
Brechen beim FC Aarau jetzt die Zuschauerzahlen ein?
Insgesamt 15485 Zuschauer sind für die fünf Heimspiele in dieser Saison ins Brügglifeld gepilgert – mit einem Schnitt von 3097 belegt der FC Aarau in der Zuschauertabelle der Challenge League damit Rang 3, hinter Xamax und dem FC Winterthur.
Was die bisherigen Heimspiele gemeinsam hatten: Vor dem Stadioneingang konnten sich Fans, die weder geimpft noch genesen sind, testen lassen – gratis. «Negative» erhielten ein Covid-Zertifikat und somit Zutritt zum Brügglifeld. Gemäss FCA-Geschäftsführer Roland Baumgartner wurden so im Schnitt gut 200 Zertifikate ausgestellt.
Die Zertifikatspflicht gilt auch im heutigen Heimspiel gegen den FC Thun. Wer einen Test braucht, muss diesen jedoch ab sofort selber bezahlen – basierend auf der seit vergangener Woche geltenden nationalen Regelung. Ebenfalls neu: Vor dem Brügglifeld-Stadion wird nicht mehr getestet.
Bisher stellte ein externes Unternehmen vor den Spielen ein Zelt samt Test-Infrastruktur auf und testete rund 200 Personen. Bei 50 Franken Pauschalvergütung pro Test durch den Staat ein lohnendes Geschäft. Doch nun, da die Tests von den Fans selber berappt werden müssen, wird die Zahl der Testwilligen vor FCA-Heimspielen drastisch zurückgehen. So wie das in der vergangenen Woche schweizweit bei den Coronatests zu beobachten war. Kommt hinzu, dass im freien Markt die Preise für die Tests je länger, je mehr sinken werden. Folge: Für maximal vielleicht 50 Tests lohnt sich der Aufwand einer temporären Teststation nicht.
Blick auf das vergangene Wochenende macht Mut
Stellt sich also die Frage: Brechen die Zuschauerzahlen im Brügglifeld nun ein? Schliesslich dürften nicht nur die erwähnten rund 200 dank eines negativen Tests im Stadion gewesen sein – sondern etliche mehr, die sich woanders haben gratis testen lassen.
Ein Blick auf das vergangene Wochenende macht Mut: Von den zehn Heimklubs der Super und Challenge League verzeichneten nur Lausanne-Sport und Yverdon Saison-Minusrekorde bei den Zuschauerzahlen; was jedoch eher an den unattraktiven Gegnern (Wil bzw. GC) gelegen haben dürfte denn an der Kostenpflicht für Coronatests. Anders in Bern, Sion, Thun und Neuenburg, wo die Zuschauerzahlen markant gestiegen sind.
Doch natürlich ist es nach der ersten Spielrunde seit Beginn der Kostenpflicht zu früh für ein Fazit. Vielmehr stellt sich die Frage, ob sich die Kostenpflicht für Coronatests überhaupt merklich auf die Zuschauerzahlen auswirken wird. Denn Letztere hängen von vielen Faktoren ab: An welchem Wochentag findet das Spiel statt? Zu welcher Uhrzeit? Wie ist das Wetter? Wird das Spiel im TV übertragen? Wer ist der Gegner? Wie viele Gästefans sind im Stadion? Sind gerade Schulferien?
Der wichtigste Faktor für die Entwicklung der Zuschauerzahlen ist sowieso die sportliche Performance der Heimmannschaft: Hält sich der FC Aarau im weiteren Saisonverlauf an der Tabellenspitze, werden wegen des Erfolgs mehr neue Personen ins Brügglifeld kommen als potenzielle Zuschauer wegen der Kostenpflicht verzichten. Hingegen: Sollte der FCA in den nächsten Wochen ins bedeutungslose Mittelfeld abfallen, wird die Zahl jener, die sich den Test für den Matchbesuch nicht leisten wollen, spürbarer sein.
Auch wenn der FC Aarau seit Beginn der Corona-Pandemie und der Wiederaufnahme des Spielbetriebs als Musterschüler gilt, was die Umsetzung der Schutzmassnahmen betrifft: Auch im Brügglifeld hofft man auf ein möglichst schnelles Ende der Zertifikatspflicht und auf die endgültige Rückkehr zur Normalität. Wann das sein wird? Frühestens zu Beginn der Rückrunde Ende Januar.
Neuer Vertrag für FCA-Supertalent
Silvan Schwegler kam seit Saisonbeginn zwar in neun von zehn Ligaspielen zum Einsatz, doch nur einmal länger als eine halbe Stunde: Beim 2:4 auswärts gegen Xamax stand der Mittelfeldspieler auch das einzige Mal in der Startelf. Sicher keine befriedigende Bilanz für einen, der im Sommer Avancen des Bundesliga-Klubs Freiburg letztlich abwies.
Hauptgrund für die wenigen Spielminuten seit dem Freiburg-Flirt dürften nicht etwa dieser selbst, sondern die hohen Ziele des FCA sein: Ende Saison wollen die Verantwortlichen in die Super League aufsteigen, dafür muss die Mannschaft in jedem Spiel auf Topniveau performen. Zeit und Raum, blutjunge Spieler wie Schwegler (18) an einen Stammplatz heranzuführen, bleiben da kaum übrig.
Trotzdem ist man sich im FCA bewusst, mit dem U19-Nationalspieler ein Juwel in den eigenen Reihen zu haben, und bot ihm deswegen eine Verlängerung des 2022 auslaufenden Vertrags an. Einig sind sich die Parteien schon länger, daran änderten auch die Interessensbekundungen einiger Super-League-Klubs nichts mehr, sodass es in dieser Woche nun zur Unterschrift kam: Schwegler ist ab sofort bis 2025 an den FCA gebunden, so lang wie kein anderer Spieler im Kader.
Intern schwärmen sie schon lange von Schwegler, die Öffentlichkeit indes hat erstmals im Frühling dieses Jahres vom Talent des zentralen Mittelfeldspielers erfahren: Gleich zehn Mal stand er in der Rückrunde der vergangenen Saison in der Startelf und zeigte mehrheitlich starke und für einen (damals) 17-Jährigen erstaunlich reife Leistungen.
Wer weiss, vielleicht hat die hängige Vertragsverlängerung Schwegler mental leicht belastet und er kann jetzt, wo alles geklärt ist, wieder befreit aufspielen und sich bei Trainer Stephan Keller für mehr Einsatzzeit aufdrängen. Klar ist: Sollte Schwegler das Versprechen, das er mit seinen Darbietungen im Frühling abgegeben hat, einlösen, wird er für den FCA kaum bis 2025 zu halten sein – dafür aber mit einem frühzeitigen Abgang für eine satte Ablösesumme in die Klubkassen sorgen.