Covid-19: Nach gut vier Monaten steckt sich ein Mann zum zweiten Mal an

Forscher der Universität Hong Kong haben erstmals eine zweite Ansteckung mit dem Coronavirus entdeckt und bestätigt. Ein junger und gesunder Patient hatte 4.5 Monate nach der ersten Ansteckung eine zweite Covid-19-Infektion, wie die Forscher in der «New York Times» berichten. Der 33-jährige hatte nach der ersten Infektion nur milde Symptome, bei der zweiten blieb er sogar ohne. Die zweite Infektion war entdeckt worden, als der Mann von einer Reise aus Spanien nach Hong Kong zurückkehrte. Das von der Universität Hong Kong identifizierte Virus entspricht jenem, das im Juli und und diesen Monat in Europa zirkuliert.

Experten sind nicht erstaunt, dass es weltweit zu einigen Re-Infektionen kommen kann

Der Mikrobiologe Kelvin Kai-Wong erklärt, dass es sich nicht um eine lang andauernde Erkrankung aus der ersten Infektion handle, sondern um ein neues Virus, das den jungen Mann befallen hat. Gemessen an den vielen Millionen Corona-Fällen weltweit, ist es gemäss den Experten aber keine Überraschung, dass nach einigen Monaten bei wenigen oder einigen Dutzend Menschen eine zweiten Infektion möglich ist.

In den USA und auch an einigen anderen Orten weltweit haben Ärzte zuvor schon von Wiederinfektionen berichtet. Allerdings ist bis jetzt noch kein Fall mit einem offiziellen Test bestätigt worden so wie jetzt in Hong Kong. Denn auch wenn ein Covid-19-Test positiv ausfällt, muss das keine zweite Infektion sein. Das weil genesene Covid-19-Patienten einige Wochen virale Fragmente mit sich tragen, wegen denen der Test positiv ausfallen kann, obwohl das Virus nicht mehr aktiv ist. Die Forscher der Universität Hong Kong konnten mit ihrer Analyse nun zeigen, dass es sich beim 33-jährigen tatsächlich um eine zweite Covid-19-Infektion handelt.

Die Cousins Sars und Mers machen lange immun

Harmlose Coronaviren sind bekannt dafür, dass sie in weniger als einem Jahr nochmals eine Ansteckung hervorrufen können. Bei Covid-19 hatten die Forscher aber die Hoffnung, dass das Virus eine längere Immunität auslöst. So wie die verwandten Coronaviren Sars und Mers, die Infizierte über Jahre immunisieren.

Bestätigt Studie aus St.Gallen

Die Beobachtung deckt sich mit einer aktuellen Studie des Zentrums für Labormedizin (ZLM) in St.Gallen. Dort wurde festgestellt, dass sich bei Covid-19-Patienten bereits nach fünf Wochen die Menge an Antikörpern im Blut verringert und sich nach zehn Wochen beinahe halbiert. Auch die St.Galler Forscher hatten wie bei Sars eine längere und stabilere Immunantwort erwartet. Deshalb haben die St.Galler Studienautoren die gleichen Bedenken wie nun die Forscher der Universität in Hong Kong. Beide fürchten, dass die kurze Immunantwort sich ungünstig auf die Entwicklung von Impfstoffen gegen Covid-19 auswirken könnte. Gesichert ist das nicht. Angenommen wird, dass nicht nur Antikörper, sondern auch der zweite Ast des menschlichen Immunsystems sich erfolgreich gegen das Coronavirus wehrt: Die zelluläre Immunantwort durch T-Zellen macht Erregern ebenfalls den Garaus. Deren Wirkung ist im Fall von Covid-19 aber noch nicht erforscht.