Das neue Haus C der Luzerner Psychiatrie ist wohnlicher

Rund um die Psychiatrie gibt es viele Vorurteile und Halbwahrheiten. Wie etwa: Da werden die Menschen einfach mit Medikamenten ruhiggestellt. Oder die Patienten werden sogar in Gummizellen eingesperrt. Dabei kommt es nur in Ausnahmefällen zu Aufenthalten im sogenannten Intensivzimmer, zum Beispiel bei akuter Selbst- oder Fremdgefährdung. Das sind nicht die einzigen Mythen, die in der Öffentlichkeit herumgeistern. Weitere sind: Grosse düstere Schlafräume, ein gemeinsames Bad, Dusche WC und Elektroschocktherapien.

Dass dies jedoch schon längst der Vergangenheit angehört, zeigt ein Rundgang durch den Neubau in der Klinik St. Urban. Es gibt zwar noch Sicherheitszimmer, doch selbst diese sind mit einem Fenster und einem speziellen übergrossen Computer an der Wand ausgestattet. Letzteres ist bruchsicher, damit der Patient auch mit der Aussenwelt kommunizieren kann und sich selbst zu beschäftigen weiss. «Dies ist ein Pilot-Projekt auf einer Akutstation», sagt Peter Schwegler, Direktor/CEO der Luzerner Psychiatrie.

Der Neubau in St. Urban – er kostet gut 36 Millionen Franken – ersetzt das alte Haus C. Dieses wurde Anfang 1960er-Jahre gebaut und war somit das älteste Gebäude der Klinik. Mit seiner Schlichtheit fügt sich der Neubau harmonisch ins bestehende Klinikareal ein. Das Gebäude ist beigefarben und hat grosse Fenster. Die Architekten konnten durch eine geschickte Gliederung das Maximum an Tageslicht herausholen, was für depressive Menschen besonders wichtig ist. Die Räume seien grosszügiger und heller gestaltet als die alten, erklärt Pflegedienstleiter Stefan Kuhn.

Dadurch böten sie mehr Intimsphäre, weil es nunmehr fast nur noch Einer- und Zweierzimmer gebe. In der Alterspsychiatrie werde auch darauf geachtet, dass starke Farbkontraste für Menschen mit Sehbehinderung als Orientierungshilfe dienten. Auch der Tatsache, dass sich demente Menschen gerne bewegen, wurde entsprochen. Diese Patienten können täglich ihren Rundgang machen, in den Innenhof gehen oder in den Demenzgarten. Richtig schön wird der Garten indes erst im Frühling erscheinen, wenn es wieder grünt und blüht.

Im Neubau wurden drei Stationen für die Alterspsychiatrie eingerichtet: eine für Depressionen und Stressfolgeerkrankungen und eine Station für die Rehabilitation. Gegenüber dem Altbau stehen der Klinik St. Urban nun drei Betten mehr pro Station zur Verfügung. Zudem hat jede Station mehrere Aufenthaltszonen und je zwei integrierte Aussenräume. Das grössere Platzangebot kommt nicht nur den Patienten entgegen, sondern auch dem Pflegepersonal und den Besuchenden.

Das wohnliche Ambiente und mehr Intimsphäre sollen gemäss Direktor Peter Schwegler den Gesundungsprozess unterstützen. Es sei deshalb bewusst viel mit natürlichen Materialien wie Holz gearbeitet worden.

Auch Regierungsrat Guido Graf würdigte den Neubau. Und betonte, «dass die psychische Gesundheit genauso wichtig ist wie die körperliche». Der Luzerner Psychiatrie, insbesondere auch Peter Schwegler, ist es ein Anliegen, dass die «alten Zöpfe» in der Psychiatrie abgeschnitten würden. Und er will anlässlich des «Tages der offenen Türe» zeigen, dass die Psychiatrie offener und moderner geworden ist und mit dem Patienten auf Augenhöhe.

Dass die Psychiatrie bereit ist, neue Wege zu gehen, zeigt auch der neu geschaffene Raum «Snoezelenraum». Mit Licht, Ton und Aromen versucht man eine Wohlfühl-Oase für den Patienten zu schaffen. Je nach Behandlungsziel könne man mit den entsprechenden Reglern für Entspannung oder Aktivierung sorgen, erklärte Julius Kurmann, Chefarzt der Stationären Dienste.

Bis Ende Januar 2019 soll das Haus C laut Direktor Peter Schwegler voll in Betrieb sein. Bereits läuft auch die Planung für die Sanierung des ebenfalls in die Jahre gekommene Hauses B. Dieses soll dann Ende 2020/Anfang 2021 bezugsbereit sein.