An Harmlosigkeit nicht zu überbieten

Hätte es sich um ein Europacupspiel gehandelt, dann wäre es nun möglich, den Schaden am Montag im Rückspiel auszubügeln. Ein 0:2 auswärts ist nicht die Welt, und bei einem Weiterkommen wäre auch die Niederlage nicht von Bedeutung. Weil die Aarauer aber weit davon entfernt sind, auf internationaler Bühne zu spielen, sondern in der Challenge League versuchen, eine enttäuschende Saison vernünftig zu Ende zu spielen, ist dieses 0:2 beim FC Rapperswil-Jona eben doch von einer gewissen Relevanz. Vor allem schlug es sich in der Tabelle nieder und zementierte den sechsten Rang, auf dem der FC Aarau steht. Sechs Punkte liegt er hinter dem gestrigen Gegner, sechs Zähler vor dem FC Chiasso. Damit ist er weit davon entfernt, den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden.

Es war aus Sicht des FC Aarau ein überaus enttäuschender Abend. Das Nachtragsspiel der 18. Runde vor 640 Zuschauern fügte sich aber bestens ein in die Reihe der meisten Partien in dieser Saison: Zu Hause hui, auswärts pfui. In elf Auswärtspartien brachten die Aarauer nur einen einzigen Sieg zustande und schossen nur neun Tore.

Nur zwei Schüsse aufs Tor

Pfui – dieses Verdikt ist gewiss nicht übertrieben angesichts der Tatsache, dass es die Gäste fertigbrachten, gerade mal zwei Schüsse aufs gegnerische Tor anzubringen. Und diese beiden Abschlüsse waren alles andere als gefährlich. Die einzige richtige Torgelegenheit besass Alessandro Ciarrocchi, der von Mats Hammerich freigespielt worden war, aus kurzer Distanz aber das Tor nicht traf. Es war der Gipfel der Aarauer Harmlosigkeit. Die Mannschaft von Trainer Marinko Jurendic hätte noch tagelang weiterspielen können, ohne ein Tor zu schiessen. So jedenfalls war der Eindruck von aussen. «Es fehlte die Kreativität», sagte Jurendic, «wir waren zu wenig zwingend.»

Und zu Beginn auch nicht parat. Noch waren keine zehn Minuten gespielt, als sich der Aarauer Verteidiger Igor Nganga nur noch mit einem Foul behelfen konnte und Valon Fazliu seinen Freistoss vom Aarauer Captain Patrick Rossini ins Tor gelenkt sah. «Ich wurde leicht gestossen und war dann mit den Händen am Ball», sagte der Tessiner, «er wäre aber auch so reingegangen.» Das sah auch die Liga so und schrieb den Treffer Fazliu zu.

Knapp anderthalb Stunden später machte Nganga dann seinen gebrauchten Abend komplett, als er im Strafraum Egzon Shabani foulte und der frühere Aarauer Jonas Elmer in der Nachspielzeit mittels Penalty zum 2:0 traf.

Zwischen diesen beiden Toren hatten die zwei Teams dem Publikum ein Mittelfeldgeplänkel vorgesetzt, das niemand vom Sitz riss. «Es war für uns fast unmöglich, gegen die kompakten Rapperswiler eine Lücke zu finden», sagte Rossini, «wir versuchten, Fussball zu spielen, aber das ist uns nicht gelungen. Die Verteidigungen haben 90 Prozent der Zweikämpfe gewonnen.»

Die Aarauer bestätigten nicht nur ihre eklatante Auswärtsschwäche, sondern ebenso ihre gravierenden Defizite bei gegnerischen Standardsituationen. Sie kassierten auf diese Art in diesem Jahr ihre Gegentore sieben und acht. Allerdings waren sie auch nicht besser, wenn sie selber einen ruhenden Ball treten konnten. Ob Eckbälle oder Freistösse, die Gastgeber hatten keine Mühe, diese Bälle abzuwehren. «Wir wollten so auftreten wie in den Heimspielen», sagte Jurendic, «aber wir waren zu Beginn überhaupt nicht präsent.» Eine Frage der Mentalität? «Es geht um Einstellung», sagte Jurendic.

Am Ende des ernüchternden Abends stand er lange am Zaun und diskutierte mit den Aarauer Fans. Viel Lob dürfte dabei nicht auf ihn eingeprasselt sein. Ob die Aarauer sich am Montag im Brügglifeld zu einer Revanche aufraffen können? Wenigstens ist es dann ein Heimspiel.