art-st-urban: Start-up für künstlerische Nachwuchstalente

Heinz und Gertrud Aeschlimann, Initianten des Förderprogramms «Young Artists in Residence», bei der Ansprache.
Heinz und Gertrud Aeschlimann, Initianten des Förderprogramms «Young Artists in Residence», bei der Ansprache.

Vom 6. bis 12 Juni bot eine Verkaufsausstellung im «museum-art-pavillon» am Weierweg in St. Urban die Werke national und international etablierter Künstler an. Im Barockkeller des Klosters fanden am 7. und 10. Juni Auktionen statt, an denen Skulpturen von Absolventen des Förderprogramms aus zwölf Nationen erworben werden konnten. Vor dem Klosterkonvent und im barocken Eingang zeigt Drew Goerlitz bis am 7. Juli in der Einzelausstellung «Reliquaries» seine Inspirationen aus der mehrmaligen Teilnahme im Förderprogramm «Young Artists in Residence» von 2003 bis 2018. In einem mehrwöchigen, kostenlosen und umfassenden Aus- und Weiterbildungs-Workshop erhalten die Teilnehmenden die praktischen Grundlagen zur Weiterentwicklung. Drew Goerlitz ist heute Master of Fine Art der University of Maryland sowie Professor und Leiter des Skulpturen-Departements der SUNY Plattsburgh Universität in New York. Er erinnert sich an die Impulse, die er in den Residencies von Mentor Heinz Aeschlimann im kreativen Umgang mit Stahl und Gussasphalt erhalten hat. Einen besseren Beweis für die Nachhaltigkeit des von Gertrud und Heinz Aeschlimann initialisierten Förderprogramms «Sculpture Summer Academy» gibt es wohl kaum.

Geistige Wertschöpfung
Heinz Aeschlimann ist Unternehmer gewesen (und geblieben). Als nach wie vor aktiver Künstler kann er seine Erfahrungen über Wertevermittlung einbringen. Zum Jubiläumsjahr 2018 hat art-st-urban vier ehemalige Stipendiaten zum Wiederholungskurs eingeladen. Sie arbeiteten im Symposium «Young Sculptur» vom 31. Mai bis 12. Juni im Atelier Roggliswil an neuen Kreationen und zeigten, wohin sie das Förderprogramm geführt hat. Gleichzeitig starteten zwei neue Jungkünstler aus China und den USA ihre zweimonatige Residency. Die Auktionsausstellung im Gewölbekeller wurde durch ehemalige Absolventen des Förderprogramms bestückt. Das Interesse daran war an beiden Tagen gross, am Sonntag erschienen unter anderem auch der ehemalige deutsche Botschafter Peter Gottwald mit seiner Gemahlin sowie der frühere Armeechef André Blattmann zum Besuch. Wie die anderen Gäste erhielten sie Einblick in eine Welt, die aus vergänglichen, alltäglichen Materialien wie Stahl, Asphalt, Holz, Drähten, Kabeln, Schnüren, Porzellan und Textilien unvergängliche Kunstwerke kreiert und dies mit Fantasie und Witz ohnegleichen, was diese Werke ganz einfach als «schön» empfinden und erleben lässt. Gegenständliches wird sinnstiftend abstrahiert. Zum Beispiel, wenn der Elefant in der Form eines Drahtgestells erscheint und damit die Empfindlichkeit dieses Tieres symbolisiert wird. Eine Skulptur trägt die Bezeichnung «Wimper». Sie besteht aus spitzen Stahlklingen und drückt wohl einen scharfen Blick aus. Einen solchen brauchten auch die Gäste, die sich an der stillen Auktion beteiligten. Sie erhielten eine Nummer, die sie auf dem Formular neben dem Ausstellungsobjekt zusammen mit der Höhe ihres Angebotes eintragen mussten. Vom Verkaufserlös fliesst der art-st-urban-Anteil vollumfänglich in das Förderungsprogramm junger Künstler, der Grossteil geht an die Aussteller. Zwischendurch konnte man sich die Einzelausstellung von Drew Goerlitz ansehen und staunen, wie er darin den historischen Hintergrund des Klosters und ganz allgemein auch jenen der Weltgeschichte auslegt. Draussen vor dem Klosterkonvent tragen seine Skulpturen aus Stahl die Namen von griechischen Säulen und gotischen Kathedralen und erinnern an die europäische Kulturgeschichte, woran auch das Kloster St. Urban einen gewichtigen Anteil hat. art-st-urban führt sie in der Gegenwart fort.