Beim FC Aarau liegt die Latte für die Saison 2019/20 hoch

Was für verrückte Momente! Die beiden Sonntage von Ende Mai und Anfang Juni 2019 wird Jérôme Thiesson nie vergessen. Am ersten war er mit dem FC Rapperswil-Jona ins Brügglifeld gekommen, gesperrt zwar nach vier gelben Karten, aber heftig mitfiebernd. Nur einen Punkt hätte seine Mannschaft gebraucht, um definitiv nicht abzusteigen. Aber Thiesson wusste auch, dass sein künftiger Verein, der FC Aarau, einen Sieg benötigte, um als Zweiter sicher in die Barrage zu kommen. «Es ist nicht in Worte zu fassen, wie es an jenem Nachmittag in mir drin aussah», erzählt Thiesson. «Als Angestellter von ‹Rappi› wollte ich auf keinen Fall absteigen, mir war aber auch klar, was für meinen neuen Arbeitgeber auf dem Spiel stand.»

Am liebsten wäre ihm gewesen, Aarau hätte gewonnen und Chiasso in Wil nicht gepunktet; oder ‹Rappi› nicht verloren, dafür aber Lausanne gegen Vaduz. «Dann hätte ich den Fünfer und das Weggli gehabt», sagt Thiesson, «aber leider ist es nicht so gekommen.» Immerhin, bei aller Trauer über den Abstieg mit Rapperswil-Jona, hatte der 31-Jährige zu jenem Zeitpunkt noch die Hoffnung, nun werde wenigstens der FC Aarau in der Barrage erfolgreich sein und aufsteigen.

In den USA nahe am Geschehen
Als dieser dann die beiden Partien gegen Xamax absolvierte, weilte Thiesson in den USA, wo er als Spieler von Minnesota United bis gegen Ende des letzten Jahres gelebt hatte und wo er noch ein paar Dinge erledigen musste. «Ich war total auf dem Laufenden, was in der Barrage ablief. Ich war via Facetime mit der Schweiz verbunden und Freunde riefen immer wieder an», schildert Thiesson jene aufregenden Momente, in denen sich entschied, ob er wie einst beim FC Luzern in der Super League spielen würde oder weiter zweitklassig.

Als er schliesslich exakt eine Woche nach dem Abstieg mit Rapperswil aus der Ferne miterlebte, wie der FCA auf unfassbare Weise nach dem 4:0 in Neuenburg und dem 0:4 in Aarau im Penaltyschiessen den Aufstieg verpasste, war die Enttäuschung gross. «Klar hätte ich liebend gerne in der Super League gespielt», sagt Thiesson, «doch als ich im Dezember beim FC Aarau meinen Vertrag unterschrieb, sah es ja noch nicht nach Aufstieg aus. Ich rechnete damals damit, weiter in der Challenge League zu spielen. Deshalb ist für mich nach dem Nichtaufstieg auch keine Welt zusammengebrochen.»

Vorne mitreden
Vier Wochen nach seinem letzten Besuch ist Thiesson am Samstag nun aufs Brügglifeld zurückgekehrt, um bei regnerischem Wetter beim FC Aarau seinen neuen Job anzutreten. «Ich möchte mich schnell in die Mannschaft integrieren und eine verletzungsfreie Saison erleben», sagt Thiesson. «Ich hoffe, dass wir an die guten Aarauer Leistungen der Rückrunde anknüpfen und in der Tabelle vorne mitreden werden.»

Das ist auch das Ziel von Patrick Rahmen. «Es ist klar, dass wir oben mitspielen wollen. Aber wir haben mit dem zweiten Rang nach einer tollen Aufholjagd die Latte hochgelegt», sagt der Trainer nach der ersten Übungseinheit in der neuen Saison. «Auf diese Herausforderung freue ich mich aber.»

Wenn ab Montag die am Samstag noch fehlenden Stefan Maierhofer, Patrick Rossini und Marco Thaler mit dabei sind, will er mit seinem Team noch einmal über das finale Fiasko sprechen. «Eine gewisse Aufarbeitung ist nötig. Wir können ja nicht sagen, alles richtig gemacht zu haben», sagt Rahmen. «Wir haben zum Beispiel nach zwei Eckbällen Gegentore kassiert.» Er könne aber mit Sicherheit sagen, dass nach dem klaren Hinspielsieg keinerlei Überheblichkeit mit im Spiel gewesen sei.

Keine schlaflosen Nächte
Nicht gross reden mag Rahmen über die aufregenden Tage, als seine Verpflichtung als Cheftrainer des FC Basel zu bevorstehen schien. Er erlebte das Scheitern aus der Distanz in den Ferien auf Mallorca und sagt: «Ich hatte keine schlaflosen Nächte. Es gab keine Einigung, und nun ist das halt so.»

Jetzt hofft er, FCA-Sportchef Sandro Burki finde noch Ersatz für den zu Servette transferierten Varol Tasar, und Goalie Djordje Nikolic könne noch einmal für eine Saison vom FCB ausgeliehen werden. Der 50-Jährige betont: «Ich weiss, was ich am FC Aarau habe. Ich bin glücklich hier.»