Das Drama um das neue Aarauer Stadion: FC-Aarau-Führungscrew plant den Rückzug

«In zwei Jahren ist der Profifussball im Kanton Aargau tot.» Das SMS von René Meier vor Weihnachten ist die Reaktion auf die Ankündigung der HRS, das neue Stadion in Aarau nur gemeinsam mit vier Hochhäusern zu bauen. Hat der Ehrenpräsident des FC Wohlen recht? Verschwindet nach den Freiämtern, die im Mai freiwillig absteigen, bald auch der FC Aarau von der Bildfläche?

In 77 Tagen läuft die Baubewilligung im Torfeld Süd ab. Bis dahin werden die Abbrucharbeiten auf dem Areal beginnen. Mehr als den Zweck, die Baubewilligung aufrechtzuerhalten, hat dies vorerst nicht. Gemäss ihren Aussagen im Dezember will die HRS mit dem Hochbau des Stadions erst beginnen, wenn eine rechtskräftige Baubewilligung für vier rundherum geplante Hochhäuser vorliegt. Bleibt die HRS stur, wird wegen der zu erwartenden Einsprachen gegen die Hochhäuser ziemlich sicher nicht bis 2021 mit dem Stadionbau begonnen.

Derzeit laufen Verhandlungen zwischen der HRS und der Stadt Aarau. Das Ziel: Die HRS auf anderem Weg dazu bewegen, unabhängig von den Hochhäusern mit dem Stadionbau zu beginnen. Denn wird bis 2021 nicht in die Höhe gebaut, verfällt die Ausnahmebewilligung für den FC Aarau, im Profifussball mitzuspielen. Das von René Meier angekündigte Ende würde näher rücken.

Aufgeheiztes Klima
Die Ungewissheit und der Zeitdruck haben das Klima aufgeheizt: Anfang dieser Woche hat «meinstadion.ch», die Gruppe um Ex-FCA-Präsident Michael Hunziker Sanktionen von fünf Millionen für die HRS gefordert, falls das Stadion im Torfeld Süd nicht gebaut würde. Der Hintergedanke des Vorpreschens dürfte taktischer Natur sein: Die Bauherrin soll aus dem Schneckenhaus kriechen und klarmachen, ob sie a) das Stadion überhaupt bauen will und b) wie viel mehr als die ursprünglichen 36 Millionen Franken sie für den Verkauf des Stadions möchte.

Die Aktion sorgte in den HRS-Büros für rote Köpfe. Aber auch aus neutraler Sicht stellt sich die Frage: Helfen die neusten Voten von «meinstadion.ch» dem Projekt? Schaden sie nicht vielmehr der Stadt in deren Gesprächen mit der HRS? Die HRS wird kaum das Stadion von den Hochhäusern entkoppeln und gleichzeitig in einem allfälligen neuen Vertrag mit der Stadt eine Konventionalstrafe akzeptieren.

Neues Stadion in Buchs?
Die Welt kann Ende März, wenn die Stadt über die Verhandlungen informieren will, schon ganz anders aussehen – aber Stand heute gilt zusammengefasst: Wer an eine zeitnahe Realisierung des Stadions im Torfeld Süd glaubt, den muss man schon fast als Träumer bezeichnen. Was heisst: Ein Bauunternehmen beerdigt den Profifussball im Kanton Aargau.

Ausser, es gehen neue Türen auf. Es sind zwar nur Gedankenspiele, aber wegen der schwindenden Hoffnung im Torfeld Süd existieren sie: In FCA-Kreisen wird darüber gesprochen, das neue Stadion auf dem Areal Obermatte in Buchs zu bauen. Diesen Standort hat auch schon der neue Stadtrat Hanspeter Thür (Grüne) vorgeschlagen. Realistisch? Sicher nicht bis 2021. Aber ein neues Projekt, das er der Swiss Football League vorweisen könnte, gäbe dem FC Aarau Luft im Überlebenskampf.

Sanierung als Alternative 
Eine andere Möglichkeit wäre die Brügglifeld-Sanierung. Diese ist alternativlos, wenn der FC Aarau nach der Beerdigung des Torfels-Süd-Projekts nicht in den Amateur-Fussball absteigen, sondern auch nach 2021 in der Challenge League spielen will. Im 94-jährigen Altbau müssten auf der Tribüne Klappsitze montiert, alle Garderoben saniert und der Rasen ausgetauscht werden. Kostenpunkt: Über drei Millionen Franken. Und das nur für die Challenge League. Super-League-Fussball im Brügglifeld ist ab 2021 nicht mehr möglich.

So oder so: Geschieht kein Wunder, übergibt die aktuelle FCA-Führungscrew gemäss «AZ»-Recherchen spätestens 2019 an ihre Nachfolger. Der Glaube bei Präsident Alfred Schmid auf ein Stadion im Torfeld Süd ist nur noch minim. Was dann? Entweder bekommt René Meier recht – oder eine junge Gruppe führt den FC Aarau wie Phönix aus der Asche.

Neue Termine gefunden


Die gestern Mittwoch abgesagten Spiele des FC Aarau und des FC Wohlen sind neu angesetzt: Aarau spielt am Donnerstag, 8. März, um 18.30 Uhr in Rapperswil-Jona, Wohlen empfängt am Samstag, 24. März, Servette.