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Kurt Altermatt: Für den «höchsten» Solothurner Jäger läuft auf der Jagd der Respekt vor dem Tier immer mit

Kurt Altermatt, Präsident Revierjagd Solothurn.

Kurt Altermatt reibt sich die kalten Hände. Sechs Grad zeigte das Thermometer im Auto und den Kaffee gibt’s draussen, denn das Jagdhäuschen Eichibärg bei Mühledorf besteht aus nur einem kleinen Raum ohne Fenster. Der Jagdverein hat daneben, zwischen Holzbeigen, eine Plane gespannt, falls es mal regnet. Ein Jäger jagt also auch bei schlechtem Wetter.

Aber Sie friert es, Herr Altermatt, wie machen Sie das an einem Jagd-Tag? «Da bewegt man sich, bis man auf Position ist», sagt der Präsident von Revierjagd Solothurn. Mindestens eine Stunde lang müsse er sich dann absolut ruhig verhalten und aufs Wild warten, aber «das schaffe ich gut und das gehört einfach dazu». Ausserdem dürfe man sich nicht zu dick einpacken, denn man müsse agil bleiben.

Akzeptanz ist gross, vor allem auf dem Land

Die Jagdsaison ist eröffnet. Von Oktober bis Mitte Dezember dürfen in den Solothurner Revieren Gemeinschaftsjagden durchgeführt werden. Das erlegte Wild erfreut sich in den Restaurants grosser Beliebtheit. Sowieso ist die Akzeptanz für die Jagd auf dem Land sehr gross, findet Altermatt. «In stadtnahen Gebieten vielleicht etwas weniger.» Dabei hat die Jagd ein hehres Ziel: den Wildbestand zu kontrollieren. Denn: «Vermehren sie sich übermässig, kommen sie in den Dichtestress und werden mangels Futter schwach», erklärt der Jäger.

Sechs Rehe und drei Füchse hat seine fünfzehnköpfige Jagdgesellschaft letzte Woche erlegt. Auf der Jagd läuft der Respekt vor dem Tier immer mit. Geschossen werde nur, wenn der Jäger sicher ist, dass er das Wild tödlich treffen wird. Nicht in den Bauch, nicht in das Hinterteil und auch nicht frontal. Idealerweise leicht seitlich muss das Tier vor ihm stehen, nicht zu nah und beim Schrotschuss höchstens 30 bis 35 Meter entfernt. «Das Wild soll nicht leiden», sagt Kurt Altermatt.

«Schiesst man ein Tier schlecht, wird man von den eigenen Jägerkollegen gerügt.»

Der Tod sei ein grosses Thema unter den Jägern. Auch für gestandene Jägerinnen und Jäger ist das Erlegen eines Tieres ein hoch emotionaler Moment. Das zeigt sich im Ritual nach der Jagd: Dem Reh wird als «letzter Bissen» ein Tannenzweig in den Mund gelegt. Die Jägertruppe gruppiert sich um die Beute und die Bläser spielen für jede Tierart eine eigene Melodie. Und die Schützen, die getroffen haben, bekommen vom Jagdleiter als Auszeichnung ebenfalls einen Tannenzweig.

Er geht täglich drei Stunden spazieren

70 Jahre alt ist Kurt Altermatt, agil und vital. Längst hat er seine Ämter als Finanzverwalter von Solothurn, Verwaltungsdirektor der Uni Basel und Direktionspräsident der Solothurner Spitäler AG niedergelegt. Noch präsidiert er die Stiftung Discherheim und ist Mitglied in verschiedenen Stiftungen.

Aber jetzt geht er wieder vermehrt Wandern – seine grosse Leidenschaft. Viele Schweizer Alpen und den gesamten Jura hat der zweifache Vater erwachsener Kinder bereits bestiegen, immer zusammen mit seiner Frau, ebenfalls eine begeisterte Jägerin, und seinem Hund Aiko. Auch wenn Altermatt nur Gassi geht, mindestens drei Stunden sei er täglich mit seinem Vierbeiner unterwegs.

Aiko ist auch heute dabei, aber er ist gerade im Dickicht verschwunden. Rufen bringe nichts, sagt Altermatt, «er hört und sieht kaum mehr mit seinen 15 Jahren». Sorgen macht sich der oberste Jäger aber keine, Aiko weiss, was er tut. Über seine Nase kann er sich immer noch sehr gut orientieren. Jahrelang war er mit auf der Jagd und hat auch als sogenannter Schweisshund verletztes Wild aufgespürt.

Auf einer Jagd sind da auch noch die Stöberhunde, sie helfen, die versteckten Tiere aus dem Dickicht zu scheuchen. Denn wittert ein Reh Gefahr, rennt es oft nicht weit, sondern versteckt sich, bis die Luft wieder rein ist. Altermatt sagt:

«Als Treiber bin ich mehrmals fast über ein liegendes Reh gestolpert.»

Gegen Ende des Gesprächs trottet Aiko aus dem Dickicht heraus. Die drei Stunden, die er täglich mit Kurt Altermatt Gassi geht, tun ihre Wirkung. Er mag zwar nichts mehr hören oder kaum mehr sehen, körperlich ist er aber mindestens so fit wie sein Herrchen.