
Als stünden nur Leader auf dem Eis: Der EHC Olten besteht den Härtetest
Die Zuversicht war beim EHC Olten vor dem ersten Puckeinwurf in der Swiss Arena in Kloten verhalten – obwohl man auf sechs Siege in Serie zurückblicken durfte. Von einem Härtetest war die Rede. Der Direktvergleich mit dem überzeugend in die Saison gestarteten Kloten, das zuletzt acht Siege aneinandergereiht hatte, sollte den Beweis liefern, wie wertvoll die Oltner Erfolge, die mehrheitlich gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte errungen wurden, tatsächlich waren.
Man darf festhalten, dass der EHCO zuletzt nicht nur 16 Punkte aus sechs Spielen einfuhr, sondern dabei offensichtlich auch viel Selbstvertrauen tanken konnte. Denn der EHC Olten führte den Aufstiegsaspiranten Kloten in dessen Stadion gleich mit 7:2 vor. Da war von jedem einzelnen EHCO-Spieler Kampf, Leidenschaft und Herz über die volle Distanz zu sehen. Selbst Ersatztorhüter Silas Matthys ging in seiner Rolle auf, motivierte jeden einzelnen Spieler nach jedem Wechsel auf die Schulter klopfend. Die Körpersprache bei den Oltnern sprach Bände.
Als Einheit unterwegs
Auch auf dem Eis war eine Teameinheit am Werk, die überzeugte und grosse Charakterstärke bewies. Sinnbildlich dafür stand Jewgeni Schirjajew, der sich zwei Minuten vor Schluss beim Stand von 7:2 noch in einen Schuss warf und mit schmerzverzerrtem Gesicht durchbiss. Oder da waren jene Spieler, die nach defensiven Unsicherheiten die Fehler des nächsten Mitspielers ausbügelten. Es gipfelte schliesslich darin, dass sämtliche Rollen im Team verschwammen, als stünden nur Leader auf dem Eis.
Es waren denn auch die Sturmlinien drei und vier, die den EHC Olten so richtig in Fahrt brachten. Alban Rexha eröffnete nach einem dominanten Start das Skore (8. Minute), Jérôme Lanz doppelte mit seinem ersten Saisontor – einem sehenswerten Handgelenkschuss in den Torhimmel – nach (18.). Nach dem unglücklichen Anschlusstreffer nur 15 Sekunden vor Drittelsende kam der EHCO ins Stocken, schaltete aber gegen Spielmitte eindrucksvoll wieder einen Gang höher.
Es waren wiederum die Zuger Neuzugänge Jérôme Lanz, Michael Rudolf und Janis Elsener, die dafür sorgten, dass die Oltner nicht eingeschnürt wurden. Während Lanz in seiner Arbeiterrolle vollends aufblühte, lenkte Rudolf im Slot einen starken Elsener-Schuss unhaltbar zum 3:1 ab (32.). «Es macht einfach grossen Spass in diesem Team. Jeder kämpft für den anderen», sagte Lanz und ergänzte reflektiert: «Ich bin mir meiner Rolle im Team immer mehr bewusst und versuche, als Arbeiter und Kämpfer zu helfen.»
Potenzial noch längst
nicht ausgeschöpft
Nur zwei Minuten nach Rudolfs Treffer verwertete Diego Schwarzenbach nach einer kämpferischen Puckeroberung von Silvan Wyss einen starken Schirjajew-Pass eiskalt. Und auch im Powerplay liessen die Oltner die Scheibe plötzlich spielend leicht zirkulieren, als hätten sie dabei zuvor nie Probleme bekundet. Erst lenkte Elsener in Überzahl einen satten Lukas-Haas-Pass ins Tor ab (36.). Und dann erwischte Schirjajew – nur eine Minute, nachdem er einen grenzwertigen Check einstecken musste – Torhüter Dominic Nyffeler rotzfrech von der Grundlinie (42.).
Es passte zur Oltner Galavorstellung, dass mit Stan Horansky, der nach seiner hartnäckigen Verletzung erst sein zweites Saisonspiel bestritt und neben den Ausländern Dion Knelsen und Garry Nunn auflief, den Schlusspunkt setzte (56.). Die Top-Sturmlinie war zwar den Kloten-Verteidigern spielerisch überlegen, zeigte sich aber glücklos im Abschluss. Es darf als positives Zeichen gewertet werden. Denn das Potenzial ist beim EHCO längst noch nicht ausgeschöpft.
SC LANGENTHAL: Der zweite Nackenschlag im Wallis
Gerade mal 73 Sekunden hatte es gedauert, bis der SC Langenthal im NLB-Auswärtsspiel gegen den EHC Visp noch stärker in Bedrängnis geriet, als dass er es ohnehin schon war. Andrew Clark fügte seinem Gegenspieler mit einem Check eine blutige Wunde zu, weshalb er unter die Dusche geschickt wurde. Das ersatzgeschwächte Langenthal hatte nun noch knapp drei Angriffslinien zur Verfügung, denn neben den beiden Ausländern fehlte auch Captain Stefan Tschannen krankheitsbedingt.
So war der Fehlstart irgendwie die logische Konsequenz: Visp traf bis zur 6. Minute doppelt und schien bereits wie der sichere Sieger auszusehen. Immerhin verkaufte Langenthal seine Hand zuerst teuer: Drei Minuten nach dem 0:2 gelang Robin Nyffeler ein Shorthander zum 1:2. Er entwischte seinen Gegnern und schoss massgenau ins obere Toreck. Der 20-jährige Stürmer doppelte sogar zum 2:2 nach, als er in der 15. Minute von Ronny Dähler herausragend im Slot freigespielt wurde.
Letztlich war der Qualitätsverlust beim ausgedünnten Kader aber zu erdrückend. Im zweiten Abschnitt sorgte Visp mit zwei Toren für den Unterschied, obwohl Langenthal nicht einmal schlecht spielte. Die mangelnde Chancenverwertung und ein erfolgloses Powerplay auf der einen Seite und ein kaltblütiger Auftritt der Visper vor SCL-Torhüter Philip Wüthrich führten dazu, dass der Gastgeber verdient mit 7:2 gewann. «Die Tore geben mir persönlich Selbstvertrauen», sagte Robin Nyffeler, «der Rest war einfach nur schade.»
Feueralarm verzögert den Start
Bereits vor dem Anpfiff nahm der Abend für den SC Langenthal in der neuen Lonza Arena einen suboptimalen Verlauf. Ein Feueralarm führte dazu, dass die Halle geräumt werden musste. Die Langenthaler unterhielten sich in der Folge mit Fussballspielen, entsprechend locker begegneten sie der Situation. 40 Minuten später konnten sie in die Eishalle zurückkehren und das Warm-up abschliessen.
«On fire» waren nach dem Fehlalarm nur noch die Visper, während der SCL nach dem 2:4 gegen Sierre zum zweiten Mal in dieser Woche im Wallis verlor. Nach dem 2:7-Nackenschlag dürfen die Oberaargauer deshalb froh sein, dass nun die Nationalmannschaftspause ansteht.
Kloten – Olten 2:7 (1:2, 0:3, 1:2)
Swiss Arena. – 5259 Zuschauer. – SR: Eichmann/Hendry, Micheli/Bachelut. – Tore: 8. Rexha (Haas, Weder) 0:1. 18. Lanz (Sartori) 0:2. 20. (19:49) Marchon (Ausschluss Eigenmann) 1:2. 32. Rudolf (Elsener, Weibel) 1:3. 34. Schwarzenbach (Schirjajew) 1:4. 36. Elsener (Haas, Schirjajew/Ausschluss Harlacher) 1:5. 42. Schirjajew (Schwarzenbach, Eigenmann/Ausschluss Harlacher) 1:6. 52. Figren (Forget) 2:6. 56. Horansky (Nunn, Weisskopf) 2:7. – Strafen: je 5-mal 2 Minuten.
Kloten: Nyffeler (Luis Janett); Ganz, Grossniklaus; Steiner, Stämpfli; Back, Harlacher; Gian Janett; Sturny, Füglister, Lemm; Marchon, Forget, Figren; Lehmann, Faille, Knellwolf; Mettler, Sutter, Krakauskas; Wetli.
Olten: Simon Rytz (Matthys); Philipp Rytz, Lüthi; Eigenmann, Elsener; Sartori, Weisskopf; Maurer, Heughebaert; Horansky, Knelsen, Nunn; Wyss, Schirjajew, Schwarzenbach; Haas, Rexha, Weder; Weibel, Rudolf, Lanz.
Bemerkungen: Olten ohne Rouiller, Fogstad Vold (beide verletzt) und Salzgeber (überzählig).
Visp – Langenthal 7:2 (2:2, 2:0, 3:0)
Lonza Arena. – 2991 Zuschauer. – SR: Borga/Fausel, Pitton/Huguet. – Tore: 3. Camperchioli (Ritz, Van Guilder/Ausschluss Clark) 1:0. 6. Van Guilder (Josephs, Camperchioli/Ausschluss Clark) 2:0. 9. Nyffeler (Ausschluss In-Albon!) 2:1. 15. Nyffeler (Dähler, Henauer) 2:2. 28. Burgener (Ranov, Nater) 3:2. 37. Furrer (Berger, Spinell) 4:2. 42. Ritz (Josephs, Camperchioli/Ausschluss In-Albon) 5:2. 53. Van Guilder (Josephs, Dolana/Ausschluss Gerber) 6:2. 56. Haberstich (Burgener, Hofstetter) 7:2. – Strafen: 6-mal 2 Minuten und 1-mal 10 Minuten (Steiner) gegen Visp, 7-mal 2 Minuten plus 1-mal 5 Minuten plus Spieldauer (Clark) gegen Langenthal.
Visp: Lory; Camperchioli, Furrer; Wiedmer, Nater; Brantschen, Heynen; Haueter, Steiner; Josephs, Van Guilder, Dolana; Berger, Achermann, Spinell; Burgener, Ritz, Ranov; Haberstich, Brügger, Hofstetter.
Langenthal: Wüthrich; Müller, Christen; Weber, Pienitz; Henauer, Maret; Suleski, Wieszinski; In-Albon, Clark, Melnalksnis; Küng, Kummer, Sterchi; Gerber, Kläy, Walz; Nyffeler, Dähler.
Bemerkungen: Langenthal ohne Tschannen, Seydoux (beide krank), Benik, Gyger, Bircher (alle verletzt) und Derungs (gesperrt). 18. Pfostenschuss Kummer. 56. Time-Out Langenthal.
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