Bereits als kleiner Bub erschreckte Markus Grimm seine Mutter, indem er plötzlich eine Blindschleiche aus seiner Hosentasche zog. Reptilien haben es dem heute 57-Jährigen schon immer angetan. Während der Lehre zum Chemielaboranten schaffte er sich die erste Schlange an und als er 1990 nach Afrika reiste und dort erstmals ein Chamäleon in freier Wildbahn sah, war es endgültig um ihn geschehen.

Zurück in der Schweiz stiess er in der «Tierwelt» auf ein Inserat, in dem ein Jemen-Chamäleon angeboten wurde, und zögerte nicht lange. «Diese Art verzeiht kleinere Haltungsfehler, was die Pflege relativ einfach macht», sagt Grimm. Schon bald suchte er nach grösseren Herausforderungen und schaffte sich ein Panther-Chamäleon an. Irgendwann war es dann gar ein Tiger-Chamäleon.

«Über diese Art war damals noch nichts bekannt. Ich musste alles selber herausfinden», sagt Grimm, der nach einer Umschulung als Informatiker arbeitet. Genau das war der Reiz. «Ich bin ein Tüftler, muss immer ein Projekt am Laufen haben», sagt er. Dank dieser Tüftelei war es 2004 so weit: Er erhielt den Alfred-A.-Schmidt-Preis für die erste weltweit gelungene Nachzucht von Tiger-Chamäleons. «Da es ein absolutes Novum war, ist dies für mich bis heute der absolute Höhepunkt», sagt Grimm, der sich mittlerweile auch über Nachwuchs bei den Europäischen Chamäleons freuen durfte.

Chamäleons sind in vieler Hinsicht erstaunliche Wesen. So kann die Länge ihrer Zunge bis zu zweieinhalbmal ihrer Körperlänge entsprechen. Sie liegt aufgestülpt auf dem Zungenbein und schnellt heraus, um eine Beute zu fangen. Seine Farbe ändert das Chamäleon, wenn es gestresst, paarungsbereit oder das Weibchen trächtig ist – und nicht etwa, um sich dem Hintergrund anzupassen. Die speziellen Füsse, bei denen je zwei und drei Finger zusammengewachsen sind, unterstützen es beim Klettern, der Schwanz dient dabei als fünftes Bein.

Dies betont er auch an den Sachkundeschulungen, die er im Auftrag von Sara-CH (Sachkunde Reptilien Amphibien Schweiz) für den Bereich Chamäleon gibt. Für deren Haltung braucht es in der Schweiz eine Wildtierhaltebewilligung, inklusive Sachkundenachweis. Bisher haben rund 350 Leute bei Markus Grimm einen solchen Kurs absolviert. Grimm erstellt zudem im Auftrag für unterschiedliche Veterinärämter Gutachten für den Bereich Chamäleon. Und doch betont er: «Es ist und bleibt für mich ein Hobby.»

In seiner Wohnung hält er zurzeit nur kleinere Arten. Die grösseren Exemplare hat er bei einer Kollegin untergebracht. «So sind sogar Ferien möglich. Ab und zu schaut auch meine 18-jährige Tochter, die selber Geckos hält, zu den speziellen Haustieren», sagt Grimm. Doch, ob auf den Seychellen oder im Togo, sind Markus Grimms Ferien immer nur durch eines bestimmt: Chamäleons in freier Wildbahn beobachten zu können. «Nur so kann man sie auch korrekt und artgerecht halten», ist er überzeugt.