
Das Aus für Aarau-Trainer Marinko Jurendic
Der Wind hat gedreht. Im Dezember noch stimmten in einer Online-Umfrage der «Nordwestschweiz» 51 Prozent von 2500 Stimmen für den Verbleib von Marinko Jurendic. Drei Monate später scheint der FCA-Trainer seinen Kredit endgültig verspielt zu haben. 75 Prozent von knapp 2200 Stimmen sagen: Der Ende Saison auslaufende Vertrag zwischen dem FCA und Jurendic darf nicht verlängert werden.
Der Wind hat gedreht. Das gilt auch für die Sicht der Klubführung auf ihren Trainer. Sie entschied sich vor Weihnachten, an ihm festzuhalten. Nach turbulenten Herbstmonaten bekam der 40-Jährige die Chance, in der Rückrunde den Verjüngungsprozess voranzutreiben. Dabei hatten die Verantwortlichen auch Jurendics Ankündigung zu Saisonbeginn in den Ohren: «Ich will mit Aarau einen Fussball spielen lassen, der den Leuten Freude macht.»
Freude? In der Halbzeitpause des Heimspiels am Montag gegen Rapperswil-Jona (0:1) geigten mehrere Zuschauer FCA-Präsident Alfred Schmid auf der Tribüne die Meinung. Fragten, wieso sich die Klubführung «das da auf dem Rasen» bieten lasse. Offiziell waren 2136 Zuschauer im Brügglifeld – Minusrekord. In Tat und Wahrheit dürften es jedoch nur rund 1500 gewesen sein.
Grottenschlecht. Punkt.
Die zwei Niederlagen innert fünf Tagen gegen Rapperswil-Jona waren die zwei Tiefschläge zu viel. Weniger wegen der Resultate, vielmehr wegen der Art und Weise: In 180 Minuten blieb der FCA torlos, hatte gerade mal zwei ernstzunehmende Chancen und kassierte dämliche Tore. Gegen eine Mannschaft wohlgemerkt, deren meisten Spieler am Tag einer geregelten Arbeit nachgehen.
So wie der FC Aarau spielt keine Mannschaft, die nach dem freiwilligen Abstieg des FC Wohlen befreit auflaufen müsste. So spielt eine Mannschaft, die komplett verunsichert ist, die nicht die richtige Einstellung an den Tag legt, die kein Offensivrezept hat und die nicht weiss, was der Trainer von ihr will. Was der FC Aarau in den zwei Spielen gegen Rapperswil-Jona ablieferte, war grottenschlecht. Punkt.
Insgeheim erhoffen sich die FCA-Verantwortlichen auch von ihrem Trainer solch deutliche Worte. Doch Jurendic spricht davon, trotz vielen Verletzungen den Gegner im Griff gehabt zu haben und das Spiel wegen eines dummen Gegentores verloren zu haben. Ja, das Gegentor war dumm. Ja, der FC Aarau hat verletzte Spieler. Aber auf dem Platz stand immer noch eine taugliche Equipe. Es wäre das Eine, wenn Jurendic zum Schutz seiner Spieler nur gegen aussen so kommunizieren würde und mit der Schönrednerei nur die Fans auf die Palme bringen würde. Doch er erzählt das Gleiche auch seinen Vorgesetzten und der Mannschaft, gibt zu verstehen, man sei auf dem richtigen Weg. Ein verheerendes Signal.
Tiefflug drückt auf die Stimmung
Wer nun einwendet, die Rückrunde sei sportlich irrelevant, dem sei erwidert: Ja, aber es geht immer um die Art und Weise. Ist eine Entwicklung erkennbar? Wird auf die Jungen gesetzt? Haben sich die einzelnen Spieler verbessert? Der Start in die Rückrunde mit drei Heimsiegen und den zwei Niederlagen auswärts gegen Servette und Xamax war ansprechend, doch die zwei jüngsten Auftritte haben das zarte Pflänzchen verwelkt: In einer stabilen Entwicklung passieren solch krasse Rückschläge nicht.
Statt konsequent auf wirklich junge Spieler zu setzen und so den Resultatdruck weiter zu senken, baute Jurendic zuletzt wieder auf Oldies wie Garat (34) und Yapi (36). Jurendic ist wohl der fleissigste FCA-Trainer der jüngeren Vergangenheit. Er glaubt auch in den dunkelsten Stunden ans Gute, verzichtet auf jegliche Polemik. Seine Auftritte vor Gönnern und Sponsoren werden von allen Seiten gelobt. Doch was bringt das alles, wenn es auf dem Platz nicht vorwärts geht?
Der sportliche Tiefflug drückt im und um den FC Aarau derart auf die Stimmung, dass nun etwas passieren muss. Die Klubführung hat realisiert: Will sie in diesem Jahr noch eine Volksabstimmung zum Stadion gewinnen, darf sie nicht tatenlos zuschauen. Es steht fest: Marinko Jurendic wird in der kommenden Saison nicht mehr FCA-Trainer sein. Die Frage ist vielmehr: Muss Jurendic schon früher gehen?