
Beim FC Aarau drückt der Schuh vorne, wie auch das Cupspiel zeigt
Vorne drückt der SchuhAls die Aarauer nach getaner Arbeit das Spielfeld verlassen, gibt es warmen Applaus von der Tribüne. Etwas Aufmunterung – mehr nicht. Denn in diesem Moment überwiegt die Enttäuschung, eine Chance vertan zu haben. Das oberklassige Lausanne-Sport? An diesem Cup-Abend im Brügglifeld alles andere als unschlagbar.
Allen voran Donat Rrudhani dürfte sich ärgern: Wieder genesen nach seiner Muskelverletzung, wird der Kosovare kurz nach der Pause eingewechselt und avanciert sofort zum Spiritus Rector in der FCA-Offensive. Einer Offensive, die bis dahin ohne jede Durchschlagskraft geblieben ist, weil einer mit den Ideen und der Passqualität Rrudhanis gefehlt hat.
Doch ein Mangel bleibt trotz Rrudhani: Aarau hat das Toreschiessen verlernt. Spadanuda, Gouano, Balaj – sie alle sündigen aus bester Position. Und ausgerechnet Rrudhani ist es, der die beste Chance des Abends vergibt: Erst stibitzt er dem Lausanner Husic auf Strafraumhöhe den Ball, ehe er zu lange zögert, auch den frei stehenden Gouano übersieht und letztlich fahrlässig an Goalie Castella scheitert. Ja wenn sie nicht einmal die Geschenke des Gegners annehmen – wie wollen die Aarauer dann sonst Tore erzielen?
In vier der vergangenen fünf Partien kein Treffer, es ist klar, wo Trainer Stephan Keller den Hebel ansetzen muss. Und auch immer klarer wird: Im Sturmzentrum ist der FC Aarau zu dünn besetzt: Almeida ist bemüht, aber seit Anfang August ohne Torerfolg, die Rückkehr des verletzten Shkelzen Gashi steht in den Sternen und Neuzugang Gobé Gouano hat sich seit seiner Verpflichtung Ende August noch nicht positiv in Szene setzen können.
Den Respekt vor dem Gegner zu spät abgelegt
Zurück zum Spiel: Wie angekündigt mischt Keller die FCA-Startelf kräftig durch, bringt mit Bunjaku, Aratore, Njie und Kronig vier Neue. Der Trainer attestiert dem Quartett eine ordentliche Reaktion auf den Ersatzbank-Frust – und «ordentlich», das passt zur gesamten Aarauer Mannschaft. Ein Klassenunterschied zwischen Aarau und den Waadtländern ist nicht zu sehen, wobei anzumerken ist, dass Lausanne in der Person von Kukuruzovic (70 Minuten auf der Bank) und Puertas (gesperrt) ohne zwei seiner besten Spieler antritt.
Dass Aarau gute Chancen auf das Weiterkommen hat, wird schnell klar. Doch um den Effort auch zu schaffen, hätte der Respekt vor dem Gegner früher abgelegt werden müssen. Trotz optischer Überlegenheit keine einzige Torchance vor dem Pausenpfiff – das ist in einem K.o.-Spiel gegen einen solchen Gegner nicht gut genug. «Hoffentlich kein hässliches 0:1» ist in der Pause unter den FCA-Fans der meistgehörte Satz – wenn sie wüssten…
Schläfrige Aarauer nach der Halbzeitpause
Es hätte auch heissen können: «Bitte nicht wieder ein schnelles Gegentor nach der Pause.» In der laufenden Saison hat Aarau in den 15 Minuten nach Wiederanpfiff bereits sieben (!) Tore kassiert – Minusrekord in der Challenge League. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass Lausanne in der 56. Minute mit der ersten seiner zwei Grosschancen in Führung geht, durch seinen auffälligsten Spieler Amdouni, der vor dem Treffer FCA-Verteidiger Giger düpiert.
«In der Phase, in der wir stecken, verlieren wir leider solche Spiele, obwohl wir nicht schlechter als der Gegner sind», hält Stephan Keller fest – im Wissen, die Chance auf ein Cup-Märchen verpasst zu haben.