
Blut, Dreck, langer Atem und Spass beim Radquer in Pfaffnau
Lange musste sich Roland Thalmann nicht gedulden, bis er beim Cross-Race Pfaffnau am Stephanstag sein erstes Ziel abhaken konnte. «Ich wollte wieder einmal Blut riechen. Das war bereits in der ersten Runde der Fall», erzählte der Radprofi aus Romoos nach dem Rennen schmunzelnd. Der martialische Gedanke war allerdings nicht der Hauptgrund, warum sich das 26-jährige Mitglied des VC Pfaffnau-Roggliswil zu einer Teilnahme am Eliterennen der Männer entschloss. «Jahrelang habe ich hier als Streckenposten ausgeholfen, und jedes Mal hat es mich gereizt, selber mitzumachen», sagte Thalmann. Weil die Bedingungen in den vergangenen Jahren meist trocken und somit für Radquer-Verhältnisse super waren, meldete sich Thalmann vor zwei Monaten schliesslich für seinen Heimevent an. «Leider hatte ich Pech, weil sich die Strecke heute so richtig schön dreckig präsentierte», sagte er, «gut war es trotzdem.»
Nachdem Roland Thalmann am Vormittag auf der Strecke die Sicherheit gewährleistete, zog er am Nachmittag das Renndress seines österreichischen Teams Vorarlberg-Santic über. Thalmann, der vorwiegend auf der Strasse fährt und letztmals vor acht Jahren ein Radquerrennen bestritt, hatte auf den ersten Metern sichtlich Mühe mit der ungewohnten Unterlage. «Ich wusste nie, wo das Limit lag. Meist war es eine Gefühlssache», sagte Thalmann. Am Ende reichte es Thalmann mit 9:12 Minuten Rückstand auf Sieger Yannick Peeters zu Rang 16, was ihn mehr als zufrieden stimmte. «Ich wollte mich nicht überrunden lassen und nicht unter den letzten fünf Fahrern klassiert sein. Das habe ich erreicht», freute er sich.
Obschon ihm die Trainingseinheit Spass gemacht hatte, bleibt Roland Thalmanns Fokus auf seiner bevorzugten Disziplin. Weil sein Team keinen fixen Startplatz für die Tour de Suisse erhalten hat, will er sich mit guten Leistungen für die Nationalmannschaft aufdrängen und so die Teilnahme an der Landesrundfahrt sichern. Denn diese führt nächsten Sommer anlässlich der dritten Etappe nach Pfaffnau. «Im Juni will ich hier nochmals ins Ziel kommen – aber auf der Strasse», liess Thalmann verlauten.

Den beiden Amerikanern ging die Puste nicht aus
Durch den Morast kämpften sich auch der Amerikaner Paul Curley und Tochter Emily. «Good Job, Emily, das Rennen wird von Runde zu Runde schneller», rief der Vater seiner Tochter zu. Kurz zuvor meisterte er bei den Masters selber den Parcours. Radsport prägt seit 40 Jahren das Leben des sportlichen Herrn aus Boston. Strassen- und Mountainbikerennen, mit dem Fat-Bike auf Schnee, als Tandem-Pilot für einen Blinden und Radquer, «es gibt nichts, was ich nicht gefahren bin», sagt der 65-Jährige. 31 nationale Titel gewann er in verschiedenen Disziplinen und Altersklassen.
Paul Curleys Leidenschaft für «Cyclocross» ist eng mit der Schweiz verbunden. In den 80er-Jahren weilte er einige Monate in Steinmaur, um die Grundfertigkeiten für diesen Sport zu lernen, der damals in Amerika unpopulär gewesen sei. «Ein Jahr in der Schweiz reichte, damit ich nächste Saison amerikanischer Elite-Meister wurde», blickt Paul Curley zurück. Er pflegt noch Kontakte zum VC Steinmaur und bekam gestern von dort ein Bike ausgeliehen. 2014 fuhr Curley, der früher in der ganzen Welt Rennen bestritt, letztmals in der Schweiz an der Masters-WM. Heute steigt er noch mit grosser Begeisterung, aber weniger ambitioniert als zu seinen erfolgreichsten Zeiten, in den Sattel. «Der Pfaffnauer Parcours war taff, aber spannend.» Soviel er mitgekriegt habe, sei er Letzter geworden. «An einem ganz guten Tag hätte es vielleicht für den zweitletzten Platz gereicht.»
Lieber von Boston nach Pfaffnau als an die Westküste
Wichtiger war ihm der Auftritt seiner Tochter. Emily Curley entschied sich für einen Europa-Trip und gegen die Teilnahme an den US-Meisterschaften. Die Reise an ein einziges Rennen von der Ost- an die Westküste wäre fast gleich lang gewesen wie jene in die Schweiz. Hier kann sie innert weniger Tage in Pfaffnau, in Meilen und in Frankreich starten. Die Top Ten waren Emily Curleys Vorgabe. Um dreieinhalb Minuten und vier Plätze verpasste die 25-Jährige ihr Ziel, lernte aber, bei welchen Passagen sie besser läuft als fährt und hatte «viel Spass».
Für Paul Curley ist Sport mehr als Spass. Sein Trikot ziert der Schriftzug der «American Lung Association», dem Pendant der Lungenliga Schweiz. Curley koordiniert dort Sportevents und setzt sich für Lungengesundheit ein, will Jugendliche davon abhalten, mit dem Rauchen anzufangen. Nur so habe man genug Puste und bleibe fit. So fit wie er, um taffe Rennen wie das Cross-Race in Pfaffnau zu meistern.
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