
Das Hoffen auf einen «normalen» Betrieb im Regionalvolleyball
Die Hallenvolleyball-Saison 2019/20 wurde kurz vor ihrem Ende abgebrochen, die Saison 2020/21 musste wenige Tage nach ihrem Start gestoppt werden. Für die rund 3600 Hallenvolleyballer im Aargau ein Frust. «Auch ich sagte mir, die Gesundheit geht vor, der Abbruch macht Sinn – aber mein Herz blutete», sagt Jürg Seiler. Der Zofinger ist seit 2015 Präsident von Swiss Volley Region Aargau. Anders als so manches Volleyballteam stand die Arbeit im Vorstand nicht still. Nebst strategischen Projekten hatten Seiler und sein Führungsgremium neue Aufgaben. «Ständig neue Schutzkonzepte, neue Ausgangslagen, das Hoffen, dass es Weitergehen kann mit Trainings und Matchs, Vorbereitungen, um dann wieder einen Gang herunterschalten – es war eine Zeit voller Hektik, brutal fordernd», blickt der 65-Jährige auf die letzten Monate zurück.
Doch es gab auch Lichtblicke. «Zum Glück konnten wir den Betrieb des Nationalen Trainingszentrums in Aarau und die Regionale Trainingsgruppe weiterlaufen lassen», so Jürg Seiler – wenn auch mit Einschränkungen. «Wettkämpfe fielen aus und somit fehlte das, was die Spielerinnen und Spieler motiviert, an ihre Grenzen zu gehen.» Umso mehr schätzt er die Kompetenz seines Trainerstaffs: «Sie leisten Toparbeit, stellten sich auf immer wieder neue Situationen ein und hielten den Eifer bei den Talenten hoch.» Aktuell haben 8 von 16 Spielern in der Nationalmannschaft einen Aargauer Hintergrund, «das spricht definitiv auch für die Kompetenz unserer Trainer um Headcoach Bujar Dervisaj», so Seiler.
Die Agenda wieder mit Terminen füllen?
Doch vom professionellen Betrieb im Nachwuchs- und Talentförderungsbereich zurück zum Breitensport. Unlängst vermeldete Swiss Unihockey, dass die Zahl der Lizenzierten leicht zurückging und sich weniger Teams für die Meisterschaft einschrieben. Befürchtet Jürg Seiler, dass in «seinem Verband» auch Mannschaften von der Bildfläche verschwinden? «Bis jetzt deutet bei uns nichts auf rückläufige Zahlen hin.» Mehr dazu könne man im Sommer anhand der Lizenzbestellungen sagen. «Wer wirklich spielen will, will das auch nach der Zwangspause und bleibt dem Volleyball treu», ist Seiler überzeugt, aber eine gewisse Angst sei da. Die Leute hätten sich an die corona-bedingte zusätzliche Freizeit gewöhnt, «ich hoffe, die meisten füllen ihre Agenden jetzt wieder mit Volleyballtrainings».
Eine Baustelle, die bei vielen Vereinen seit längerem bestehe, habe Covid-19 allerdings verschärft. «Viele Teams bestehen seit Jahren aus den selben Spielerinnen, die Jungen rücken zu spät nach – nun kommt es auf einmal zu Wachablösungen, für die noch nicht alle bereit gewesen wären.» Umso wichtiger sei es, im Nachwuchsbereich breit abgestützt alle möglichen Stärkeklassen zu fördern und Talente so gut und früh wie möglich in den Aktivteams zu integrieren. Damit man sie auch dann nicht verliert, wenn sie etwa für die U21 zu alt sind.
Bei den Vereinen den Puls fühlen
Bei der Präsidentenkonferenz am 18. Juni per Videotelefonie will Jürg Seiler den Puls fühlen bei den Vereinen. Er weiss, dass es Fragen gibt, was die Reduktion von Gebühren für (fast) ungebrauchte Lizenzen angeht. «Grundsätzlich hoffen wir auf die Solidarität unserer Mitglieder und das Verständnis dafür, dass im Verband trotz Meisterschaftsausfall Kosten anfielen», betont er. Sobald die Jahresrechnung Ende August erstellt sei, prüfe man, ob und wie der SVRA den Clubs entgegenkommen könne.
Dass mit den neusten Lockerungen der Corona-Einschränkungen der regionalen Beachvolley-Saison nichts mehr im Wege steht, freut Seiler. «Ich wünsche mir, dass wir auch im Herbst in der Halle möglichst schnell zu einem normalen und sicheren Meisterschaftsbetrieb zurückkehren können, ich bin optimistisch.» Wie die Schutzkonzepte dann aussehen, darüber mag er noch nicht sinnieren. «Das Impfen dürfte einiges bringen, aber wir müssen vorsichtig bleiben», sagt der Verbandspräsident, der Ende 2020 selber an Covid-19 erkrankte. «Aber jetzt bin ich wieder fit und will, wie hoffentlich viele Volleyballer, Vollgas geben.»