Auch «stachelige» Gäste sind willkommen

Ich mag die Rolle des Gastgebers. Auch wenn ich mich hin und wieder gerne bedienen lasse, gibt es für mich kein schöneres Gefühl der Bestätigung, wenn sich die Gäste in meinen eigenen vier Wänden wohlfühlen, ihnen das leckere Essen schmeckt und die feinen Getränke munden. Damit die Basis für ein friedliches Zusammenleben auch in Zukunft gegeben ist, kaufte ich mit meiner Partnerin einen Pavillon. Denn im Gegensatz zu unserer alten Wohnung ist der Sitzplatz nicht gedeckt, was je nach Wetter ziemlich problematisch ist. Schliesslich lässt es sich im Regen schlecht dinieren, und einen Sonnenbrand will sich beim Essen auch niemand einfangen.

Dass die neue «Behausung» nicht nur uns gefällt, erfuhren wir tags darauf. Als ich den Grill aus der Ecke holte, kam ein grosser Haufen Laub zum Vorschein. Es war das Werk eines Igels, der die Gelegenheit beim Schopf packte und es sich innert einer Nacht gemütlich gemacht hatte. Im ersten Augenblick waren wir ziemlich ratlos, denn sowohl ich wie auch meine Partnerin hatten noch nie das Vergnügen einer solchen Begegnung. Immerhin liess das offensichtlich erwachsene Stacheltier keine Anzeichen einer Verletzung erkennen. Stattdessen schien es sich lediglich von seinen nächtlichen Erkundungstouren zu erholen.

Ein kurzes Telefongespräch mit einem bekannten «Igelfreund» sorgte für zusätzliche Entwarnung. Er meinte, solange der Igel fit sei, müsse ich keine Bedenken haben. Stattdessen wäre es nicht verkehrt, dem jungen Geschöpf etwas Wasser oder einen kleinen «Snack» hinzulegen. Das war mein Stichwort: Neben einer Schale mit Flüssigem reichte ich dem Igel ein paar Mandeln – ungesalzen, wie am Telefon mit Nachdruck geraten – hin. Um ihn nicht weiter zu stören, liessen wir den stacheligen Gast mit seiner Mahlzeit alleine.

Als wir einige Minuten später auf den Sitzplatz zurückkehrten, hatte sich der Igel zu unserem Erstaunen aus dem Staub gemacht. Seither plagt mich die Frage: Hat er sich bei uns unwohl gefühlt? Oder gefiel ihm der Service derart, dass er nicht damit warten konnte, seinen Freunden vom neuen Igel-Paradies zu erzählen? Ich bin gespannt.