische Kälte geschaffenen Eisskulpturen in der Region eine ganze Bilderseite. Ein weiterer Schwerpunkt war am 4. Februar das Schlitteln in der Region, das dank Schnee und kalten Temperaturen an vielen Orten möglich war. Als einer der besten schnitt beim damaligen Test der Schlittelweg neben dem Schützenhaus auf dem Heitern in Zofingen ab. Mit ungewöhnlichen Arbeiten hatten derweil die Mitarbeiter des Zofinger Stadtwerkhofs zu tun. So mussten sie sich etwa um das Schwimmerbecken der Badi Zofingen kümmern, dessen Wasser nicht in grossem Ausmass gefrieren durfte. «Dies wird vor allem mittels eines Springbrunnens verhindert. Doch genügt in diesen Januar-Februar-Tagen der Springbrunnen allein nicht – bedeutende Teile des Beckens bekamen eine Eisschicht von gut 20 cm Dicke. Gestern Morgen mussten deshalb Eisbrocken herausgesägt werden, damit das Wasser wieder zirkulieren kann. Sollte die sibirische Kälte andauern, wird diese Arbeit wiederholt werden müssen», hiess es in der Ausgabe vom 11. Februar. Auch den öffentlichen WCs musste wegen der Kälte das Wasser abgestellt und diese darauf geschlossen werden.
Einige Tage später herrschten dann so winterliche und teilweise prekäre Strassenverhältnisse, dass man als Autofahrer Geduld brauchte. «Viele Lastwagenchauffeure mussten an ihren Fahrzeugen Schneeketten montieren, um auf den schneebedeckten Strassen vorwärtszukommen», war in der Ausgabe vom 16. Februar zu lesen. Sogar die Stützpunktfeuerwehr Zofingen brachte an der Autodrehleiter wegen des starken Schneefalls Schneeketten an.
Heuer hat der Februar noch 18 Tage Zeit, um doch noch als schneereich oder arktisch kalt in die Geschichtsbücher einzugehen. Ganz so einfach dürfte das aber nicht werden: Wie MeteoSchweiz in seinem Saisonausblick für Januar bis März schreibt, werden diese drei Monate im langjährigen Vergleich mit einer über 55 prozentigen Wahrscheinlichkeit warm ausfallen.


