
Damals im April 2005, als Ratinho seinen Fuss mit Bier kühlte
Andy Egli, damals Trainer des FC Aarau. Andy Egli, damals Trainer des FC Aarau. Andy Egli, damals Trainer des FC Aarau. Andy Egli, damals Trainer des FC Aarau. Andy Egli, damals Trainer des FC Aarau. Andy Egli, damals Trainer des FC Aarau.
Es war die grosse Chance für den FC Aarau, eine schwierige Saison in der Super League mit der Qualifikation für den Cupfinal doch noch versöhnlich zu beenden: Doch dann ging auch das Duell gegen Erzrivale Luzern, der damals als Zweitligist ins Brügglifeld reiste, verloren. Bevor es am Dienstag zur Neuauflage mit vertauschten Rollen kommt (dieses Mal ist Aarau der Unterklassige), erinnern sich fünf Protagonisten von damals an den legendären Cup-Fight vor 9250 Zuschauern.
Andy Egli
Als Profi und Trainer blickt Andy Egli auf eine interessante Vergangenheit im Schweizer Cup zurück. In den elf Jahren seiner aktiven Karriere mit GC hat er den Cup 1983, 1988, 1989 und 1990 vier Mal gewonnen. In dieser Zeit sind GC und Egli nie gegen einen unterklassigen Verein ausgeschieden. Das hat sich als Trainer und CEO schlagartig geändert. In der ersten Trainerstation beim FC Thun hat er gleich zum Auftakt gegen einen unterklassigen Klub verloren. Und als CEO des FC St. Gallen verlor er 2004 im Cup-Halbfinal im heimischen Espenmoos gegen das unterklassige Wil. Ein Jahr später traf er als Trainer des FC Aarau im Cup-Halbfinal auf den unterklassigen FC Luzern und verlor 1:2. «Ich erinnere mich vor allem an das prallvolle Brügglifeld mit über 9000 Fans», sagt der 62-Jährige. Für Egli, der heute als Scout und Berater und als Fussballexperte für das Schweizer Fernsehen arbeitet, ist der FC Luzern in der Neuauflage des Cup-Halbfinals klarer Favorit: «Die Luzerner spielen einen attraktiven Fussball und sind in der Tabelle der Super League unter Wert klassiert», sagt er. «Aber aufgepasst: Der FC Aarau kann jeden Gegner herausfordern. Wer weiss? Vielleicht wiederholt sich die Geschichte vom Mai 1985, als Trainer Ottmar Hitzfeld den FC Aarau im Final gegen Xamax zum 1:0-Erfolg führte und den bisher einzigen Cup-Sieg in der Vereinsgeschichte holte.»
Rainer Bieli
«Die Niederlage im Cup-Halbfinal 2005 gegen Luzern war die bitterste in meiner Karriere. Ich habe nach dem Schlusspfiff geweint und musste von Teamkollegen und FCA-Anhängern getröstet werden.» Dieses Zitat von Rainer Bieli spricht Bände. Der ehemalige Stürmer des FC Aarau liess damals seiner Enttäuschung freien Lauf. Seine Erwartungshaltung war gross. Er spürte, dass eine ganze Region hinter dem FC Aarau steht und sich die Qualifikation für den Cupfinal so sehr wünscht. Bieli erinnert sich, dass die Fans zu Tausenden ins Brügglifeld strömten und den FC Aarau bis zum bitteren Ende unterstützt haben. «Es hat alles gut begonnen», blickt der 42-jährige Vorsorge- und Finanzberater der Swiss Life zurück. «Ich traf in der Startphase mit einem Flachschuss aus elf Metern zum 1:0. Dann kassierten wir vor der Pause zwei Tore. Am Ende hat es nicht gereicht.» 16 Jahre später freut sich Bieli auf die Revanche und wagt eine Prognose. «Für mich stehen die Chancen trotz der Offensivpower der Luzerner 51:49 für den FC Aarau», sagt er. «Es ist wichtig, dass die spielstarken Aarauer defensiv kompakt sind und lange keinen Gegentreffer kassieren. Es wäre schlecht, wenn sie einem frühen Rückstand nachrennen müssten.» Für Bieli, der momentan den 3.-Ligisten FC Albisrieden trainiert, ist das Spiel im Brügglifeld ein Highlight. Wenn er am Dienstag vor dem Fernseher sitzt und dem FC Aarau die Daumen drückt, werden bei ihm viele Erinnerungen aufkommen.
Michael Hunziker
Michael Hunziker spricht von einer pikanten Cup-Auslosung. «Natürlich erinnere ich mich an das unglückliche 1:2 im Brügglifeld gegen den FC Luzern im Cup-Halbfinal 2005», sagt er. «Wir führten dank einem frühen Tor von Rainer Bieli, kassierten aber vor der Pause zwei Gegentreffer. Das 1:1 der Luzerner erzielte Paulo Vogt mit der Hand. Enttäuschend war, dass der FC Aarau in der zweiten Halbzeit trotz Unterstützung von mehr als 9000 Zuschauern keine Reaktion mehr zeigen konnte.» Für Hunziker, der das FCA-Präsidium von 2002 bis 2006 innehatte, war das Scheitern nicht nur ein sportlicher Rückschlag, sondern hatte auch finanzielle Auswirkungen. «Hätten wir die Final-Qualifikation geschafft, wären mit Sicherheit 300 000 bis 400 000 Franken in die Klubkasse geflossen», blickt der 55-jährige Rechtsanwalt und Notar zurück. «2005 war so oder so ein schwieriges Jahr. In der Meisterschaft lief es für den FC Aarau nicht wunschgemäss. Der damalige Trainer Andy Egli machte schwierige Zeiten durch, schaffte aber wenigstens den Ligaerhalt.» Im Dezember des gleichen Jahres entliess Hunziker Egli wegen einer erneuten Resultatkrise. Gut anderthalb Jahrzehnte später treffen sich der FC Aarau und Luzern zur Cuphalbfinal-Revanche. Hunziker: «Ich weiss noch nicht, ob ich vor dem Fernseher sitze oder das Spiel im Brügglifeld verfolge. Es ist einfach schade, dass bei diesem Cup-Knüller kaum Zuschauer mit dabei sein dürfen.
Ratinho
Seine ersten Worte nach dem Halbfinalsieg 2005 gegen den FC Aarau: «Jetzt kühle ich den Fuss mit einem Bier.» Hintergrund: Der Brasilianer Ratinho, damals 34, kehrt mit Luzern auf der Zielgeraden seiner Karriere ins Brügglifeld zurück. An die Stätte, wo er von 1993 bis 1996 in drei Saisons zur FCA-Legende wurde, ehe er nach Kaiserslautern wechselte, mit diesem Deutscher Meister wurde und schliesslich zum Ausklang der Laufbahn 2004 zum FCL ging. In den Wochen vor dem Cup-Halbfinal in Aarau plagten ihn Fussprobleme. Ratinho erinnert sich noch genau: «Ich habe mich fitspritzen lassen, war stundenlang in der Physiotherapie. Das Spiel im Brügglifeld wollte ich auf keinen Fall verpassen.» Der anschliessende Final mit dem FCL, der 1:3 gegen den FC Zürich verloren ging, war dann das letzte Highlight in der Karriere der «Zaubermaus». Danach erhielt er vom damaligen FCL-Präsidenten Walter Stierli die Chance, in der Nachwuchsabteilung als Trainer Fuss zu fassen. Über Umwege, Ratinho führte zwischenzeitlich ein Steakhouse in Kaiserslautern, kam er 2020 als Talentcoach in die Fussballakademie von Red Bull Salzburg.Wem drückt er im neuerlichen Halbfinal-Duell seiner Ex-Klubs die Daumen? Ratinho sagt: «An Aarau habe ich nur gute Erinnerungen, der frühere Präsident Ernst Lämmli war wie ein Vater für mich, bis heute habe ich Kontakt zu Leuten in der Region und zu ehemaligen Mitspielern wie Petar Aleksandrov und Mirko Pavlicevic. Andererseits bin ich der Innerschweiz verbunden, weil mein Sohn dort lebt, ich bin oft zu Besuch bei seiner Familie und bei meinem Enkel. Ich gönne beiden Mannschaften den Sieg, wobei eine Finalqualifikation des unterklassigen FC Aarau natürlich eine dieser Geschichten wäre, die den Fussball so besonders machen. Ich werde das Spiel auf jeden Fall verfolgen, wenn es hier in Österreich via TV eine Möglichkeit dazu gibt.»
Christian Schwegler
2005 heisst der US-Präsident George W. Bush, ist Facebook ein Fremdwort und spielt Roger Federer noch gegen Andre Agassi – kurz: Damals war alles anders. Alles? Nicht ganz: Christian Schwegler steht am 14. April 2005 im Cup-Halbfinal zwischen Aarau und Luzern auf dem Platz. Und er wird es bei der Neuauflage, wenn Trainer Fabio Celestini ihn erwartungsgemäss aufstellt, auch 16 Jahre später wieder tun: Wie damals als Rechtsverteidiger des FC Luzern. 2005 war Schwegler 21 und stand am Anfang der Karriere, die ihn via Bielefeld und YB zu Red Bull Salzburg führte, wo er von 2009 bis 2017 sechs Mal Österreichischer Meister und fünf Mal Cupsieger wird. Vor vier Jahren kehrte er zurück in die Heimat und wird Ende dieser Saison seine Aktivkarriere beenden. «Ein erneuter Halbfinalsieg gegen den FC Aarau wäre das fast perfekte Ende meiner Zeit als Spieler. Ein allfälliger Sieg im Final würde es dann endgültig perfekt machen», sagt Schwegler. Obwohl der FC Luzern als Oberklassiger auf dem Papier als vermeintlicher Favorit gilt, will Schwegler davon nichts wissen: «Die Favoritenrolle wird von aussen an uns herangetragen. In einem solchen Spiel entscheiden jedoch meist Kleinigkeiten.» Schwegler erinnert sich, wie gross vor 16 Jahren die Vorfreude auf das Spiel im Brügglifeld war – so sei es auch in diesem Jahr: «Dort aufzulaufen, ist immer etwas Spezielles. Der FC Aarau ist in dieser Saison offensiv sehr gut aufgestellt, die Mannschaft kassiert aber relativ viele Gegentore. Wir müssen unsere beste Leistung abrufen.»
Telegramm vom 14. April 2005:
Aarau – Luzern 1:2 (1:2)
Brügglifeld. – 9250 Zuschauer. – SR Laperrière. –Tore: 3. Bieli 1:0. 24. Vogt 1:1. 31. Pirmin Schwegler 1:2.
Aarau: Stöckli; Schenker, Tcheutchoua (83. Dugic), Vanetta, Bühler; Varela, Simo (66. Fejzulahi), Bättig, Inler; Giallanza, Bieli.
Luzern: Zibung; C. Schwegler, Castillo, Diethelm, Hodel; P. Schwegler; Ratinho (83. Mehmeti), Tchouga, Andreoli, Sucic (76. Jurendic); Vogt (90. Niederhäuser).