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Altersheim-Vereinspräsident Roland Brauen: «Die Geschäftsleitung kann mit Coaching gestärkt werden»

Das Traktandum «Genehmigung Darlehensvertrag mit dem Altersheimverein» führte an der Gemeindeversammlung Kölliken zu einer Chropfleerete. Dass der Souverän den Antrag des Gemeinderats, einen Darlehensvertrag über 750000 Franken auszuarbeiten, am Ende annahm, wurde von den Vorwürfen an die Adresse des Altersheimvereins überschattet.

Als erste Votantin meldete sich Romana Widmer, die bezweifelte, dass Covid alleine für die finanzielle Krise verantwortlich sei. Im September hatte das Altersheim Sunnmatte ein Communiqué veröffentlicht, das besagte, die Bettenzahl habe sich wegen der Pandemie um rund einen Drittel reduziert und dass zudem zehn bis zwölf Vollzeitstellen abgebaut würden. Wie Romana Widmer an der Gmeind ausführte, liege sowohl die finanzielle wie auch die personelle Situation «schon lange im Argen». Sie wusste von zwei Kadermitgliedern, die je einen Brief an den Altersheimverein und den Gemeinderat geschrieben hatten.  Sie wiesen auf die Missstände hin und machten Verbesserungsvorschläge. Diese seien jedoch ignoriert worden und beide Kaderangestellten hätten daraufhin gekündigt. Widmer stellte den Antrag, der Altersheimverein solle bis zur nächsten Gemeindeversammlung ein Konzept einreichen, wie genau man die Finanzen zu sanieren gedenke. Darüber konnte aber nicht abgestimmt werden. Wie die Gemeindekanzlei auf Anfrage mitteilt, hatte die entsprechende Weisung zur Konzeptausarbeitung keinen materiellen Charakter.

Elf Mitarbeitende weniger in einem Jahr

Das ZT konfrontierte Roland Brauen, Präsident des Altersheimvereins mit diesen Vorwürfen. Gab es tatsächlich ausser Covid noch andere Faktoren für die schlechte finanzielle Lage? «Sicherlich war Corona ein entscheidender Faktor, da sich die Neueintritte wegen der Quarantäneregeln eher zurückhaltend entwickelten», so Brauen. «Allgemein können die Leute dank Spitex länger in ihrer eigenen Wohnung bleiben und damit viel später in ein Pflegeheim eintreten. Unser Problem ist die tiefe Belegungszahl.»

Sicherlich war Corona ein entscheidender Faktor, da sich die Neueintritte wegen der Quarantäneregeln eher zurückhaltend entwickelten.

Roland Brauen

Schweizweit erleben Altersheime während der Pandemie deutlich weniger Neueintritte, da Senioren Angst hatten, sich im Heim anzustecken. Das «Sunnmatte» stellt mit seinen drastischen Kürzungsmassnahmen jedoch eine Ausnahme dar. Weshalb entschied sich der Verein also zu diesem Schritt? «Da wir Probleme mit der Liquidität bekamen und sich die Auslastung hartnäckig tief hielt und eine Erholung nicht zu erwarten war, mussten wir reagieren, das heisst, die Ausgaben mussten heruntergefahren werden», sagt Brauen. Zu Beginn des Jahres zählte das Alterszentrum 85 Mitarbeitende bei 58,3 Vollzeitstellen, per 30. November 76 Mitarbeitende bei 51,6 Vollzeitstellen. Per 1. Januar ist der Personalabbau abgeschlossen, dann sind es noch 74 Mitarbeitende bei 50 Vollzeitstellen.

Geschäftsleitung kann mit Coaching gestärkt werden

Roland Brauen bestätigt, von zwei Kaderleuten Schreiben bekommen zu haben. Mit einem Kadermitglied sei ein Gespräch geführt worden, das zweite Kadermitglied habe sich einem Gespräch verweigert. Hinsichtlich der Vorwürfe, die finanzielle und personelle Situation liege im Argen, sagt er: «Wir haben im letzten Jahr eine Mitarbeiterbefragung und eine Befragung unserer Pensionäre und deren Angehörigen mit einem externen Büro gemacht, und daraus die Erkenntnis gezogen, dass unsere Geschäftsleitung durch ein Coaching gestärkt werden kann.» Betreffend Finanzen habe man mit der Hausbank und der Gemeinde Kölliken Lösungen erarbeitet.

An der Gemeindeversammlung meldeten sich noch andere Votanten negativ zum Thema. So sagte ein Votant, der Mitglied des Altersheimvereins ist, der Vereinsvorstand habe an einer Versammlung im Mai noch von Umbauplänen im grossen Stil gesprochen und habe offenbar selber keine Übersicht über die Finanzen gehabt. Die Umbau-Projektarbeiten seien auf Ende 2020 fertiggestellt worden, sagt Brauen. «Der Vorstand hat sich entschieden das Projekt an der GV 2021 zur Abstimmung zu bringen. Damals wurde davon ausgegangen, dass sich die Situation wieder erholen wird. Wir waren uns der veränderten Lage allerdings bewusst. Trotzdem müssen die notwendigen Unterhalts- und Sanierungsarbeiten gemacht werden, welche auch ein Bestandteil des Projektes sind. Das Projekt wird jetzt auf die dringenden Unterhaltsarbeiten wie beispielsweise Lift und Küche reduziert.»

Für Räume, die wegen des Abbaus nicht mehr benutzt werden, existieren gemäss Brauen Pläne oder wurden bereits umgesetzt. Aktuell ist ein Zimmer an eine Lernende vermietet, andere werden als Besprechungs- und Rückzugszimmer für Mitarbeitende genutzt. Die restlichen leeren Zimmer versucht man zu vermieten. Ob man wieder mehr Betten zur Verfügung stelle, wenn die Pandemie zu Ende geht, werde sich zeigen, so Brauen. Die momentane Strategie sei aber, mit maximum 50 Mitarbeitenden auszukommen.