Das himmeltraurige Wetter half dem 32. Powerman Zofingen vielleicht fast ein wenig

Stefan Ruf, war es die richtige Entscheidung, den 32. Powerman Zofingen durchzuführen?
Auf jeden Fall. Ich bin stolz, was wir als OK mit den alle Beteiligten zustande brachten. Nach der Verschiebung und der Absage des Powerman im letzten Jahr war die Motivation im Keller. Dass lange unklar war, ob wir den Event heuer durchführen können, machte die Sache nicht einfacher. Dann kam noch das himmeltraurige Wetter hinzu. Wobei das vielleicht fast noch geholfen hat: alle gaben ein bisschen mehr, damit der Anlass glückte: Helfer, OK und natürlich die Athleten.

Wie repräsentativ ist ein WM-Rennen, wenn es zum Ausscheidungsrennen wird und bei den Männern nur zwei Drittel, bei den Frauen die Hälfte ins Ziel kommt?
Wie viele Athleten es bis zu Finishline schaffen, ist nie das Hauptkriterium an einer Weltmeisterschaft. Wichtiger ist, dass viele Nationen dabei sind, und mit 28 Ländern waren wir da nicht schlecht aufgestellt. Zudem ist der Powerman Zofingen als eines der härtesten Rennen der Welt bekannt, selbst wenn das Wetter anständig ist. Am Sonntag war eine der drei schlimmsten Ausgaben jeher, was Temperaturen und Niederschlag anging.

Litten Sie mit jenen mit, die auf der Strecke fast erfroren, oder waren das Anfängerfehler wegen schlechter Kleidung?
Es war eine Mischung von beidem. Ich bin selber ein Schlechtwettersportler, tiefe Temperaturen, Regen und Schnee machen mir auch heute beim Langlaufen nichts aus. Es gibt Athleten, die stecken das gut weg, andere weniger. Aber ja, es gab am Sonntag sicher Sportlerinnen und Sportler, die sich nicht gut genug schützen, die schlecht vorbereitet waren. Da geht es nicht nur um Kleider. Man muss sich auch überlegen, wie man ein Rennen bei diesem Wetter mental und taktisch angeht, wie man sich ernährt. Sich umziehen oder genug essen kann aber im Stress des Rennens vergessen gehen, da wäre der Coach gefordert.

Auf der Laufstrecke sah ich Athleten, die mangels Schildern im Wald Abzweigungen erraten mussten. Zuschauer sprachen mich an, weil sie auf dem Gelände Wegweiser vermissten. Auch die grossen Werbetafeln am Stadteingang fehlten. Hat man bei der Beschilderung gespart?
Nicht bewusst. Die Streckensignalisation ist immer eine Herausforderung, speziell für uns, da wir praktisch jedes Jahr Lauf- und Radrunden anpassen müssen. Es wäre sicher gut, hätten wir mal eine konstante Strecke über Jahre. Es kann sein, dass der eine oder andere Pfeil suboptimal postiert war, hinzu kam der Regen, der die Sicht verschlechterte. Alles hat seine Grenzen, die Anzahl Tafeln und auch die Zahl an Helfern, die den Weg weisen. Dass sich auf dem Gelände einige nicht so gut zurechtfanden, hatte auch mit neuen Laufwegen zu tun, weil wegen der Covid-Massnahmen auch viele Abläufe anders waren. Mehr Tafeln ist aber immer auch ein Kostenpunkt. Weil der Internationale Verband neu World Triathlon (WT) und und nicht mehr ITU heisst und ein neues Logo hat, hätten wir vieles neu drucken müssen. Mir ist aber auch aufgefallen, dass es auf dem Gelände Verwirrung gab.

Apropos Kosten – wie sieht die finanzielle Lage aus nach der 32. Ausgabe des Powerman Zofingen?
Ich gehe davon aus, dass wir einigermassen über die Runden kommen. Die Sponsoren hielten uns glücklicherweise die Treue oder kamen gar neu hinzu. So können wir die Zusatzausgaben decken für die vielen Absperrgitter, die wir zusätzlich aufstellen mussten, und die Corona-Tests der Athleten, die zu unseren Lasten gingen.

Wann und unter welchen Voraussetzungen soll der Powerman 2022 stattfinden?
Hoffentlich wieder im gewohnten Rahmen, mit vollem Programm und mehr Atmosphäre. Wir haben den 3. und 4. September reserviert. Bis Ende Jahr sollten wir intern und mit World Triathlon diskutiert haben, ob Zofingen wieder Austragungsort der Langdistanz-WM ist. Heuer sah es so aus, dass die WT froh war, dass wir überhaupt versuchen wollten, den Anlass durchzuführen. Als ich mir am Sonntag die Livestream-Bilder anschaute, dachte ich mir: eigentlich verrückt, das grosse Hawaii sagte seine Ironman-WM und wurde dafür von Athleten stark kritisiert, das kleine Zofingen aber führte den Powerman durch.

Was mir fehlte, war mehr Herz und Seele am Powerman. Nicht nur, aber auch bei der Siegerehrung. Nach dem harten Rennen mussten die Weltmeister die Medaillen selber nehmen, kriegten weder Blumen, noch gab es Konfettiregen.
Das war vor allem Covid-19-reglementsbedingt. Die WT gab im Mai die Weisung durch, auf all das zu verzichten, aber etwa Maske zu tragen auf dem Podium. 2022 ist das hoffentlich wieder lockerer. Und Herzblut zeigten etwa die Volounteers – ich habe trotz dem Hudelwetter niemanden jammern hören.

Hier gibt es Impressionen vom Powerman in Wort, Bild und Video.