Attelwil und Reitnau sagen Ja zur Fusion – jetzt gehts an die Urne

Die Stimmberechtigten von Attelwil und Reitnau wollen fusionieren. Das haben die Stimmberechtigten beider Gemeinden an ihren ausserordentlichen Gemeindeversammlungen vom Donnerstagabend entschieden. In Attelwil fiel der Entscheid mit 51 Ja zu 41 Nein, in Reitnau gab es 128 Ja zu 0 Nein.

Am 26. November entscheiden die Stimmberechtigten beider Gemeinden an der Urne definitiv über den Zusammenschluss. Gibt es dann auch wieder ein Ja, schliessen sich beide Gemeinden zur Einwohnergemeinde Reitnau zusammen. Die Umsetzung ist für 1. Januar 2019 geplant. 

Die Sache schien geritzt. Beide Gemeinderäte sagten vorbehaltlos Ja, im Vorfeld der Gemeindeversammlung war keinerlei Opposition zu erkennen. Weder in Reitnau (1268 Einwohner, 13 % Ausländeranteil) noch in Attelwil (274 Einwohner, 2 % Ausländeranteil). Doch dann wurde es gestern Abend doch noch einmal spannend. Nicht in Reitnau, wo die Stimmberechtigen (Beteiligung 15 Prozent) nach sehr kurzer Diskussion mit 128:0 Stimmen die Fusion durchwinkten.

Fast jeder zweite Attelwiler dabei

Im kleinen Attelwil wurde in einer anderhalbstündigen Diskussion die Vor- und Nachteile der Fusion sehr emotional debattiert. Dabei überwogen die kritischen Voten. Gemeindepräsident Roger Lehner sprach nach geschlagener Schlacht von einem «Nervenkrimi»: «Und das, obwohl es in den letzten Wochen vor der Versammlung sehr ruhig gewesen war. Von nirgends war eine Stimme gegen das Zusammengehen mit Reitnau zu vernehmen.» Schliesslich wurde eine geheime Abstimmung verlangt: Kurz vor 22 Uhr sagten auch die Attelwiler Ja. Mit 51 zu 41 Stimmen bei einer Enthaltung allerdings relativ knapp (Stimmbeteiligung hohe 42 Prozent).

In beiden Gemeinden muss die Fusion noch an der Urne bestätigt werden (obligatorisches Referendum). In Attelwil ist nach dem gestrigen Abend völlig offen, wie die Abstimmung am 26. November ausgehen wird. Der «Nervenkrimi» ist also noch nicht zu Ende.

«Wir verlieren in allen Bereichen»

Während an der Gmeind in Reitnau nur drei einfache Sachfragen zur Fusion gestellt wurden, verlief die Diskussion in Attelwil von Anfang an eher fusionskritisch. Gemeindeammann Roger Lehner machte in seinem Einführungsreferat klar, dass es um viel geht: «Um einen strategisch-politischen und richtungsweisenden Entscheid. Es ist für uns auch eine existenzielle Frage. Dieser Entscheid wird Handlungsschnur sein für die zukünftige Arbeit des Gemeinderats.»

Ein Kritiker sagte: «Wovon profitiert Attelwil? Ich sehe nur, dass wir in allen Bereichen verlieren, vom Namen bis zum Vermögen. Ausserdem, wie geht das weiter? Bald kommen doch Kirchleerau und Moosleerau hinzu, dann werden wir zu Kirchleerber und später sicher irgendwann zu Schöftler.» Ein anderer Votant meinte: «Nach der Fusion haben wir nur noch zwei Gemeinderäte. Dann haben wir nichts mehr zu sagen!» Ein Befürworter erklärte: «Es tut mir auch weh, den Namen Attelwil und das Wappen aufzugeben. Das sind aber momentane Erscheinungen. Wir sind doch schon lange keine eigenständige Gemeinde mehr. Wir haben alles ausgelagert. Die Zeit ist reif. Wir müssen eben ein paar Kröten schlucken. Besser jetzt als in 10 Jahren.»