Corona-Alarm auf Kreta: «Mini-Lockdown» auf Griechenlands grösster Ferieninsel

Erst traf es die Party-Insel Mykonos, jetzt zieht die griechische Regierung auf Kreta die Corona-Notbremse: Seit Mittwoch gilt in der Region Rethymnon ein Musikverbot in allen Restaurants, Bars und Nachtklubs sowie eine nächtliche Ausgangssperre von 1.00 Uhr bis 6.00 Uhr. In dieser Zeit darf nur unterwegs sein, wer auf dem Weg von oder zur Arbeit ist, eine Apotheke, einen Arzt oder ein Spital aufsuchen muss.

Mit der Verordnung, die zunächst für eine Woche gilt, reagiert die Regierung auf stark angestiegene Corona-Neuinfektionen in Rethymnon. In den Bezirken der beiden grössten Städte Kretas, Heraklion und Chania, wo die Behörden schon vor einer Woche Beschränkungen einführten, werden die Massnahmen ebenfalls bis zum 25. August verlängert. Damit befinden sich jetzt die drei wichtigsten Ferienregionen auf Griechenlands grösster Insel in einer Art «Mini-Lockdown». Auch auf den Inseln Rhodos, Korfu, Lesbos und Naxos könnten in den nächsten Tagen Beschränkungen eingeführt werden, weil die Neuninfektionen dort überdurchschnittlich stark ansteigen.

Bei Verstössen drohen hohe Geldstrafen

Gastwirten, die gegen die Auflagen verstossen, drohen hohe Geldstrafen und ein Entzug ihrer Konzession. Wer die nächtliche Ausgangssperre missachtet, muss mit einem Bussgeld von über 300 Franken rechnen. Nachdem sich vor allem auf Mykonos während des Lockdowns das Nachtleben in eigens angemietete Villen verlagerte, gehen die griechischen Behörden jetzt gegen die Veranstalter solcher privaten Partys mit drakonischen Geldstrafen von bis zu 200 000 Franken vor.

Griechenland erlebt derzeit einen steilen Anstieg der Infektionskurve. Am Dienstag dieser Woche wurden bei rund 106 000 Tests im ganzen Land 4206 Neuinfektionen festgestellt. Das war der dritthöchste Wert seit Beginn der Pandemie. Fast vier Prozent aller Testergebnisse war positiv. Die Sieben-Tage-Inzidenz erreichte am Mittwoch mit 214,4 den höchsten Stand seit Beginn der Meldungen im März 2020. Noch Ende Juni lag die Inzidenz bei 25. Der explosionsartige Anstieg ist vor allem der hoch ansteckenden Delta-Variante geschuldet. Sie macht rund 80 Prozent aller neuen Fälle aus.

Intensivbetten in Heraklion fast vollständig belegt

Auf Kreta ist die Entwicklung besonders besorgniserregend. «Die Intensivbetten sind schon jetzt fast vollständig belegt», berichtete der Direktor der Intensivstation des Venizelio-Spitals in der Inselhauptstadt Heraklion. Im Herbst könnten auf der Insel Zustände drohen, die «noch schlimmer sind als in Bergamo», sagte der Arzt in Anspielung auf das Corona-Drama, das sich im März 2020 in der norditalienischen Stadt abspielte. Armeelastwagen mussten damals die Särge mit Corona-Opfern zu Krematorien in anderen Städten bringen.