Caritas Luzern warnt vor steigender Armut

Die Caritas Luzern hat dieser Tage einen Appell ans Kantonsparlament gerichtet, ein Unterstützungsprogramm für die von Armut betroffenen und gefährdeten Menschen im Kanton Luzern auszuarbeiten. «Die Corona-Krise bedeutet für alle Armutsbetroffenen und alle Menschen, die nur knapp über der Armutsgrenze leben, eine dramatische Verschlechterung der Lebenssituation», schreibt die Caritas. Wer vorher noch knapp auf eigenen Beinen gestanden sei, drohe nun abzurutschen. Seit Ende März hat die Non-Profit-Organisation bereits 85 Gesuche mit der Bitte um finanzielle Soforthilfe erhalten. Laut angeführten Zahlen des Bundesamts für Statistik waren im Jahr 2018 rund 33 000 Menschen im Kanton Luzern von Armut betroffen und rund weitere 30 000 waren gefährdet.

Sozial-Beratungszentrum hat höhere Fallzahlen

Merkt man von dieser Entwicklung auch etwas in unserer Region? Das Sozial-Beratungszentrum Region Willisau-Wiggertal hat in der Sozialhilfe ebenfalls deutlich höhere Fallzahlen als üblich. «Vor allem in den ersten beiden Wochen nach dem Lockdown hatten wir viel zu tun», sagt Martin Räth, Fachbereichsleiter Sozialberatung beim SoBZ. «Im Bereich der wirtschaftlichen Sozialhilfe gingen im ersten Monat nach dem Lockdown 18 Neumeldungen ein; in den Vormonaten waren es im Schnitt sechs.»

Die Neuanmeldungen betreffen die Gemeinden Willisau, Gettnau, Pfaffnau und Wikon, welche die Betreuung ihrer Sozialhilfebezüger ans SOBZ ausgelagert haben. 2019 betreute die Stelle laut Räth 160 Dossiers (2018: 159). Aufgesplittet nach Gemeinden präsentieren sich die Zahlen laut interner Statistik folgendermassen: Willisau zählte 2019 94 Fälle (2018: 92), Pfaffnau 33 (34), Wikon 21 (18) und Gettnau 12 (15). Diese Zahlen werden also im laufenden Jahr steigen. Wie stark sich dies auf die Finanzen der Gemeinden auswirken wird, kann man laut Räth zu diesem Zeitpunkt noch nicht abschätzen.

Das SoBZ wird von 22 Gemeinden der Region getragen und erfüllt für diese verschiedene Aufträge. Es bietet den Bewohnern der Gemeinden unter anderem eine freiwillige Sozialberatung an.

Laut Räth meldeten sich Ausgesteuerte oder von Kurzarbeit betroffene Personen, die finanzielle Unterstützung beantragten. «Es können aber auch alleinerziehende Mütter sein, die nach einer Trennung mit den Unterhaltsbeiträgen nicht gut über die Runden kommen.»

Personengruppen am Existenzminimum

Ebenfalls betroffen seien Personen, die auf Taggelder der IV warteten oder Arbeitnehmer(innen) die in Tieflohnsektoren arbeiteten – und mit den 80 Prozent Kurzarbeitsentschädigung nicht mehr zurechtkommen. Die grösseren Gemeinden Reiden und Dagmersellen haben eigene Sozialämter. Die Leiterin des Sozialamts Reiden, Anna Ottiger, äusserte sich Ende April im «Willisauer Boten» dahingehend, dass es ruhig sei. Das Sozialamt sei nicht mit Anfragen überrannt worden. In Reiden gebe es aber viele Leute, die keine Top-Verdiener seien und nahe am Existenzminimum leben würden. Momentan zählt die Gemeinde Reiden rund 55 Sozialhilfebezüger. Die politisch verantwortliche Gemeinderätin Esther Steinmann sagt gegenüber dieser Zeitung, die Situation sei aktuell unverändert. «Es sind nicht mehr Gesuche um finanzielle Unterstützung eingegangen. Wir haben aber mehr Anfragen mit spezifischen Fragen zu Kurzarbeit und weiteren Themen.» Momentan griffen die Sozialversicherungen des Bundes noch. «Wir sind uns aber alle einig, dass eine Zunahme von Anträgen für Unterstützung erfolgen wird», sagt Steinmann. Einfach etwas verzögert, vielleicht erst in ein bis zwei Jahren. Auch in Dagmersellen hat es in der wirtschaftlichen Sozialhilfe nicht mehr Anmeldungen gegeben als üblich. Doch auch dort gehen die fürs Soziale Verantwortlichen davon aus, dass die Fallzahlen steigen werden.