Andreas Glarner, der Grenzgänger

Wenn es um Grenzen geht, ist die politische Meinung von Andreas Glarner klar. Die Schweiz müsse ihre grüne Grenze mit Stacheldraht abriegeln, sagte er vor zwei Jahren in einem Interview. Sogar in seiner eigenen Partei löste die Forderung des Hardliners, den die SVP zum nationalen Asylchef machte, Kopfschütteln und Kritik aus.

Glarner weiss auch, wo die juristischen Grenzen liegen. Zumindest, wenn es um vermeintlichen Rassismus, angebliche üble Nachrede oder scheinbare Verletzung von Persönlichkeitsrechten geht. Mehrfach wurde der SVP-Hardliner aufgrund seiner Aussagen, Plakatkampagnen oder Social-Media-Beiträge angezeigt – zu einem Urteil kam es nie.

Glarner teilt gegen politische Gegner hemmungslos aus, pflegt den Ruf als schmerzfreier Politiker, der Dinge sagt, die sich viele nicht trauen. Viele davon sind zumindest grenzwertig, einige klar jenseits der Grenze, wenn es um politischen Anstand und Diskussionskultur geht. Glarner ist das egal, und wenn ihn jemand als Rassisten bezeichnet oder beschimpft, reagiert er mit Anzeigen. Oft ist er erfolgreich, auch im Fall von Reto Spörli erging ein Strafbefehl.

Nun droht dies auch Glarner: Mit der Publikation einer Schülerliste auf Facebook könnte er letzte Woche zu weit gegangen sein. Gibt es eine Anzeige, ist eine Verurteilung denkbar – obwohl er sich rasch entschuldigt hat. Damit punktete Glarner bei seinen Anhängern, die ihn wie ein Idol verteidigen. Mit einem Strafbefehl wäre aber eine Grenze überschritten. Und die Frage stellt sich, ob seine Wähler dies goutieren.