Aus dem Alltag eines Redaktors

Die häufigste Frage, welche einem als Journalist gestellt wird, lautet: Woher bekommt ihr eigentlich eure Informationen? Offenbar sind Medienhäuser für viele eine «Blackbox». Und Filme vermitteln oft ein Bild, das nicht unbedingt dem Alltag entspricht. «Watergate»-Fälle sind selten. Auch wenn es im Lokalen durchaus brisante Geschichten gibt. Zumindest solche, über die man viel spricht. 

Salopp gesagt, saugen wir uns die Informationen nicht selbst aus den Fingern. Stündlich prasseln – mittlerweile zu 95 Prozent per Mail – Neuigkeiten von Gemeinden, Städten, Kantonen, Verbänden, Organisationen, Vereinen oder Kulturveranstaltern herein. Diese Infos sichten wir nach Relevanz und öffentlichem Interesse. Gut Geschriebenes wird oft übernommen, anderes verständlicher gemacht. «Dürft ihr denn das?», hat mich einmal jemand gefragt und fand das wohl anmassend. Ja, wir müssen es sogar und fungieren als «Torwärter» mit Verantwortungssinn. Denn im Gegensatz zu den Sozialen Medien posaunt eine Redaktion nicht alles ungefiltert hinaus. Das gibt uns manchmal ein konservatives Image. Doch es erhält die Glaubwürdigkeit. 

Neben dieser Rolle als Informationsempfänger und -vermittler hat jeder Redaktor, der eine Gemeinde betreut, auch wichtige Themen «auf dem Radar». Er fragt nach, telefoniert, immer auf der Suche nach meldenswerten Neuigkeiten. Gelegentlich hat auch jemand den Mut, uns etwas Brisantes mitzuteilen (das ihn oder sie selbst in Schwierigkeiten bringen könnte). Umso vorsichtiger muss man mit dieser Person umgehen, die einem Vertrauen schenkt. Ich gehe der Information nach, prüfe sie, hole bei Vorwürfen Stellungnahmen der Gegenseite ein. 

Manchmal ist auch ein Augenschein vor Ort wichtig. Sich einmal direkt vor Ort ein Bild von einer Sache zu machen, schadet nie. Gerade bei Baugeschichten. Rasch klärt sich dabei einiges und man gewinnt auf Anhieb Know-how. Zudem hat es einen positiven Nebeneffekt. Nur wer sich in der Öffentlichkeit zeigt, wird wahrgenommen und erhält in einem anderen Fall interessante Tipps. Es ist auch die schöne Seite des Jobs, (neue) Leute zu treffen und kennenzulernen. Denn ich will als Journalist nicht zu einem Schreibtischtäter mutieren.