Bald-Präsident Philippe Kühni will die GLP in die Regierung bringen

Aller Voraussicht nach wird Philippe Kühni am 3. September zum neuen Präsidenten der Aargauer Grünliberalen (GLP) gewählt. Er ist der einzige Vorschlag der Findungskommission an die Mitgliederversammlung. «Sein Engagement, seine Dynamik und seine offene Art machen ihn zu einem hervorragenden Kandidaten für das Präsidium», schrieb die Kommission Ende Juni in einer Medienmitteilung. Sie sei überzeugt davon, dass sich mit Philippe Kühni der Weg der GLP weiterhin erfolgreich fortsetzen und der neue Schwung die Partei weiter stärken werde.

Sollten die Mitglieder das ebenso sehen, so wählen sie mit Kühni zwar keinen Politiker zum Präsidenten. Aber einen, der die Partei bestens kennt und der an ihrem Erfolg der letzten Jahre mitbeteiligt war.

Persönlicher Mitarbeiter von Beat Flach

Der 39-jährige Philippe Kühni ist Wirtschaftsingenieur, er ist Geschäftsführer einer Firma für Energie- und Anlagenetze. Mit seiner Partnerin und den gemeinsamen Kindern wohnt er in Aarau, die Tochter ist 13 Jahre alt, der Sohn kommt im August in die erste Klasse. Kühni leitet die Bezirkspartei Aarau, ist bei der Kantonalpartei Kampagnenleiter und persönlicher Mitarbeiter von Nationalrat Beat Flach. Er ist Mitglied des Kreisschulrats Aarau-Buchs. Ein weiteres politisches Amt hat er nicht, seine Kandidaturen für Gross- und Nationalrat waren erfolglos.

Doch Kühni war bei den Wahlen 2019 und 2020 Wahlkampfleiter der GLP Aargau und die Grünliberalen waren beide Male Wahlsieger. Bei den Nationalratswahlen 2019 waren es gute drei Prozent, die sie dazu gewonnen haben. Bei den Grossratswahlen ein Jahr später machte die GLP am meisten neue Wählerstimmen aller Parteien, erhöhte um vier auf 9,2 Prozent und damit von sieben auf 13 Sitze.

Ausser in Kulm und in Zurzach gibt es inzwischen in allen Aargauer Bezirken GLP-Sektionen, zuletzt wurde in Muri eine gegründet, hinzu kommen immer mehr Gemeinde-Parteien. Die Kantonalpartei hat ihr Sekretariat nach den letzten Wahlen von 20 auf 40 Stellenprozente aufgestockt. Philippe Kühni sagt:

«Es hat in den letzten Monaten und Jahren eine sehr positive Dynamik gegeben. Wir sind etabliert.»

Man habe sich vor drei Jahren zum Ziel gesetzt, eine Zehnprozent-Partei zu werden. Das hat die GLP praktisch erreicht.

Grossrats- und Regierungsratswahlen 2020: Jubel bei der GLP Aargau.

Grossrats- und Regierungsratswahlen 2020: Jubel bei der GLP Aargau.

Bild: Fabio Baranzini

Hiller gibt auf der Erfolgswelle ab

Als Beat Hiller, der jetzige Parteipräsident, 2014 gewählt worden ist, sah das noch anders aus. Gegründet wurden die Grünliberalen Aargau 2008, 2009 traten sie zum ersten Mal bei kantonalen Wahlen an und gewannen fünf Sitze. Bei den Wahlen 2012 konnte sie auf acht erhöhen, einen verlor die Partei aber bereits 2016 wieder. Auch bei den Nationalratswahlen 2015 gab es einen kleinen Verlust für die Aargauer GLP, den Sitz von Beat Flach konnte sie aber halten. «Wir hatten Hochs und Tiefs, die letzten zwei Jahre liefen aber sehr gut», sagt Beat Hiller. Nach dem Erfolg im letzten Herbst hat er beschlossen, das Präsidium abzugeben.

Grossrats- und Regierungsratswahlen 2020 / GLP-Präsident Beat Hiller im Interview.

Grossrats- und Regierungsratswahlen 2020 / GLP-Präsident Beat Hiller im Interview.

Bild: Fabio Baranzini

Er gebe das Amt auf dieser Erfolgswelle gerne ab, so Hiller. Dass dieses wegen der Welle deutlich aufwendiger geworden ist, verhehlt er aber auch nicht. «Das Engagement hat sich seit meinen Anfängen ungefähr verdreifacht.» Nicht zuletzt deswegen habe die Findungskommission eigentlich ein Co-Präsidium für seine Nachfolge gesucht. Dass mit Philippe Kühni jetzt doch ein Einerticket vorgeschlagen wird, sei aber kein Nachteil, schliesslich sei die Partei gut aufgestellt: «Der Aufwand ist gross, aber mit einem guten Vizepräsidium und dem Fraktionspräsidium zusammen, kann man ihn stemmen.»

Die Zeit fürs Amt muss stimmen

Das glaubt auch Philippe Kühni. Dass er der Einzige ist, den die Findungskommission als Präsidenten vorschlägt, obwohl es der Partei durch ihre Erfolge an Personal eigentlich nicht mangelt, erklärt auch er sich mit dem Aufwand. Denn klar sei, «im Grossen Rat haben wir eine sehr gute Fraktion, da ist keine Nullnummer dabei». Ein solches Amt nehme man aber nicht einfach so an, weil es sehr zeitaufwendig sei.

Stimmungsbild der Wahlfeiern der GLP Aargau 2019 im Roschtige Hund in Aarau: Wahlkampfleiter Philippe Kühni (l.) und Nationalrat Beat Flach im Gespräch. Kühni ist Flachs persönlicher Mitarbeiter.

Stimmungsbild der Wahlfeiern der GLP Aargau 2019 im Roschtige Hund in Aarau: Wahlkampfleiter Philippe Kühni (l.) und Nationalrat Beat Flach im Gespräch. Kühni ist Flachs persönlicher Mitarbeiter.

Bild: Andre Albrecht

Kühni ist vorbereitet, auch wenn es ihm an der politischen Erfahrung eines kantonalen Mandates fehlt. «Durch meine verschiedenen Funktionen in der Partei, insbesondere als Teil der GLP-Geschäftsleitung und weil ich nebenamtlich auch persönlicher Mitarbeiter von Beat Flach bin, ist der Austausch sehr intensiv. Ich kenne die Partei und die aktuellen Themen», sagt Kühni.

Die Politik war ihm immer nahe. Sein Vater war Präsident der FDP Schöftland, Politik war daheim ein Thema. Zu den Freisinnigen hat es den Sohn aber nicht gezogen, «wegen ihrer Klientelpolitik und ihrer Haltung in Umweltfragen». Er ist 2016 den Grünliberalen Aarau beigetreten. «Sie ist, vor allem im Aargau, sehr viel progressiver als die FDP», so Kühni. Die Grünen wiederum sind ihm zu links. «Ihre Ideen sind oft gut, die Ziele auch. Aber bei den Mitteln gehen bei uns die Meinungen auseinander.»

Fettnäpfchen FCA-Flaggen

Auch die GLP mache aber nicht immer alles gut. Die Regierungsratskandidatur 2019 mit Doris Aebi sei vielleicht nicht zum optimalen Zeitpunkt gewesen. «Wir machten zwar viele Stimmen auch über die GLP hinaus, aber die Ausgangslage haben wir bei einer Einervakanz überschätzt», sagt Kühni heute. Auch selber ist er nicht perfekt, wie er festhält. So hat er Ende April bei einer Aktion des FC Aarau in der Aarauer Innenstadt dessen Flagge Rechtsextremen im Zuge einer unbewilligten Coronademonstration zugeordnet. Und er hat seinem Ärger auf Twitter Luft gemacht, bevor er aufgeklärt wurde. «Das war eine Dummheit. Bei den Flaggen gibt es tatsächlich eine Verwechslungsgefahr, aber ich war da gedanklich in einem anderen Film.»

Und wo will Kühni mit der GLP hin? «Das Ziel muss natürlich mittelfristig der Regierungsrat sein. Und wir wollen in den Gemeinderäten, den Einwohnerräten sowie im Grossen Rat weiterwachsen und die Mitgliederzahl weiter steigern.» Das kann Kühni in Angriff nehmen, wenn ihn die Mitglieder am 3. September wählen.