
Amateure auf Augenhöhe mit Profis?
Nun will er scheinbar doch – der Zofinger Stadtrat: das Gremium von heute sieben auf neu fünf Sitze verkleinern (Ausgabe vom Samstag). Mit zwei neu vollamtlichen Mitgliedern zielt der Antrag an den Einwohnerrat in Richtung Berufspolitik. Ob das der richtige Weg ist? «Ich weiss nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll» – diese Erkenntnis von Georg Christoph Lichtenberg (1742–1799) steht wie ein Leitstern über der Vorlage, welche der Einwohnerrat im Juni behandeln wird.
Zwei Stadtratsmitglieder von Beruf, dazu eine professionelle Verwaltung – sie wären das Gegenüber für die drei Teilzeitpolitikerinnen und -politiker in der Zofinger Exekutive. Eine gute Situation? Kollektivverantwortung in einem Gremium tragen zu müssen, in dem man arbeitstechnisch nicht auf gleicher Augenhöhe mit den Profis sitzt?
Ja – Professionalisierung ist ein aktueller Zeittrend. Aarau denkt laut über fünf vollamtliche Stadträte nach. Allerdings erst für die Zeit nach einer hängigen Grossfusion mit Nachbargemeinden – welche die Stadt mit dem Adler im Wappen ins Konzert der grösseren Schweizer Städte aufnehmen würde.
Was bedeutet das vom Stadtrat vorgeschlagene neue Zofinger Modell organisatorisch? Er will die heutige Struktur in modifizierter Form weiterführen. Diese kennt keine Trennung zwischen strategischen und operativen Aufgaben. Das heisst, der Stadtrat ist sowohl für die politische und strategische Führung wie auch für die Führung der einzelnen Ressorts verantwortlich. Fünf Leute im Stadtrat muss nicht fünf Ressorts bedeuten – Oftringen hat fünf Gemeinderäte, welche sieben Ressorts vorstehen.
Neben diesem operativen Ansatz gibt es in der Gemeindelandschaft der Schweiz drei weitere Modelle – jenes der Geschäftsleitung, das Delegierten- und das Geschäftsführermodell. Bei Ersterem wird eine Geschäftsleitung installiert und der Gesamtgemeinderat hat eine strategische Verantwortung – auch auf Ebene Ressort. Dies erinnert stark an die Organisation der Aargauer Schulen mit ihren Schulleitungen. Ein Modell, das der Zofinger Stadtrat für sich verwirft.