Blick ins Zofinger «Klösterli»: «Ich fand leere Weinflaschen von 1903»

BLICK HINTER DIE TÜR

In unserer losen Sommerserie ermöglichen wir Ihnen Einblicke in Häuser und Gebäude, die nicht öffentlich zugänglich sind. Heute führt Dani Frey durch das Klösterli in Zofingen.

Unscheinbar steht das historische Gebäude in einer der letzten Gassen vor der ehemaligen Stadtmauer. Es ist sehr ruhig in der Klösterligasse. «Nur Touristen kommen relativ oft hierher», erzählt Dani Frey, Bewohner der Dachwohnung. «Das goldene Tor lockt sie an.» Sieht Dani Frey Touristen vor dem Tor stehen, lädt er sie spontan zu einer kleinen Führung ein. «Ich liebe es, hier zu wohnen», sagt der 59-Jährige. Als Frey vor vier Jahren in die Loft-Wohnung einzog, kannte er die Geschichte um das Klösterli nicht. «Zofingen gefiel mir schon immer. Als ich mich durch Wohnungsanzeigen kämpfte, stiess ich auf dieses Gebäude», erzählt Frey. Am 23. Dezember 2013 um 10.30 Uhr besichtigte er die Wohnung und um 15 Uhr unterschrieb er den Vertrag. «Man spürt die Geschichte, die das Klösterli mit sich trägt», sagt Frey, als er durch das Haus führt. «Das hat mich fasziniert.»

1603 erwarb Pfarrer Heinrich Dachstein dieses Grundstück und baute darauf ein Wohnhaus. Nach seinem Tod lebten dort seine sieben Töchter und die Witwe. 1727 liess Pfarrer Daniel Ringier-Suter das Haus abreissen und durch das heute noch bestehende Gebäude ersetzen. Die späteren Besitzer Sigmund Ringier und Georg Gränicher nahmen im Verlaufe des 18. Jahrhunderts einige bauliche Veränderungen vor. Aus jener Zeit datieren das mit Gold versehene Eisentor. Seit 1998 befindet sich das Gebäude im Besitz der Firma Hofer aus Rothrist.

Heute wohnen im Erdgeschoss und im zweiten Stock zwei Familien; im ersten Stock befindet sich die psychiatrische Praxis Klösterli. Und direkt unter dem Dach wohnt Dani Frey. «Wir sind wie eine grosse Gemeinschaft. Oft grillieren wir zusammen im riesigen Garten.»

Dani Freys Loft im Klösterli ist imposant und heiss. «Im Sommer brauche ich ein Konzept, damit ich es überhaupt aushalte. Am Tag sind alle Fenster geschlossen und die Rollos unten. In der Nacht ist alles offen», erklärt er. Die Einrichtung ist schlicht und diskret. «Das war mir wichtig.» Die alten Holzbalken zeugen von der historischen Bauweise. «Das Tollste an meiner Wohnung ist die Aussicht», sagt Frey und öffnet ein Fenster. «Ich kann über die ganze Stadt sehen und an einem klaren Tag sogar die Alpen.»

Eisenschlösser von 1603
Dani Frey führt den Besuch in den Keller – dort ist es sehr kühl und sehr feucht. «Das ist gut für die Weinlagerung, aber ohne Karton», sagt er. Die schweren grossen Holztüren sind noch mit den originalen Eisenschlössern ausgestattet. Ein schmaler Gang führt fünf Meter in die Tiefe, bevor eine Mauer den Weg versperrt. «Ich weiss nicht, was dahinter ist. Als ich den Gang entdeckt habe, fand ich über 1000 leere Weinflaschen. Manche sind von 1903, andere noch älter.»

Das Klösterli ist innerhalb der Altstadt Zofingen das einzige Patrizierhaus mit einem parkähnlichen Umschwung. Neben dem alten Baumbestand der Eingangspartie gehört auch ein alter Brunnen mit eigener Wasserzufuhr zum grosszügigen Umschwung. Das schmiedeeiserne Tor zwischen hohen Sandsteinpfeilern ist mit Gold verziert. «Die Anlage steht unter Denkmalschutz. Einschränkungen habe ich deswegen keine – ausser, dass ich keine Klimaanlage installieren darf.»