
Corona Déjà-vu: Schon 1918 verschlief die Schweiz die zweite Welle
Ein Vergleich zwischen dem Verlauf der Spanischen Grippe von 1918/19 und der Coronapandemie zeige deutliche Parallelen, schreibt die Universität Zürich in einer am Montag veröffentlichten Medienmitteilung zur Studie.
So hätten die Behörden 1918 in der ersten Welle schnell und hart reagiert, Veranstaltungen verboten und Schulen geschlossen. Zu Beginn der zweiten Welle sei aus wirtschaftlichen Überlegungen zu lange zugewartet worden, so dass diese schliesslich deutlich tödlicher ausgefallen sei.
Untersucht haben die Forscher die Zahlen des Kantons Berns. Mit harten Massnahmen hatte dieser 1918 die Ansteckungszahlen senken können. Bereits im September seien die Massnahmen aber wieder gelockert worden. In der Folge seien die Zahlen wieder stark angestiegen. Diesmal habe der Kanton aber aus Angst vor wirtschaftlichen Konsequenzen die Verantwortung an die Gemeinden delegiert.
«Diese abwartende und dezentrale Herangehensweise war fatal und hat massgeblich dazu beigetragen, dass die zweite Welle umso stärker wurde und länger dauerte», wird Co-Erstautor Peter Jüni von der Universität Toronto in der Mitteilung zitiert.
Die Spanische Grippe forderte weltweit je nach Schätzung zwischen 20 und 100 Millionen Todesopfer. In der Schweiz fielen ihr etwa 25’000 Menschen zum Opfer, dies bei einer Bevölkerungszahl von rund 3,8 Millionen. Die Coronapandemie verläuft dagegen weitaus glimpflicher: Zählte man bei der Spanischen Grippe 6,1 Todesfälle auf 1000 Einwohner, kommt bei Corona gemäss aktuellen Zahlen des Bundesamtes für Gesundheit bis jetzt nur etwa ein Todesfall auf 1000 Einwohner, wobei hier auch Todesfälle mit eingerechnet sind, bei denen Menschen zwar mit dem Virus infiziert, aber an einer anderen Todesursache gestorben sind.