
Das Oltner Gastspiel von Brennan Othmann und Mason McTavish ist zu Ende
Selbst das optionale Training am Morgen nach dem intensiven und verrückten 6:5-Sieg in der zweiten Verlängerung gegen den HC Sierre wollen sich Mason McTavish und Brennan Othmann nicht entgehen lassen. «Was sollen wir auch anderes tun?», witzelt Othmann und lacht. Die beiden 18-Jährigen haben für ihre zweitletzte Trainingseinheit ihre Gitterhelme zur Seite gelegt, als würden sie damit bestätigen wollen: Unser Juniorendasein in der Schweiz ist zu Ende.
Tatsächlich war mit Dion Knelsens Siegtreffer, der den Einzug in die Playoff-Halbfinals besiegelte, klar geworden, dass McTavish und Othmann am Dienstag die letzte Partie für den EHC Olten bestritten haben. Denn die Teenager haben ein Aufgebot der kanadischen Nationalmannschaft für die im April in Texas stattfindende U18-WM erhalten. Heute absolvieren sie ihr letztes Training im Kleinholz, worauf sie sich vom Team verabschieden und morgen Freitag in ihre Heimat zurückkehren. Dort wartet auf die beiden eine 14-tägige Quarantäne, die sie in ihrem Elternhaus – McTavish in Ottawa, Othmann in Toronto – absolvieren dürfen, ehe sie in die WM-Bubble des U18-Nationalteams einrücken werden.
Die NHL-Prospects werden sich sowohl mit einem lachenden als auch weinenden Auge verabschieden. «Es ist schade, dass wir mitten in den Playoffs ein solch aussergewöhnliches Team verlassen müssen. Andererseits wartet auf uns eine grossartige Möglichkeit, unser Heimatland zu repräsentieren. Ich bin stolz, dass ich an einer WM für Kanada spielen darf und freue mich sehr darauf», sagt McTavish, während es Othmann kaum erwarten kann: «Ich weiss von einigen Kollegen, die auch ein Aufgebot haben. Ich freue mich darauf, sie zu sehen und mit ihnen Grosses zu erreichen. Es wird eine aufregende Zeit.»
Wertvolle Erfahrung und ein passendes Ende
So ereignisreich ihre nächsten Wochen sein werden, so gerne werden die Talente den EHC Olten in Erinnerung behalten. «Es war eine grossartige Zeit und ich bin dankbar, dass ich die Chance bekam, hier zu spielen. Die Jungs sind super Typen und die Trainer haben uns unglaublich viel beigebracht. Es war eine sehr wertvolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte», sagt Mason McTavish. Mit dem rechtzeitigen Einzug in die Halbfinals sei es nun etwas einfacher, loszulassen, ergänzt Brennan Othmann. «Wir haben nach dem zweiten Playoffspiel von unserem Aufgebot erfahren und wussten daher, dass wir kein siebtes Spiel absolvieren könnten. Ich bin froh, konnten wir die Serie noch erfolgreich zu Ende bringen», so Othmann weiter.
Das Duo streicht in seinem Fazit auch gerne den Aufenthalt bei EHCO-Präsident Marc Thommen und seiner Familie heraus. «Sie haben es uns einfacher gemacht, von unserer Heimat weg zu sein. Ich habe mich sehr wohl gefühlt», sagt McTavish. Und Othmann ergänzt: «Sie waren so viel mehr als eine Gastfamilie. Sie haben uns so behandelt, als wären wir ihre Söhne. Ich werde die Zeit hier in Olten mein Leben lang nicht vergessen.»
Plötzlich richtet sich die weltweite Aufmerksamkeit nach Olten
Mason McTavish, der gegenüber Brennan Othmann in physischer Hinsicht rund fünf Jahre voraus ist, hat laut Experten insbesondere im Zweikampfverhalten sowie im Skatingbereich enorme Fortschritte erzielt. Er selber glaubt jedoch, mental am meisten profitiert zu haben. «Ich denke, ich konnte viel für mein Selbstvertrauen tun. In eine Mannschaft zu kommen, der es gerade nicht gut läuft, ist nicht einfach. Viele der Jungs haben schon so viel erlebt in ihrer Karriere, niemand hatte aufgegeben. Ich werde sicher mitnehmen, stets positiv zu bleiben und immer an mich zu glauben», sagt er. Othmann hat gemäss Experten vor allem punkto Spielintelligenz enorm zugelegt.
Die Visite von McTavish und Othmann hat dem EHC Olten als Organisation weltweite Eishockey-Aufmerksamkeit beschert. Die Oltner dürften es dadurch beim einen oder anderen Kanadier auf die Eishockeylandkarte geschafft haben. Denn die Augen zahlreicher NHL-Scouts waren auf die EHCO-Partien gerichtet, sie bemühten sich von Spiel zu Spiel um einen Livestream-Zugang. So waren Sportchef Marc Grieder und Trainer Fredrik Söderström regelmässig von Scouts über den Fortschritt der Talente befragt worden. Mit dem Einzug in die Halbfinals meldete sich sogar ein Scout des NHL-Teams der Buffalo Sabres, wonach er dank dem Beobachten der beiden jungen Kanadier grosse Sympathien für die Powermäuse entwickelt habe.
«Das Experiment hat sich gelohnt. Natürlich hätten wir sie gerne länger behalten, aber es war für uns immer ein kalkuliertes Risiko, dass sie sich plötzlich verabschieden müssen», hält Sportchef Marc Grieder fest. Trainer Fredrik Söderström meint: «Als wir den Deal eingegangen sind, wussten wir nicht so recht, was wir erhalten würden. Sie kamen als Junioren, nun gehen sie als Spieler, die im Männerhockey angekommen sind und ein ganzes Team mitreissen können. Wir lassen sie nur ungern ziehen, aber damit werden wir im Halbfinal klarkommen müssen.» Für ihn sei es eine Ehre gewesen, «dass ich sie ein Stück weit in ihrer noch jungen Karriere begleiten durfte.»