
Aufgepasst: «Wir sind die Zukunft!»
Sie sind aufgeweckt, haben «Pfupf» und Ideen: Michael Ruppen und Pascal Hofstetter sind 19 Jahre jung und wollen im Co-Präsidium die Junge Mitte Wahlkreis Willisau leiten – die aber noch gar nicht existiert. Am 16. Oktober soll die Jungpartei in Willisau im Beisein von viel luzernischer Mitte-Prominenz offiziell gegründet werden.
Michael Ruppen wohnt in Nebikon und Pascal Hofstetter in Willisau, beide haben diesen Sommer die Berufslehre abgeschlossen. Sie sind bereits Mitglieder der Jungen Mitte Kanton Luzern, die sich früher als die Kantonalpartei umbenannte.
Das Duo hat bereits eine gewisse Medienaufmerksamkeit erlangt. An der Delegiertenversammlung der CVP – neu: «Die Mitte Kanton Luzern» – Anfang September votierten sie und weitere Mitglieder der Jungen Mitte für den Namenswechsel. «Wir sind auf einem sinkenden Schiff», sagte Hofstetter, «entweder wir reparieren es oder gehen mit ihm unter.»
Ruppen sagte in seinem Votum, dass das «C» im Namen potenzielle Neumitglieder abschrecke. Dies kam bei den Befürwortern des Wechsels gut an. «Die Voten von uns Jungen erhielten viel Applaus», erinnert er sich.
Sie haben teilweise verschiedene Ansichten
Nun wollen er und Hofstetter also die neue Sektion der Jungen Mitte leiten. «Ich wollte das Präsidium nicht alleine übernehmen», erklärt Michael Ruppen, dessen Familie Wurzeln im Wallis hat und die dort Vertreter in Gemeindeexekutiven stellte. Ein Co-Präsidium mit Hofstetter konnte er sich hingegen vorstellen. «Wir kommen auch privat gut miteinander aus.»
Pascal Hofstetter trat erst kürzlich der Jungen Mitte bei. Bei der Jungen CVP wäre er nicht Mitglied geworden, sagt er offen. Bei der Aufstellung fürs Foto scherzen die beiden, dass sich Hofstetter links und Ruppen rechts vom Obertor hinstellen sollen. «Ich bin eher Mitte-Links und progressiv», sagt Hofstetter. Ruppen: «Und ich bin Mitte-Mitte und moderat.» Beides hat Platz in der Jungen Mitte.
Beim Klimaschutz beispielsweise wünscht sich der gelernte Elektroinstallateur Hofstetter, dass die Politik mehr Gas gibt. Ruppen ist ausgebildeter Zeichner mit Fachrichtung Ingenieurbau. Er ist in der Baubranche tätig und sagt, dass CO2-neutrale Materialien mit Kosten verbunden seien. Einig waren sich beide in der Ablehnung der «99-Prozent-Initiative» der Juso für eine höhere Besteuerung von Kapitaleinkommen. Und ein selbstverständliches Ja zur «Ehe für alle» sei kein Thema gewesen.
Ein wenig überlegter und weniger laut als andere
Generell finden die beiden politischen Newcomer, die Junge Mitte stehe für Kompromisse ein und setze sich dafür ein, mehrheitsfähige politische Lösungen zu finden. «Wir sind ein wenig überlegter und schreien weniger als andere Jungparteien» sagt Hofstetter. Als Brückenbauer würden sie auch gerne andere Jungparteien von links bis rechts an einen Tisch bringen. Zur ihrer Motivation für die Parteigründung sagt Pascal Hofstetter: «Die Stimme der Jungen wird momentan zu wenig gehört.»
Es gab im Wahlkreis Willisau früher eine Junge CVP, diese ging aber aufgrund von Mitgliedermangel ein. Ihr Gründer, der Willisauer Kantonsrat Ludwig Peyer, ist auch der «Götti» für die geplante neue Junge Mitte Willisau. Generell werde ihr Projekt von gestandenen Mitte-Politikern sehr unterstützt, betonen die Co-Präsidenten in spe. Ideell und finanziell erhielten sie Unterstützung.
Und wenn sie doch einmal das Gefühl haben, dass ältere Behörden- oder Parteimitglieder sie nicht so recht ernst nehmen, schrecken sie nicht davor zurück, diesen «reinen Wein» einzuschenken: «Wir sind die Zukunft», sagt Michael Ruppen selbstbewusst. «Die Älteren politisieren für uns. In einigen Jahren wird es einen grossen Generationenwechsel in der Politik geben.»
Die Junge Mitte Kanton Luzern ist im Aufwind. Im Wahlkreis Willisau gibt es bereits eine Instagram-Seite. «Insgesamt konnten bereits über 210 andere Benutzer erreicht werden, das Interesse ist da» sagt Ruppen. Mobilisiert wird für die neue Partei vor allem über die Sozialen Medien.
Als Sprungbrett für die Mutterpartei sehen die Co-Präsidenten die Jungpartei in ihrem Wahlkreis nicht. Sie wollen eigenständig politisieren, auch wenn sie froh sind um Unterstützung. Das ehrgeizige Ziel lautet, an den kantonalen Wahlen 2023 eine Kantonsrätin oder einen Kantonsrat zu stellen. «Eine Frau wäre besser!», sagen die zwei Jungspunde zum Schluss des Gesprächs.
Autofreie Sonntage im Städtchen Willisau
Willisau Die Newcomer der Jungen Mitte haben bereits einige Projekte respektive Forderungen, die sie nach der Parteigründung für die Region lancieren wollen. «Wir werden uns mittels einer Gemeindeinitiative für autofreie Sonntage im Städtchen Willisau zwischen Unter- und Obertor einsetzen», sagt Michael Ruppen. Jeden oder jeden zweiten Sonntag autofrei schwebt ihnen vor. Für eine Gemeindeinitiative braucht es 500 Unterschriften, die sie im Städtchen sammeln wollen.
Von der Autofreiheit sollen die Restaurants im Städtchen profitieren. «Wir möchten anregen, dass an diesen Sonntagen allen Gastronomiebetrieben gestattet werden soll, auf der geschlossenen Strasse mehr Tische und Stühle aufzustellen», fügt Pascal Hofstetter hinzu. Ein komplett autofreies Städtchen zu fordern, das geht den beiden Nachwuchspolitikern aber zu weit. Sie verweisen aufs lokale Gewerbe und dass es bereits solche Ideen gab, die nicht gut ankamen.
Eine weitere Forderung der Jungpartei wird sein, dass die Schulwege in allen Gemeinden des Wahlkreises durch Verkehrsdienste mit Schülerinnen und Schülern aber der 5. Klasse gesichert werden. Diese sollen durch ein Sackgeld von 50 Rappen pro Einsatz einen Anreiz erhalten. Und der Kanton Luzern solle sich endlich an der Ausbildung von Berufen wie Medizinische Praxisassistentin oder Dentalassistentin beteiligen. Diese könne man heute nur an Privatschulen erlernen. (ben)